Darum gehts
- Schweizer Regionalflughäfen in Gefahr durch Kürzung der Bundesgelder für Flugsicherung
- Flugplätze befürchten massive Gebührenerhöhungen und Sicherheitsrisiken ohne Unterstützung
- Subventionen sollen von 30 auf 5 Millionen Franken gesenkt werden
Am Bodensee läuten die Alarmglocken. Der Flughafen St. Gallen-Altenrhein ist in seiner Existenz bedroht, wenn der Bund die Unterstützungsgelder absägt. Die Schweizer Regierung will in der Luftfahrt sparen und die Subventionen für Regionalflugplätze von 30 auf 5 Millionen Franken senken. Das Ansinnen ist in der Vernehmlassung. Der Spar-Hammer würde den Bodensee-Airport hart treffen.
Neben dem St. Galler Regionalflugplatz profitieren momentan noch sieben weitere lokale Flughäfen von der Finanzspritze. Diese ist für die Flugsicherung vorgesehen. Auf fast allen Plätzen wird diese von Skyguide gewährleistet. Kommt das Sparpaket des Bundesrats durch, würden nur noch die Flugplätze Grenchen SO und Bern-Belp eine Unterstützung erhalten. La Chaux-de-Fonds NE, Samedan GR, Sion, Lugano und Buochs NW gingen leer aus. Wie steht es also um diese Regionalflughäfen? Müssten auch sie den Betrieb einstellen, wenn die Bundesgelder nicht mehr fliessen?
«Wir müssten die Gebühren erhöhen»
Das Sparpaket sorgt in den Regionen für grosse Sorgen. «Das wäre für uns eine sehr herausfordernde Situation», erklärt Christian Gorfer, Sprecher des Engadin Airport, gegenüber Blick. Als einer der einzigen Flughäfen betreibt Samedan einen eigenen Flugsicherungsdienst. «Gegenüber Skyguide sind wir bei den Kosten rund zwei Drittel tiefer», meint Gorfer. Wie lange dieser Dienst noch beibehalten werden kann, sei aber nicht sicher. «Falls Samedan den Skyguide-Dienst einführen müsste, wird dies nicht zu finanzieren sein.»
Sogar im Solothurnischen schlägt man Alarm. Der Airport Grenchen würde zwar auch unter den neuen Vereinbarungen einen kleinen Batzen erhalten. Und trotzdem sagt André Bourquin, Verwaltungsratspräsident vom Airport Grenchen: «Es ist zu befürchten, dass die massiven Kürzungen dazu führen, dass die verbleibenden Mittel nicht einmal für die Erbringung der Flugsicherung reichen.» Bereits jetzt seien die finanziellen Ergebnisse knapp ausreichend.
In La Chaux-de-Fonds ist für Flugplatzdirektor Philippe Clapasson klar, dass das Sparprogramm das Ende der Flugsicherung bedeuten würde. «Dies würde eine erhebliche Verringerung der Sicherheit bedeuten, insbesondere für einen Flughafen in den Bergen mit oft komplizierten Wetterbedingungen», meint er. Zu weiteren Folgen möchte er sich nicht äussern.
Auch in Bern ist man nicht glücklich mit dem Sparprogramm. «Es würde eine sehr grosse Deckungslücke entstehen», sagt Urs Ryf, CEO des Flughafens Bern. Die Folge: «Wir müssten die Anfluggebühren um den Faktor 4 bis 5 erhöhen. Betroffen wären vor allem die Ausbildungsflüge, welche über 50 Prozent der Flugbewegungen in Bern ausmachen.»
Keine IFR-Flüge ohne Flugsicherung
Doch was bedeutet es genau, wenn ein Flugplatz keine Sicherung mehr gewährleisten kann? Können dann überhaupt noch Flieger starten und landen? Wäre das gleichbedeutend mit dem Ende des Betriebs? Skyguide-Sprecherin Pia Wertheimer erklärt: «Für Maschinen, die nach Instrumentenflugregeln (IFR) operieren, braucht es einen zertifizierten Flugsicherungsdienstleister. Ohne Flugsicherung sind auf Schweizer Flugplätzen keine IFR-Flüge möglich», sagt sie zu Blick.
Anders verhält es sich mit Klein- oder Sportfliegern, die nach Sichtflugregeln unterwegs sind. «Sie bedürfen keiner Flugsicherung», sagt Wertheimer. Deshalb kommen Flugplätze wie Speck-Fehraltorf ZH oder Birrfeld AG ohne Flugsicherung aus.
Heisst konkret, etwa für Altenrhein: Ohne Flugsicherung gibts keine täglichen Linienflüge mehr nach Wien. Und illustre WEF-Gäste können ihre Jets nicht mehr am Ufer des Bodensees abstellen und von Altenrhein aus nach Davos GR reisen.
Parlament entscheidet im Dezember
Der Bundesrat schlägt in seinem Sparpaket vor, dass die Nutzerinnen und Nutzer der regionalen Flugplätze für die finanziellen Löcher aufkommen sollten. Dazu muss man wissen: Die Unterstützungsgelder kommen heute aus der Mineralölsteuer auf Flugbenzin. Die Luftfahrt finanziert sich also selbst. Es werden keine Mittel aus der allgemeinen Bundeskasse für die Flugsicherung aufgewendet.
Gemäss den Regionalflugplätzen ist der Vorschlag unrealistisch. «Wenn die Nutzer für die Flugsicherung zahlen müssten, würde das bedeuten, dass die Gebühr um das 20-Fache ansteigt», meint Flugplatzdirektor Clapasson im Falle von La Chaux-de-Fonds. «Das wäre unmöglich.»
Möchte der Bundesrat diese 25 Millionen sparen, hätte das also weitreichende Folgen. Die Vernehmlassung für das Sparpaket dauert noch bis am 5. Mai. Im Dezember soll das Parlament darüber entscheiden.