Die Pleite des deutschen Reiseriesen FTI zieht weite Kreise. Feriengäste bangen um ihre Reise oder die Rückkehr, Angestellte fürchten um ihre Jobs, und in vielen Reisebüros stehen aufgrund endloser Umbuchungen Überstunden an.
Die Insolvenz des drittgrössten europäischen Reiseveranstalters betrifft nicht nur rund 60’000 Reisende, sondern sie sorgt auch für Veränderungen auf dem grossen deutschen Reise- und Urlaubsmarkt. Mitbewerber profitieren von der FTI-Krise – darunter auch die Schweizer Hotelplan Group.
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Hotelplan glaubt an «nachhaltigen Zuwachs»
Jetzt, kurz vor Beginn der Sommerferien, hat der FTI-Fail ganz konkrete Auswirkungen. Der «Bild»-Zeitung berichtet Karlheinz Kögel von der deutschen Veranstaltermarke Eurowings Holidays von einem «sprunghaften Anstieg der Buchungseingänge um mehr als 70 Prozent gegenüber vergleichbaren Zeiträumen vor der FTI-Insolvenz.»
Auf solche Werte kommt auch Laura Meyer, Chefin der Hotelplan Group: «Bei unserer Deutschland-Tochter Vtours registrieren wir einen Zuwachs in ähnlichem Ausmass. Ich gehe davon aus, dass wir das nicht nur kurzfristig, sondern abgeschwächt auch nachhaltig spüren werden.»
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Onlinetochter Vtours macht über eine Milliarde Umsatz
Vtours? Das deutsche Onlineunternehmen, von der Hotelplan Group 2019 übernommen, hat hierzulande ausserhalb der Reisebranche kaum jemand auf dem Zettel. Dabei ist das eine grosse Nummer im Portfolio des Schweizer Reiseveranstalters.
Vtours, mit Sitz in Aschaffenburg nahe bei Frankfurt, ist ein Reiseanbieter mit Fokus auf das B2B-Geschäft; der Verkauf findet über stationäre und Onlinereisebüros statt.
Den gesamten Umsatz von Vtours, dessen Schweizer Ableger seit Anfang 2024 hierzulande als Vtours Suisse auftritt, beziffert das deutsche Touristikfachmagazin «FVW» für das abgelaufene Geschäftsjahr 2023 auf insgesamt 602 Millionen Euro.
So dominant wie in Deutschland tritt FTI hierzulande längst nicht auf. Anbieter wie Dertour Suisse (Kuoni, Helvetic Tours), TUI Suisse, die Hotelplan Group und die Globetrotter Group stehen stärker im Markt. Trotzdem: Mit einem Umsatz, der gemäss dem FTI-Group-Geschäftsbericht in der Schweiz um die 150 Millionen Franken liegt, kann sich das Unternehmen hierzulande durchaus sehen lassen.
Die FTI Touristik AG mit Sitz in Allschwil BL beschäftigt an verschiedenen Schweizer Standorten rund achtzig Angestellte. Von der Insolvenz der deutschen Mutterfirma FTI Touristik GmbH sind auch rund 10’000 Schweizer Feriengäste betroffen.
Hauptaktionär der FTI ist der Schweizer Samih Sawiris, bekannt von seinem erfolgreichen Resort in Andermatt. Ein Rettungsversuch durch die US-amerikanische Private-Equity-Firma Certares war schon verkündet, kam dann aber nicht zustande.
So dominant wie in Deutschland tritt FTI hierzulande längst nicht auf. Anbieter wie Dertour Suisse (Kuoni, Helvetic Tours), TUI Suisse, die Hotelplan Group und die Globetrotter Group stehen stärker im Markt. Trotzdem: Mit einem Umsatz, der gemäss dem FTI-Group-Geschäftsbericht in der Schweiz um die 150 Millionen Franken liegt, kann sich das Unternehmen hierzulande durchaus sehen lassen.
Die FTI Touristik AG mit Sitz in Allschwil BL beschäftigt an verschiedenen Schweizer Standorten rund achtzig Angestellte. Von der Insolvenz der deutschen Mutterfirma FTI Touristik GmbH sind auch rund 10’000 Schweizer Feriengäste betroffen.
Hauptaktionär der FTI ist der Schweizer Samih Sawiris, bekannt von seinem erfolgreichen Resort in Andermatt. Ein Rettungsversuch durch die US-amerikanische Private-Equity-Firma Certares war schon verkündet, kam dann aber nicht zustande.
Hotelplan-Group-Chefin Meyer hat Verständnis für die schwierige Situation, die durch die FTI-Insolvenz bei vielen Stakeholdern entstanden ist: «Es tut mir leid um die Mitarbeitenden, die Kundschaft und die Geschäftspartner von FTI.»
Gleichzeitig aber bietet sich damit dem Schweizer Unternehmen, das aktuell von seiner langjährigen Firmenmutter Migros zum Verkauf gestellt wird, eine vorteilhafte Situation. Durch die FTI-Pleite kann die Hotelplan Group an Umsatz, Bedeutung und Marktanteilen zulegen, was sie zu einer attraktiveren Braut macht.
Schweizer beerben FTI vor allem bei den Destinationen Ägypten und Türkei
Die Gründe dafür, dass Vtours seine Umsätze aktuell im zweistelligen Prozentbereich steigern kann, sieht man bei der Hotelplan Group jedenfalls ganz klar im FTI-Fiasko, wie eine Sprecherin sagt: «Wir führen die Steigerung auf die Insolvenz der FTI Touristik GmbH zurück, da diese vor allem seit der FTI-Insolvenz-Bekanntgabe signifikant spürbar ist.»
Was man bei der Noch-Migros-Tochter ebenfalls weiss: bei welchen Destinationen man FTI hauptsächlich beerben kann. «Es betrifft vor allem Ägypten, die Türkei und die Vereinigten Arabischen Emirate sowie weitere Ziele am Mittelmeer.»