Seine Stimme nervt viele im Land. «Redest du wirklich so?» oder «Jetzt sprich mal normal», sind noch die netten Kommentare im Netz. «Natürlich spiele ich mit meiner Stimme», sagt Fabian Egger (24), der sich mit seinem Tiktok-Kanal einen Namen gemacht hat. «Aber die ganz fiesen Kommentare treffen mich. Da bin ich noch nicht abgehärtet, obwohl ich mir schon einiges anhören musste.»
Egger, auf Social Media besser bekannt unter seinem Künstlernamen «Der Praktikant», tourt für seine Fans auf Tiktok durch die ganze Schweiz. Er läuft ins höchste Dorf Europas nach Juf GR, wandert mit Lamas in Huttwil BE oder reist in 24 Stunden mit allen möglichen Verkehrsmitteln durchs Land.
Auf Mundart liefs nicht
Egger empfängt Blick am Bahnhof Luzern. «Machen wir schnell eine Story für Instagram», sagt er, zückt sein Handy und knipst ein Selfie vor dem Bahnhofsgebäude. «Wo sind wir hier? Level: easy» schreibt er an seine Follower gerichtet. Weniger als eine Minute später ist der Beitrag bereits veröffentlicht. «Klar, bin ich schnell. Ich mache das seit drei Jahren mehrmals täglich», sagt er.
Damals im Frühjahr 2020 hat Egger bei null angefangen. Tiktok war seine erste Plattform. «Es war der erste Corona-Lockdown und mir war langweilig. Also habe ich Videos gedreht.» Auf Schweizerdeutsch hatte Egger weniger Erfolg. «Dann habe ich auf Hochdeutsch gewechselt und meine Videos sind plötzlich voll abgegangen.» Mittlerweile zählt sein Account 115'000 Follower. «Ich checke die Zahl fast stündlich. Da bin ich schon fast wie ein Junkie.»
Seine Frau filmt – nicht immer ganz freiwillig
Eine Pause macht Egger nie. Sein Motto: ein Tag, ein Video. Hinter der Kamera ist seine Frau Nathalie (24). «Ich bin ein Perfektionist. Nathalie kennt mich mittlerweile und weiss, wie ich das Video gerne möchte», sagt Egger. Manchmal leide die Beziehung auch etwas unter seiner Verbissenheit, gibt er zu. «Ich will bei jeder Möglichkeit ein Video umsetzen. Nathalie hingegen würde sich manchmal wünschen, dass ich die Arbeit einfach zu Hause lasse.»
Egger gehört mittlerweile zu den bekanntesten Tiktok-Stars der Schweiz. Es läuft gar so gut, dass er sich im Februar selbstständig gemacht hat. Zuvor war er gut ein Jahr lang das Social-Media-Gesicht der Schweizer Kleidermarke Nikin. «Die Zeit war reif», sagt Egger in seinem kleinen Studio zu Hause in Kriens LU.
«Warum kompliziert?»
Obwohl seine Videos sehr professionell sind, ist Eggers Arbeitsweise simpel geblieben. An den Wänden hat er Schallisolationsmatten montiert, damit es im Zimmer «wie in einem Radiostudio» klinge. Die Videos schneidet der Tiktoker weiterhin auf einer einfachen Smartphone-App. «Warum kompliziert, wenn es auch so geht», sagt sich Egger.
Der Erfolg gibt ihm recht. Rund 3000 Franken gibts pro Kooperation. «Drei Aufträge im Monat, dann können Nathalie und ich gut davon leben», rechnet Egger vor. Und klappt das? Der Start ist verheissungsvoll, sagt er. «Ich lebe meinen Traum.»