Am Montag kam es bei Facebook zum mehr als sechsstündigen Totalausfall. Doch das Unternehmen hat einen ganz anderen Skandal zu bewältigen. Die ehemalige Produkt-Managerin Frances Haugen (37) hat als Whistleblowerin ausgepackt. Vor dem US-Kongress erklärt sie, Facebook polarisiere bewusst und schade der geistigen Gesundheit von Kindern.
Jetzt bricht der Chef des Unternehmens sein Schweigen. Mark Zuckerberg (37) schreibt auf seiner Plattform: «Das Argument, dass wir absichtlich Inhalte fördern, um Menschen für Geld wütend zu machen, ist zutiefst unlogisch.»
Statt zu reagieren, ging Zuckerberg segeln
Doch reicht sein Facebook-Posting, um gegen die Vorwürfe anzukämpfen? Wahrscheinlich nicht. Denn Abgeordnete beider Parteien kritisierten Facebook in der Anhörung Whistleblowerin. Drei Stunden lang sagte Frances Haugen vor dem US-Senat zu den Praktiken und dem Geschäftsmodell Facebook aus.
Der ranghöchste Demokrat im Senatsausschuss, der die Aussage von Frances Haugen anhörte, sagte, er werde Zuckerberg auffordern, auszusagen. Facebook hat bislang nicht geantwortet, ob Zuckerberg vor dem Kongress erscheinen wird.
«Mark Zuckerberg sollte sich heute selbst im Spiegel betrachten, aber anstatt Verantwortung zu übernehmen und Führungsstärke zu zeigen, geht er segeln», sagte der Demokrat Richard Blumenthal laut USA Today.
Denn Zuckerberg postete am Sonntag, als Haugen in einem TV-Interview enthüllte, dass sie die Whistleblowerin ist, ein Video, wie er segelte.
Haugen warnt vor Suchtpotenzial
In seinem Statement schreibt Zuckerberg nun: «Wir verdienen Geld mit Anzeigen und die Werbekunden sagen uns immer wieder, dass sie ihre Anzeigen nicht neben schädlichen oder wuterregenden Inhalten sehen wollen.» Er kenne keinen Tech-Konzern, der Produkte herstelle, die Menschen wütend oder depressiv machten.
«Facebook formt unsere Wahrnehmung der Welt durch die Auswahl der Informationen, die wir sehen», sagte Haugen bei der Anhörung. Dabei wisse bisher aber nur der Internetkonzern selbst, wie er den Newsfeed der Nutzer personalisiere. Und Facebook verweigere Forschern und Regulierern den Zugang dazu.
Dabei hätten die Mechanismen zum Teil das Potenzial, ein Suchtverhalten vor allem bei jüngeren Nutzern auszulösen, warnte Haugen. Sie wirft Facebook und der Fotoplattform Instagram unter anderem vor, Profite über das Wohl der User zu stellen. (euc/SDA)