Darum gehts
- Italienische Immobilienfirma Arras Group bringt Hauskäufer um Ferienhaus in Italien
- Über 60 Strafanzeigen eingegangen
- CEO Enrico Arras ist untergetaucht
Viele Immo-Träume platzen ein für alle Mal: Arras Group hat mehrere Hauskäufer in der Schweiz und rund um die Welt um ihr Geld gebracht. Sie alle liessen sich von der Postkartenidylle beeindrucken, die die italienische Immobilienfirma auf ihrer Website anpreist. Wunderschöne Ferienresidenzen in Sardinien, Sizilien und Apulien – sie blieben ein leeres Versprechen.
Statt der geplanten Feriensiedlungen stehen vielerorts brachliegende Bauruinen. Nun beschäftigt sich die italienische Justiz mit der Immobilienfirma. Die Mailänder Staatsanwaltschaft hat die gerichtliche Liquidation der Arras Group beantragt, wie Blick weiss.
Betroffene wehren sich
Was ist passiert? Blick berichtete in den vergangenen Monaten über mehrere Schweizer und Schweizerinnen, die Geld für ein Ferienhaus in Italien anzahlten, das sie aber nie beziehen sollten. Da war die Familie Costa* aus dem Kanton Zürich. Sie leistete 2022 eine Anzahlung von 78'000 Euro für ein Ferienhaus in Sardinien, das bis 2024 fertiggestellt sein sollte. Es steht bis heute nicht.
Auch der Westschweizer A. Meier* überwies der Arras Group eine Anzahlung von 80'000 Franken für eine Ferienresidenz in La Maddalena im Nordosten Sardiniens. Der Bau der Feriensiedlung sollte im Juni 2023 beginnen und Ende 2024 fertig sein. Das Projekt wurde bis heute nicht realisiert.
Blick weiss von vielen weiteren Betroffenen. Sie stammen aus den Niederlanden, Deutschland und der Schweiz. Auch ein prominenter Schweizer Unternehmer ist darunter: Jean-Christophe Babin (65), CEO der römischen Luxusmarke Bulgari. Der Geschäftsmann ist nicht nur enttäuschter Kunde von Enrico Arras, er hat auch mit der Immobilien-Gruppe geschäftet. Über 1 Million Franken hat Babin in die Arras Group investiert. Er war 2023 kurzzeitig im Vorstand des Unternehmens. Und wollte sich ein Haus für 414'000 Franken bauen lassen. Auch seine geplante Villa wurde nie fertiggestellt.
Die Arras Group hat es offenbar besonders auf Schweizer Kunden mit dickem Portemonnaie abgesehen. Im Januar 2024 hat die Immobilienfirma in Neuenburg einen Showroom eingeweiht. Man wolle die Anzahl Schweizer Kunden verdoppeln, meldete die Internet-Plattform «Luxury Tribune» damals. Die Eröffnung wurde gross gefeiert. Mit dabei waren ranghohe Angestellte der Neuenburger Behörden, der italienische Botschafter sowie Jean-Christophe Babin (65), CEO von Bulgari. Dieser agierte damals als Verwaltungsrat der Arras Group. Inzwischen ist er vom Amt zurückgetreten. Babin blieb aber Investor und verantwortlich für die Schweizer Niederlassung. Auch er hat Anfang Jahr Strafanzeige gegen die Arras Group erstattet. Als Kunde der Immobilienfirma wollte er sich ein Haus in Golfo Aranci in Sardinien bauen lassen. Auch seine Ferienresidenz wurde nie fertiggestellt.
Die Arras Group hat es offenbar besonders auf Schweizer Kunden mit dickem Portemonnaie abgesehen. Im Januar 2024 hat die Immobilienfirma in Neuenburg einen Showroom eingeweiht. Man wolle die Anzahl Schweizer Kunden verdoppeln, meldete die Internet-Plattform «Luxury Tribune» damals. Die Eröffnung wurde gross gefeiert. Mit dabei waren ranghohe Angestellte der Neuenburger Behörden, der italienische Botschafter sowie Jean-Christophe Babin (65), CEO von Bulgari. Dieser agierte damals als Verwaltungsrat der Arras Group. Inzwischen ist er vom Amt zurückgetreten. Babin blieb aber Investor und verantwortlich für die Schweizer Niederlassung. Auch er hat Anfang Jahr Strafanzeige gegen die Arras Group erstattet. Als Kunde der Immobilienfirma wollte er sich ein Haus in Golfo Aranci in Sardinien bauen lassen. Auch seine Ferienresidenz wurde nie fertiggestellt.
Strafanzeigen und Liquidation
Über 60 Strafanzeigen gingen laut italienischen Medien bei der Mailänder Staatsanwaltschaft gegen das Unternehmen ein. Sie stammen von Kundinnen und Geschäftspartnern, die gegen das Unternehmen von Enrico Arras vorgehen wollen. Anfang April beantragte die Mailänder Staatsanwaltschaft die gerichtliche Liquidation der Firma. Am 8. April dann der Knall: Alle Verwaltungsratsmitglieder der Arras Group treten per sofort zurück. So steht es in einer offiziellen Medienmitteilung der Immobilienfirma.
Seilzieher und verantwortlich für alle Immobiliengeschäfte der Arras Group ist CEO Enrico Arras (43). Lange hatte er seine unzufriedenen Kundinnen und Kunden beschwichtigt. Es handle sich lediglich um Bauverzögerungen, versicherte er den Hauskäufern immer wieder. Als deren Geduldsfaden riss, bot er Ihnen Rückzahlungen in Raten an. Doch auch dieses letzte Versprechen hielt er nicht. Dann schaltete sich die Justiz ein.
Wo ist Enrico Arras?
Seit Arras offiziell das Handtuch warf, ist er weder für die Betroffenen noch für Blick erreichbar. Alle Anfragen laufen ins Leere. Der ehemalige CEO ist untergetaucht. Und die Betroffenen bleiben mit vielen offenen Fragen zurück. Wo ist das Geld, das sie Arras für ein Haus, das nie gebaut wurde, bezahlt haben? Werden sie ihre Anzahlungen jemals zurückerhalten? Wer steht für den Schaden jetzt gerade?
«Was Enrico Arras getan hat, hat grosse Kreise gezogen», sagt S. Costa* (57). Er weiss nicht, wie gut die Chancen stehen, dass er sein Geld jemals wiedersieht. Doch Costa geht es nicht nur um sein Geld. «Arras hat nicht nur uns um unser Erspartes gebracht», sagt er. So viele andere hätten seinen Versprechen bis zuletzt geglaubt. «Ich möchte Arras für das, was er getan hat, im Gefängnis sehen», so Costa.
Auch die anderen Opfer fordern Gerechtigkeit. «Dieser Fall ist peinlich für Italien, da die meisten Opfer Ausländer sind», sagt Jean-Christophe Babin zu Blick. «In der Schweiz wäre Herr Arras längst verurteilt und wahrscheinlich inhaftiert worden», glaubt Babin. Für Enrico Arras und die weiteren Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.
* Namen geändert