Anzahlung geleistet, Traumhaus nie erhalten
Schweizer Käufer warten noch immer auf ihre Rückzahlung

Die Arras Group verkauft in Italien Ferienhäuser am Meer. Weil die Häuser nicht fertiggestellt werden, wollen Hauskäufer ihr Geld zurück – darunter auch Schweizer. Doch die Rückzahlungen, die ihnen versprochen wurden, bleiben aus.
Publiziert: 24.03.2025 um 10:04 Uhr
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Aktualisiert: 24.03.2025 um 11:00 Uhr
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Brachliegendes Bauland statt einer Feriensiedlung in Badesi.
Foto: zVg

Darum gehts

  • Italienische Immobilien-Firma bringt Käufer um Ferienhäuser in Italien
  • Mehrere Betroffene reichen Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft in Mailand ein
  • Arras Group schuldet Kunden Rückzahlungen, Geld bleibt aus
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Dorothea VollenweiderRedaktorin Wirtschaft

Der Fall hat im ganzen Land Schlagzeilen gemacht: Eine italienische Immobilien-Firma hat mehrere Hauskäufer in der Schweiz und rund um die Welt um ihr Ferienhaus gebracht. Sie alle liessen sich von der Postkartenidylle beeindrucken, die die Arras Group auf ihrer Website anpreist. Wunderschöne Ferienresidenzen in Sardinien, Sizilien und Apulien. Darunter die Familie Costas*. Sie leistete 2022 eine Anzahlung von 78'000 Euro für ein Ferienhaus in Sardinien, das bis heute nicht fertiggestellt wurde.

Nachdem Blick Mitte Januar den Fall der Costas öffentlich gemacht hatte, meldeten sich, weitere Betroffene bei der Redaktion. Sie stammen aus den Niederlanden, Deutschland und der Schweiz. Darunter auch A. Meier*. «Mir ist genau dasselbe widerfahren», sagt der Schweizer, der anonym bleiben möchte. Doch seine Geschichte soll an die Öffentlichkeit. «Ich will verhindern, dass die Arras Group weitere Hauskäufer um ihr Geld bringt», sagt Meier.

Gleiches Prozedere

Der Westschweizer kaufte ebenfalls ein Ferienhaus der Arras Group. Es sollte in La Maddalena im Nordosten Sardiniens gebaut werden. Die Stadt am Meer lockt Touristen mit traumhaften Stränden und kristallklarem Meerwasser. Meier leistete Anfang 2023 eine Anzahlung von 80'000 Franken. Der Bau der Siedlung sollte im Juni 2023 beginnen und Ende 2024 fertig sein. Doch das Projekt wurde bis heute nicht realisiert.

Inzwischen haben mehrere Betroffene bei der Staatsanwaltschaft in Mailand, wo die Arras Group ihren Hauptsitz hat, Strafanzeige eingereicht. Dazu gehören auch Meier und die Familie Costa. Sie kämpfen darum, ihr Geld zurückzuerhalten. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Die Arras Group, ein prominenter Investor und die Schweiz

Die Arras Group hat es offenbar besonders auf Schweizer Kunden mit dickem Portemonnaie abgesehen. Im Januar 2024 hat die Immobilienfirma in Neuenburg einen Showroom eingeweiht. Man wolle die Anzahl Schweizer Kunden verdoppeln, meldete die Internet-Plattform «Luxury Tribune» damals. Die Eröffnung wurde gross gefeiert. Mit dabei waren ranghohe Angestellte der Neuenburger Behörden, der italienische Botschafter sowie Jean-Christophe Babin (65), CEO von Bulgari. Dieser agierte damals als Verwaltungsrat der Arras Group. Inzwischen ist er vom Amt zurückgetreten. Doch Babin ist weiterhin Investor und verantwortlich für die Schweizer Niederlassung. Als Kunde der Arras Group lässt er sich aktuell ein Haus in Golfo Aranci in Sardinien bauen. Ob dieses jemals fertig wird, steht in den Sternen.

Jean-Christophe Babin, CEO von Bulgari.
imago/ZUMA Press

Die Arras Group hat es offenbar besonders auf Schweizer Kunden mit dickem Portemonnaie abgesehen. Im Januar 2024 hat die Immobilienfirma in Neuenburg einen Showroom eingeweiht. Man wolle die Anzahl Schweizer Kunden verdoppeln, meldete die Internet-Plattform «Luxury Tribune» damals. Die Eröffnung wurde gross gefeiert. Mit dabei waren ranghohe Angestellte der Neuenburger Behörden, der italienische Botschafter sowie Jean-Christophe Babin (65), CEO von Bulgari. Dieser agierte damals als Verwaltungsrat der Arras Group. Inzwischen ist er vom Amt zurückgetreten. Doch Babin ist weiterhin Investor und verantwortlich für die Schweizer Niederlassung. Als Kunde der Arras Group lässt er sich aktuell ein Haus in Golfo Aranci in Sardinien bauen. Ob dieses jemals fertig wird, steht in den Sternen.

Die Käufer klagen

Unter den Klägern ist auch Jean-Christophe Babin (65), CEO von Bulgari. Der erfolgreiche Geschäftsmann sagt, dass ihn die italienische Immobilien-Firma ebenfalls übers Ohr gehauen habe. Doch Babin ist nicht nur mögliches Opfer, er hat auch mit der Immo-Gruppe geschäftet. Er hat über 1 Million Franken in die Arras Group investiert und ein Haus für 414'000 Franken gekauft. Babin war 2023 kurzzeitig im Vorstand des Unternehmens. «Ich war blöd und bin auf die Machenschaften der Immobiliengruppe hereingefallen», sagte er Anfang Jahr zu Blick. 

Die Arras Group bestreitet, die Hauskäufer um ihr Geld gebracht zu haben. Das Unternehmen räumt auf Anfrage über seine Anwältin lediglich ein, mit Bauverzögerungen zu kämpfen – unter anderem aufgrund von bürokratischen Hürden.

Rückzahlungen bleiben aus

Enrico Arras, CEO der Arras Group, beschwichtigte die verärgerten Hauskäufer Ende Dezember 2024 in einem Videocall. Die Gelder seien nicht verloren. Er wolle alle Ferienhäuser noch bauen. Wer eine unterzeichnete Auflösungsvereinbarung besitze, werde sein Geld zurückbekommen. Das sollte in drei Raten geschehen. Die erste Rate hat die Familie Costa am 20. Dezember 2024 erhalten. Doch die zweite und dritte Rate, die Ende Januar und Ende Februar hätten eintreffen sollen, kamen nie.

Meier erhielt bereits die erste Rate nicht, wie Blick weiss. «Auch wenn Arras mir Screenshots der Banküberweisung schickte, um mir zu beweisen, dass das Geld unterwegs ist», so Meier. Auf seinem Bankkonto kam es nie an. Ein Vorgehen, das auch die anderen Betroffenen kennen und bereits erlebt haben. Die zweite und dritte Rate blieben bei Meier ebenfalls aus.

Immo-Gruppe braucht Geld

Die Arras Group bestätigt auf Anfrage von Blick, einigen ihrer Kunden Rückzahlungen leisten zu wollen. Warum die Gelder nicht wie versprochen überwiesen wurden, darauf gibt die Anwältin des Unternehmens keine Antwort. Klar ist: Die Immobilienfirma befindet sich in finanzieller Schieflage. Im September 2024 wurde sie von der italienischen Börse suspendiert.

Ende Februar hat die Arras Group eine ausserordentliche Aktionärsversammlung einberufen. Laut Babin, der sich an der Versammlung von seinem Anwalt vertreten liess, habe Arras von Investoren gesprochen, die daran interessiert seien, das Potenzial des Unternehmens für einen Neustart und eine Rekapitalisierung zu prüfen. «Ich weiss nicht, wie viel Wahrheit dahinter steckt», sagt Babin. «Aber ich wünsche mir für die Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten und Aktionäre, dass ein Sanierungsplan aufgestellt werden kann, der einen endgültigen Konkurs verhindert.»

Rettung in letzter Sekunde?

Ende März ist eine nächste Versammlung geplant. Die potenziellen Investoren sollen in dieser Zeit die Möglichkeiten einer Übernahme oder Finanzierung des Unternehmens prüfen.

Ob es zu einer Rettung in letzter Sekunde kommt, bleibt offen. Für die Betroffenen ist es ein letzter Hoffnungsschimmer darauf, ihr Geld vielleicht doch noch wiederzusehen: «Wenn das Unternehmen mit einem neuen Management und neuen Investoren überleben kann, dann besteht die Hoffnung, dass wir nicht nur unser Geld zurückbekommen, sondern auch unsere Villen oder Appartements», sagt Babin.

Bis heute preist die Arras Group auf ihrer Website gleich mehrere neue Bauprojekte auf Sardinien an. Mehr als 100 Ferienresidenzen seien bereits verkauft worden, über 300 stehen aktuell im Angebot, heisst es da. 

* Namen geändert 

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