Front gegen Skeptiker wächst
Covid-Gesetz führt zu Krach unter Milliardären

Impfungen, das Zertifikat und die Covid-Abstimmung vom 28. November spalten nicht nur die Gesellschaft. Auch Milliardäre geraten sich in die Haare. Zwei erfolgreiche Finanzunternehmer streiten öffentlich, während sich Skeptiker zum Gespött im Internet machen.
Publiziert: 13.11.2021 um 00:12 Uhr
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Aktualisiert: 13.11.2021 um 09:25 Uhr
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Die drei Gründer der Partners Group (v.l.): Urs Wietlisbach, Alfred Gantner und Marcel Erni. Wietlisbach und Gantner sind sich jetzt in die Haare geraten.
Foto: Gian Marco Castelberg

Es rumort in der Skeptiker-Szene. Das Internet machte diese Woche den «Liberté»-Schlachtruf der Corona-Massnahmengegner zum Gespött - mit dem Twitter-Hashtag «LieberTee». Dies, nachdem schon der Hashtag «TrychlerGrounding» die Twitter-Trends in der Schweiz dominierte. Im Zürcher Hauptbahnhof abgestellte und verlassene Trycheln - das Bild von abgehauenen Skeptikern sorgte im Internet für Häme und auch Witz.

Jetzt legen selbst die einflussreichsten Skeptiker-Kreise noch einen drauf bezüglich Spaltung ihrer Szene. Diese Woche wurde bekannt, dass die Milliardäre Simone und Urs Wietlisbach 600'000 Franken in die Kampfkasse des Komitees «Gesund und frei» zahlten. Das Komitee will die Annahme des Covid-19-Gesetzes am 28. November unter allen Umständen verhindern. Das führt jetzt zu Krach unter Milliardären.

Simone Wietlisbach machte vor laufender Kamera unter anderem die Aussage, 40 Prozent der Patientinnen und Patienten auf Intensivstationen seien laut nicht näher beschriebenen Studien doppelt geimpft. Freimütig erklärte Wietlisbach, sie und ihr Mann hätten die Hunderttausenden von Franken für den Kampf gegen das Covid-Gesetz gespendet - fast die Hälfte des Komitee-Budgets von 1,3 Millionen Franken. Diese und ähnliche Aussagen brachten jetzt offenbar das Fass für den Geschäftspartner von Urs Wietlisbach zum Überlaufen, Milliardär Alfred Gantner.

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Milliardär distanziert sich von Milliardär

Zusammen haben Urs Wietlisbach und Alfred Gantner 1996 die Partners Group gegründet, ein weltweit tätiges Finanzunternehmen, das 1500 Menschen beschäftigt, einen Börsenwert von 42 Milliarden Franken hat und Mitglied im Leitindex SMI ist. Nun sorgen die Aussagen der Wietlisbachs für Zoff. Sogar die Partners Group distanziert sich von der Aktion ihres Mitgründers. «Als Unternehmen möchten wir bekräftigen, dass wir den Bundesrat und die Behörden in ihrem Kampf gegen die Pandemie unterstützen», heisst es in einer Mitteilung vom Freitag.

Auch Gründungskollege Alfred Gantner ist sauer. Er lässt verlauten, dass er sich «zu hundert Prozent» vom Komitee distanziere und den Bundesrat in seinem Kampf gegen die Pandemie unterstützen. «Ich bin daher für das Covid-Gesetz», sagt Gantner.

Urs Wietlisbach hingegen beteuert gegenüber dem «Tages-Anzeiger», er sei «stolz auf seine Frau», dass sich diese «für ihre Schweiz» einsetze. Für ihn seien auch die Geimpften Treiber der Pandemie, weil diese «Abstands- und Hygieneregeln oft missachten, aber selbst ansteckend sind».

Gantner befürchtet politischen Schaden

Schliesslich geht es Wietlisbach um das Covid-Gesetz. Er störe sich an einem Gesetz, das «dem Bundesrat bis 2031 grosse Machtbefugnisse am Parlament vorbei einräumt.» Wietlisbach betont, diese Meinung vertrete er als Privatperson und nicht als Vertreter seiner Firma.

Geschäftspartner Gantner befürchtet, die Wietlisbachs könnten mit ihren Aussagen und der 600'000-Franken-Spende bereits politischen Schaden angerichtet haben. Denn Gantner selber engagiert sich politisch. Als Mitgründer der Vereinigung Kompass Europa stellte er sich gegen das mittlerweile gescheiterte Rahmenabkommen mit der EU und wirbt für eine eigenständigere Schweiz im Verhältnis zur EU.

Kompass Europa habe nichts mit dem Kampf gegen das Zertifikat zu tun, betont Gantner. Doch auch sein eigenes Engagement könnte leiden. Gantner liess immer wieder hohe Beträge spenden. So stellte er etwa zwei Millionen Franken für coronageschädigte Firmen zur Verfügung. (kes/zis)

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