Die Amerikaner machen kein Geheimnis draus: Technologie aus China mögen sie nicht. Bereits 2019 landete der chinesische Telekommunikationskonzern Huawei auf der schwarzen Liste. Und wenn es nach einer US-Behörde geht, soll der Westen nachziehen. Jetzt wollen die Amerikaner auch bei der beliebten Social-Media-App Tiktok ernst machen.
Erste Stimmen heizen die Debatte an, dass Tiktok von den Smartphones entfernt werden soll. Brendan Carr, hochrangiger Mitarbeiter der Bundeskommunikationskommission FCC, verlangt in einem kürzlich eingereichten Vorstoss, dass die App aus Google Play Store (Android) und App Store (Apple) entfernt wird.
Die App sei ein sehr «ausgeklügeltes Überwachungstool» der chinesischen Regierung, schreibt Carr in einem Brief an die CEOs von Google und Apple. Tiktoks Aktivitäten würde nicht mit den Richtlinien der beiden Unternehmen übereinstimmen. Carrs Vorwurf: Peking überwacht mit der Anwendung die Nutzer weltweit. Das sei eine Gefahr für die westliche Welt.
2 Millionen Nutzer in der Schweiz
Tiktok gehört dem chinesischen Internet-Technologie-Konzern ByteDance. Die Anwendung, auf der kurze Videos geteilt werden, erfreute sich zuerst vor allem bei Teenagern grosser Beliebtheit. Mittlerweile ist sie auch auf den Smartphones von vielen Erwachsenen zu finden. Weltweit verzeichnet Tiktok monatlich über eine Milliarde Nutzerinnen und Nutzer – in der Schweiz kommt die App auf zwei Millionen aktive Userinnen und User.
Das chinesische Unternehmen reagierte gegenüber dem US-Portal «BuzzFeed» in einer Stellungnahme entrüstet über den Vorstoss. Die Argumente seien irreführend. «Wie viele globale Unternehmen hat auch TikTok Ingenieurteams auf der ganzen Welt. Wir setzen Zugangskontrollen wie Verschlüsselung und Sicherheitsüberwachung ein, um Nutzerdaten zu schützen, und der Prozess der Zugangsgenehmigung wird von unserem in den USA ansässigen Sicherheitsteam beaufsichtigt.»
Deadline bis Freitag für Google und Apple
Carrs Vorstoss ist nicht der erste seiner Art. Bereits 2020 hat die US-Regierung, damals noch unter Ex-Präsident Donald Trump (76), über ein Download-Verbot diskutiert. Die Bemühungen sind damals allerdings vor Gericht gescheitert. Jetzt kommt es also zum zweiten Versuch.
«Tiktok hat lange Zeit behauptet, dass seine Nutzerdaten in den USA auf Servern in den USA gespeichert werden, aber diese Zusicherungen boten keinen Schutz vor dem Zugriff auf die Daten aus Peking», sagte Carr. Er untermauert seine Aussagen mit einem Bericht, in dem er auf frühere Fälle hinweist, in denen Tiktok Daten von Nutzern ausspioniert haben soll. Die App könne demnach Android- und iOS-Sicherheitsvorkehrungen umgehen, um auf sensible Daten von Nutzern zuzugreifen.
Carr hat Apple und Google nun aufgefordert, die App bis spätestens 8. Juli aus den Stores zu entfernen. Wenn sie dies nicht tun sollten, müssen die beiden Unternehmen eine Erklärung abgeben. Weder Google noch Apple haben sich bislang zum Brief geäussert. Die Uhr tickt – die Deadline läuft bereits am Freitag ab. (nim)