Beim Recycling gehört die Schweiz im europäischen Vergleich zu den Spitzenreitern. Aber auch beim Abfall. Im Vergleich mit der EU landet die Schweiz mit jährlich 703 Kilogramm pro Kopf auf dem fünften Platz.
Ein grosses Problem dabei: Plastik. Während die Schweiz insgesamt 52 Prozent ihrer Abfälle recycelt, landet gemäss Greenpeace immer noch etwa 90 Prozent des Plastiks in der Kehrichtverbrennungsanlage (KVA). Ein Schweizer Bürger verursacht im Jahr 93 Kilogramm Plastikabfall, zeigen Zahlen des Bundesamts für Statistik.
Aber wenn die Schweiz so stark im Recycling ist, warum dann nicht beim Plastik?
«Andere Länder haben viel früher angefangen mit der Sammlung von gemischten Stoffen», sagt Patrik Geisselhardt (53), Geschäftsführer von Swiss Recycling. In der Schweiz habe es lange gedauert, bis ein Konsens gefunden wurde. Mittlerweile ist man sich sicher, dass Plastik-Recycling Sinn mache. Pro Kilogramm Kunststoff, den man sammelt, spare man etwa 2,5 Kilo CO₂.
«Ziel ist ein schweizweit einheitliches Sammelsystem für Kunststoffverpackungen und Tetrapacks. Das braucht aber noch Zeit», sagt Geisselhardt. Geplant ist das Sammelsystem für 2025. «Wir hoffen, wir können dieses Jahr beginnen, das System auszurollen.»
So wird Plastik wiederverwertet
Es gibt aber bereits Lösungen: Das Recyclingunternehmen Innorecycling hat wie auch die Migros einen eigenen Sammelsack entwickelt. Konsumentinnen und Konsumenten können diesen mit ihren Plastikabfällen füllen und an einer der 490 Sammelstellen abgeben.
«In der Regel wird über die Hälfte der gesammelten Kunststoffabfälle, die bei uns landen, wiederverwertet», sagt Markus Tonner (53), Geschäftsführer bei Innorecycling. Etwa 64 Prozent werden recycelt.
Dabei kann man aber nicht alle Verpackungen recyceln. Bei Verbundverpackungen sind mehrere Materialien miteinander verklebt, sie eigenen sich deshalb nicht. «Etwa 34 Prozent der gesammelten Abfälle landen in der Zementindustrie und werden als Kohleersatz verwendet», erklärt Tonner. Die Verpackungen werden also thermisch verwertet. Ein Kilogramm Plastik ersetzt dabei etwa 1,5 Kilogramm Kohle.
Circa zwei Prozent der gesammelten Güter landen in der KVA, wie beispielsweise Spielzeug oder eine Flipflop-Sandale. Gesammelt werden nämlich nur Verpackungen aller Art. Aber das Potenzial ist riesig: 2022 wurden rund 10'000 Tonnen Plastik gesammelt – möglich wären 100'000 Tonnen.
Aus gebrauchtem Plastik werden aber keine neuen Lebensmittelverpackungen. Das ist erst für recyceltes PET erlaubt. Dafür entstehen neue Güter aus dem Kunststoff, wie beispielsweise Kabelrohre oder Blumentöpfe.
Foodwaste ist schlimmer
Gleichzeitig relativiert Tonner: «Plastik ist nicht nur schlecht. Er erfüllt wichtige Aufgaben wie das Frischhalten von Lebensmitteln.» Denn länger haltbare Lebensmittel bedeutet weniger Verschwendung. Und Foodwaste sei für die Umwelt viel schlimmer.
Plastik besteht häufig aus Erdöl. Da es sich bei Erdöl um eine endliche Ressource handelt, kann also nicht unendlich Plastik produziert werden. Früher oder später braucht es eine Alternative.
Ein weiteres Problem beim Plastik ist, dass er sich praktisch nicht zersetzt. Heisst: Geratet Plastik einmal in die Umwelt, verschwindet er so schnell nicht mehr. Es braucht mehrere hundert bis tausend Jahre, bis sich Plastik zersetzt. Und Plastik findet sich zur Genüge auf dem Boden oder im Meer. Alleine in der Schweiz landen jedes Jahr etwa 2700 Tonnen Plastik auf dem Boden oder in Gewässern.
Zudem enthält Plastik giftige Stoffe wie Weichmacher. Es gibt Befürchtungen, dass diese dem Menschen schaden könnten. Oder der Umwelt: Drei Viertel des Abfalls im Meer ist Plastik. Dort zersetzt sich dieser in sogenannten Mikroplastik. Die ultrakleinen Teilchen gelangen dann in den Körper von Meerestieren und schaden diesen.
Plastik besteht häufig aus Erdöl. Da es sich bei Erdöl um eine endliche Ressource handelt, kann also nicht unendlich Plastik produziert werden. Früher oder später braucht es eine Alternative.
Ein weiteres Problem beim Plastik ist, dass er sich praktisch nicht zersetzt. Heisst: Geratet Plastik einmal in die Umwelt, verschwindet er so schnell nicht mehr. Es braucht mehrere hundert bis tausend Jahre, bis sich Plastik zersetzt. Und Plastik findet sich zur Genüge auf dem Boden oder im Meer. Alleine in der Schweiz landen jedes Jahr etwa 2700 Tonnen Plastik auf dem Boden oder in Gewässern.
Zudem enthält Plastik giftige Stoffe wie Weichmacher. Es gibt Befürchtungen, dass diese dem Menschen schaden könnten. Oder der Umwelt: Drei Viertel des Abfalls im Meer ist Plastik. Dort zersetzt sich dieser in sogenannten Mikroplastik. Die ultrakleinen Teilchen gelangen dann in den Körper von Meerestieren und schaden diesen.
Für Tonner sind Verpackungen Ressourcen, die in der Schweiz sonst fehlen würden. Trotzdem ist auch für den Recycling-Befürwortet klar: «Plastik, der nicht nötig ist, soll man vermeiden. Der übliche Kunststoff soll so lange wie möglich in der Kreislaufwirtschaft gehalten werden.»
Der Sammelsack hat gemäss Tonner noch einen weiteren positiven Effekt: «Wenn der Konsument einmal sieht, wie viel Plastikabfall er verursacht, schärft es das Bewusstsein.» Diesen positiven Druck brauche es beim Konsumverhalten.
Greenwashing schreit Greenpeace
Greenpeace sieht das anders. Die Umweltorganisation steht Plastik-Recycling skeptisch gegenüber. Denn wenn das Recycling gut funktioniere, würden dagegen die Bestrebungen sinken, Plastik zu reduzieren oder auf Mehrwegsysteme umzustellen. «Alle Massnahmen zur Optimierung des bestehenden Abfallsystems sind ohne systemische Umstellung auf Mehrweg lediglich Greenwashing», meint Greenpeace.
Greenpeace argumentiert, dass der ökologische Nutzen von Kunststoff-Recycling sehr gering sei. Wenn eine Person in der Schweiz ein Jahr lang 70 Prozent ihres Plastikabfalls separat sammeln würde, bringe das in etwa so viel, wie wenn sie auf ein Rindsentrecôte verzichte. Dabei verweist Greenpeace auf eine Studie im Auftrag mehrerer Bundesämter von 2017.