Auf einen Blick
- Snowfarming in Tirol sorgt für hitzige Diskussionen
- Schneedepots sind ökologisch besser als ihr Ruf
- Schneedepots kosten 9 bis 12 Franken pro Kubikmeter
Ein weisser Schneestreifen mitten im Grünen im Tirol (A) löst in den sozialen Medien Hunderttausende Kommentare und hitzige Diskussionen aus. Das Skigebiet Kitzbühel hat am Wochenende am Resterkogel dank Schneedepots die erste Piste geöffnet.
Das Skigebiet reicht gerade mal bis auf 2000 Meter über Meer hinauf. Seit 2008 setzen die Bergbahnen auf das sogenannte Snowfarming, bei dem Schnee aus dem vergangenen Winter abgedeckt oder eingelagert wird. Das Vorgehen löst Jahr für Jahr Kritik aus. Es sei nicht ökologisch, schreiben viele. Man wolle mit aller Gewalt den Winter erzwingen, bemängelt ein Kommentarschreiber.
Schnee wird mit Vlies überdeckt
Auch in der Schweiz setzen mehrere Gebiete auf Snowfarming. Im Skigebiet Mürren-Schilthorn BE werden im Sommer jeweils zwei Schneedepots mit 95'000 Kubikmetern Schnee angelegt. Die Dimensionen: 170 auf 40 Meter und 80 auf 40 Meter, jeweils trapezförmig bis auf zehn Meter Höhe aufgeschüttet und mit Gletschervliesbahnen überdeckt.
Vor dem Saisonstart wird der Depotschnee dann mit Pistenfahrzeugen verteilt. Das ist bereits geschehen. Das Skigebiet hat am 2. November den Wochenendbetrieb gestartet.
Als Alternativen hätten die Installation einer Beschneiungsanlage oder eine umfassende Pistenkorrektur im Raum gestanden, schreiben die Bahnen auf ihrer Homepage. Aus ökologischer Sicht und der Perspektive des Landschaftsschutzes schneide ein Depot jedoch besser ab, heisst es weiter.
Kritik überrissen
Die ökologische Kritik am Snowfarming ist denn auch überrissen: Viele Gebiete stellen den später im Depot untergebrachten Schnee während der Saison unter Idealbedingungen her. Dann verbraucht die Produktion von Kunstschnee massiv weniger Energie, als wenn dies im Herbst geschieht. Die Bilanz ist auch dann noch positiv, wenn beim Lagerschnee ein Substanzverlust von 20 bis 30 Prozent berücksichtigt wird. Zudem werden die auf diese Weise präparierten Pisten und Loipen von Athleten für Trainings genutzt, die so nicht ins ferne Ausland fliegen müssen.
Diese Möglichkeit bieten dank Snowfarming auch das Skigebiet Adelboden-Lenk BE oder die Langlaufloipe im Flüelatal in Davos GR, die vorletzten Freitag geöffnet hat. Saas-Fee VS setzt ebenfalls seit einigen Jahren auf Snowfarming, damit bereits im November ein breiteres Pistenagebot zur Verfügung steht. In tieferen Lagen wie im Flüelatal schneidet Sägemehl zum Schutz des Altschnees deutlich besser ab als Vlies.
Die Schneedepots verursachen bei den Bergbahnen hohe Kosten. Gemäss dem Institut für Schnee- und Lawinenforschung kostet der Kubikmeter neun bis zwölf Franken, also zwei- bis dreimal so viel wie konventionell produzierter Kunstschnee.