Falls Zertifikatspflicht kommt
Bergbahnen wollen Kosten auf Skifahrer abwälzen

Der Bund diskutiert noch über eine Zertifikatspflicht in den Bergbahnen. Die Skigebiete bringen sich derweil bereits in Stellung: Wintersportler sollen keine Chance auf Rückerstattung bekommen.
Publiziert: 23.09.2021 um 19:48 Uhr
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Aktualisiert: 23.09.2021 um 20:09 Uhr
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Die Skisaison soll möglichst coronafrei stattfinden. Diskutiert wird, dass nur Wintersportler mit Covid-Zertifikat die Bergbahnen benutzen dürfen.
Foto: keystone-sda.ch
Sarah Frattaroli

Österreich hat sie schon eingeführt, die Schweiz denkt zumindest darüber nach: Die Zertifikatspflicht in den Bergbahnen. Die Skigebiete jedenfalls bringen sich bereits in Stellung. Falls die Zertifikatspflicht kommt, will man bereit sein. Der Verband Seilbahnen Schweiz hat seinen Mitgliedern vorsorglich eine Musterklausel geliefert.

Demnach sollen die Skigebiete die Zertifikatspflicht in ihren allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) festschreiben. Geht der Verband Seilbahnen Schweiz also fix davon aus, dass die Zertifikatspflicht kommt? Ist es nur noch eine Frage der Zeit? Verbandsdirektor Berno Stoffel (51) verneint: «Das ist rein vorsorglich, weil wir viele Anfragen unserer Mitglieder erhalten haben.» Von einer Zertifikatspflicht durch die Hintertür will Stoffel hingegen nichts wissen.

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Kein Anspruch auf Rückerstattung

Fest steht aber: Wenn der Bund die Zertifikatspflicht beim Wintersport tatsächlich einführt, dann wollen die Skigebiete einen Teil der Kosten abwälzen. Und zwar auf die Wintersportler. In der Musterklausel von Seilbahnen Schweiz heisst es nämlich, dass «die Nicht-Benützung der Anlagen weder zum Umtausch, zur Änderung, zur Übertragung, zur ganzen oder teilweisen Rückerstattung noch zur Rücknahme von gekauften Fahrkarten oder Skipässen» berechtige. Der Verband bestätigt gegenüber Blick eine entsprechende Meldung der «Südostschweiz».

Will heissen: Wer sein Skiticket bereits gekauft hat, kann es auch bei Einführung der Zertifikatspflicht nicht zurückgeben. Für Ungeimpfte wird ein Tag im Schnee damit zum teuren Spass: Ab Oktober werden Corona-Tests voraussichtlich kostenpflichtig. Ein Antigen-Test kostet – abhängig vom Anbieter – rund 50 Franken. Rechnet man das Skibillet, die Anfahrt und das Mittagessen dazu, liegt der Preis für einen Skitag schnell bei über 200 Franken.

Der Stiftung für Konsumentenschutz jedenfalls ist die Corona-Klausel bei den Bergbahnen zuwider. Jurist Lucien Jucker (29) kritisiert: «Es ist nicht zumutbar, dass Konsumentinnen und Konsumenten bei einer allfälligen Einführung der Zertifikatspflicht das volle Kostenrisiko tragen sollen.» Berno Stoffel von Seilbahnen Schweiz hält dagegen, die Klausel sei für die Wintersportler keineswegs unzumutbar. «Wir haben das juristisch abklären lassen.»

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Mit Abo auf der sicheren Seite

Seilbahnen Schweiz hält seine Mitglieder dazu an, die Covid-Klausel gut sichtbar am Anfang der AGB aufzunehmen. Lucien Jucker ist das allerdings nicht genug. Besser wäre ein transparenter Hinweis beim Billetkauf, etwa auf der Webseite oder am Schalter.

Wer sein Saisonabo für die Bergbahnen bereits im Sommer gekauft hat, ist aber so oder so aus dem Schneider. «Wie bei allen AGB-Änderungen gilt, dass sie nur neue Vertragsabschlüsse betreffen. Bei bereits gekauften Tickets oder Abonnementen werden sie also nicht nachträglich zum Vertragsinhalt», erklärt Lucien Jucker.

Bislang sind das aber alles Gedankenspiele – ob die Zertifikatspflicht tatsächlich kommt, ist weiterhin unklar. Seilbahnen Schweiz befindet sich dazu im Austausch mit den Behörden. Wann mit einem Entscheid zu rechnen ist, will Berno Stoffel nicht verraten.

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