Marcel Ottiger (21) hatte in den letzten Wochen ein paar schlaflose Nächte. Der Grund: Die neuen Stromtarife bringen sein KMU vorübergehend an den Rand des Abgrunds. Doch auch dank Blick konnte das Schlimmste abgewendet werden.
Vor kurzem ist der gelernte Koch in den Familienbetrieb eingestiegen. Er arbeitet im Landgasthof Kreuz in Triengen LU mit. Und in der angegliederten Produktion für Gewürzmischungen. Er soll das Familienunternehmen dereinst in der dritten Generation führen. «Unseren Betrieb gibt es schon seit über 45 Jahren. Zurzeit beschäftigen wir 20 Personen. Jetzt stehen wir vor einem grossen Problem, das unsere Existenz bedroht.» Mit diesen dramatischen Worten meldet er sich bei Blick.
Strom für eine Viertelmillion
In den vergangenen Jahren zahlte die Firma jeweils 19 Rappen pro Kilowattstunde. Seit Anfang Jahr sind es stolze 69 Rappen. Dieser Preisaufschlag geht an die Substanz! Zusammen mit den Netzkosten muss das KMU plötzlich eine Viertelmillion Franken für den Strom berappen – anstatt noch 65'000 Franken wie im letzten Jahr
«Ich will nicht jammern», erklärt Ottiger, als ihn Blick besucht. «Ich will nur zeigen, was da auf uns alle noch zukommt.» Es würden so viele Jobs daran hängen. Denn: «Bei uns ist das meiste immer noch Handarbeit.» Die Strombetreiber würden die Situation ausnützen und sich mit dem Geld von KMU ihre Taschen füllen. Auf Kosten der Kleinen, so sein Verdacht.
«Leiden unter den Kosten»
«Der ganze Familienbetrieb leidet momentan sehr stark unter diesen Kosten», sagt Marcel Ottiger. Er führt das Restaurant Kreuz – über die Kantonsgrenzen hinaus bekannt für das legendäre 1-Kilo-Schwinger-Cordon-bleu – und die Ottiger Gastro und Food AG zusammen mit Vater Werner Ottiger (41) und Grossvater Werner Ottiger (75). «Das Kreuz ist mehr als nur eine Beiz», sagt er stolz. «Mein Grossvater hat das Lokal 1976 gekauft und dann seine eigene Bouillon entwickelt», erzählt Enkel Ottiger.
Vertreter verkauften die Mischung im ganzen Land. Und kamen begeistert zurück. Danach hat Ottiger senior ein Produkt nach dem anderen entwickelt. Etwa Gewürzmischungen für Pommes frites, den Grill oder Salate. Und Suppen. Das Unternehmen blühte. Umso grösser der Ärger von Marcel Ottiger: «Es kann nicht sein, dass diese erfolgreiche Familiengeschichte wegen hoher Strompreise zu enden droht.»
Plötzlich 250'000 Franken Stromkosten
Seine Befürchtungen sind durchaus begründet. «Wir mussten schweren Herzens die Preise erhöhen», sagt Ottiger. Zwei Grosskunden seien bereits abgesprungen. Das Sortiment werde gestrafft. «Wenn es so weitergeht, gehen wir wahrscheinlich Ende Jahr in Konkurs», so die Befürchtung.
Von seinem Stromanbieter CKW fühlte er sich unter Druck gesetzt und abgezockt, wie er Blick sagt. Immer wieder habe der sich bei ihm gemeldet, mit neuen Stromdeals. «Ich hatte kaum je länger als zwei Stunden Zeit, um mich zu entscheiden», erinnert sich Ottiger. Einige Angebote lagen sogar noch deutlich über dem Preis, zu dem Ottiger schliesslich abgeschlossen hat.
Einkauf auf dem freien Markt
Blick konfrontiert den Stromanbieter CKW mit diesem Geschäftsgebaren. «Wir können nachvollziehen, dass sich Kunden unter Druck gesetzt fühlen.» Leider sei dies bei den derzeit sehr volatilen Preisen nicht anders möglich. «Wir kaufen die Energie für den Kunden am Markt», heisst es.
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Kunden am freien Markt hätten in den letzten Jahren überdies von sehr tiefen Preisen profitiert. Den Entscheid, wann und zu welchem Preis man letztendlich den Strom einkaufen soll, könne man den Kunden nicht abnehmen. «Er liegt immer beim Kunden.»
Plötzlich eine Mischrechnung
Aber man könnte als Stromanbieter auf den Kunden zugehen: Denn nachdem sich Blick eingeschaltet hat, setzt sich die CKW mit den Ottigers zusammen, deren mittlerer Jahresbedarf 300'000 Kilowattstunden beträgt. «Wir machen nun eine Mischrechnung von 2023 bis 2026. Da kommen wir besser weg», sagt Ottiger erleichtert. Die Stromkosten für dieses Jahr liegen nun bei 140'000 Franken – und damit deutlich tiefer als zu Jahresbeginn. Die Existenz des Familienunternehmens ist fürs Erste gesichert.