Im Sommer streicht die Swiss 100 Flüge, rund 10'000 Passagiere sind betroffen. Der Grund: Personalmangel. Dabei gibt es rund 150 Mitarbeiter, die arbeitswillig wären. Ihnen droht gar die Entlassung. Grund: Sie sind ungeimpft.
Wie die «Sonntagszeitung» berichtet, hält die Airline trotz Personalmangel am Impfobligatorium fest. Dafür gebe es «fürsorgliche sowie operationelle Gründe». Es sei zu komplex, bei der Einsatzplanung auf ungeimpftes Flugpersonal Rücksicht nehmen zu müssen.
Jetzt äussern sich erstmals betroffene Mitarbeiterinnen. «Ich würde gerne wieder fliegen, aber darf leider nicht», wird Pilotin Chantal Biollay zitiert. Flight-Attendant Sibylle Oswald pflichtet ihr bei. Auch sie würde gerne wieder an Bord arbeiten. Sich impfen zu lassen, ist offenbar keine Option.
«Absurde Ungleichbehandlung»
Swiss lässt auch zwei Monate nach Ende aller Corona-Massnahmen einen Teil des Personals und damit der Flotte am Boden. Davon betroffen ist ungeimpftes Personal. Einigen von ihnen hat die Fluggesellschaft bereits gekündigt. Andere sind freigestellt. Auch ihnen droht, wie Ende 2021 beschlossen, die Kündigung.
Biolley, die 15 Jahre im Cockpit sass, spricht von einer «absurden Ungleichbehandlung». Sie wisse von «viel Personal mit abgelaufenem Covid-Zertifikat». Dieses lasse die Swiss arbeiten, nicht aber Ungeimpfte.
Zudem herrscht nur in wenigen Swiss-Destinationen Impfpflicht für Einreisende, so in Thailand, Kanada, Brasilien, Singapur, Indien, Südafrika und den Vereinigten Arabischen Emiraten. In allen anderen Destinationen können Ungeimpfte einreisen.
Swiss beharrt auf Impfobligatorium
Oswald, die bis vor kurzem Flight-Attendant war, durfte als Ungeimpfte ebenfalls nicht mehr fliegen. Als Alternative zur drohenden Entlassung liess sie sich frühpensionieren und hat inzwischen einen Teilzeitjob ausserhalb der Flugbranche. Auch sie würde gerne Swiss-Kunden, die wegen abgesagter Flüge verärgert sind, wieder glücklich machen. «Würde die Swiss mich anfragen, würde ich mir überlegen, wieder im Flugzeug zu arbeiten.»
Die Swiss beharrt auf ihrem Entscheid. «Die Impfung bietet unverändert den besten Schutz vor schweren Erkrankungsverläufen und entspricht immer noch den Empfehlungen der relevanten Fachbehörden», wird ein Sprecher zitiert. Trotz Lockerungen in der Schweiz seien die Einreisebestimmungen an vielen Destinationen nach wie vor strikt und könnten sich immer kurzfristig ändern.
Zudem sei unsicher, wie sich die Lage im Herbst entwickeln werde. «Eine unterschiedliche Handhabung bei den Crew-Membern hätte eine hohe Komplexität in der Einsatzplanung zur Folge und würde eine Ungleichbehandlung darstellen.» (kes)