Zahlreiche Dörfer und Städtchen auf Sizilien haben ein Problem: Ihnen laufen die Leute davon. Junge Italiener wollen eine Arbeit in der Stadt und ziehen weg. Die ländlichen Orte sterben aus. Um diese Entwicklung zu stoppen, greifen die Gemeinden zu einer ungewöhnlichen Aktion: Sie bieten im Internet verlassene Häuser zum Kauf an – zum Preis von einem symbolischen Euro.
Gerade bieten wieder mehrere italienische Orte ihre leer stehenden Häuser zum Billigpreis an: CNN schreibt von 900 Gebäuden in Castiglione di Sicilia, am Fusse des Ätna. Und auch in der Kleinstadt Mussomeli stehen gerade zahlreiche Objekte zum Verkauf.
McCubbin verwirklicht sich einen Traum
In Mussomeli, rund 100 Autominuten entfernt von der sizilianischen Hauptstadt Palermo, hat sich Danny McCubbin (57) eines der 1-Euro-Häuser gekauft. Der gebürtige Australier kochte während 17 Jahren in den Londoner Restaurants von Fernsehstarkoch Jamie Oliver (45). Letzten November wanderte er nach Italien aus: «Auf Sizilien zu wohnen, war für mich schon immer ein Traum», sagt McCubbin am Telefon zu Blick.
Ein Haus in Bella Italia zum Spottpreis von nur gerade einem Euro. Tönt verlockend, kann aber ganz schnell richtig ins Geld gehen, einige 100'000 Franken kosten.
Wer ein 1-Euro-Haus kauft, muss sich in der Regel verpflichten, das Gebäude innerhalb von wenigen Jahren zu sanieren. Die Häuser sind oft in einem schlechten Zustand. Bilder von Kaufangeboten gut studieren, die Lage auf Google Street View checken. Um die Renovationskosten abschätzen zu können, sollte man das Kaufobjekt im Vorhinein persönlich besichtigen.
Hauskäufer müssen in der Regel keinen italienischen Pass haben. Auch Schweizer dürfen sich auf die Annoncen melden. Lediglich Mafia-Verbrechen sollte man keine begangen haben: Die Gemeinde Cinquefrondi, tief im Süden Italiens, verlangt laut «Business Insider» einen Nachweis dieser Art.
Ein Haus in Bella Italia zum Spottpreis von nur gerade einem Euro. Tönt verlockend, kann aber ganz schnell richtig ins Geld gehen, einige 100'000 Franken kosten.
Wer ein 1-Euro-Haus kauft, muss sich in der Regel verpflichten, das Gebäude innerhalb von wenigen Jahren zu sanieren. Die Häuser sind oft in einem schlechten Zustand. Bilder von Kaufangeboten gut studieren, die Lage auf Google Street View checken. Um die Renovationskosten abschätzen zu können, sollte man das Kaufobjekt im Vorhinein persönlich besichtigen.
Hauskäufer müssen in der Regel keinen italienischen Pass haben. Auch Schweizer dürfen sich auf die Annoncen melden. Lediglich Mafia-Verbrechen sollte man keine begangen haben: Die Gemeinde Cinquefrondi, tief im Süden Italiens, verlangt laut «Business Insider» einen Nachweis dieser Art.
Wieso er seinen guten Job aufgegeben hat? «Der Brexit hat mich wütend gemacht», erklärt McCubbin. So wütend, dass der gebürtige Australier in London seine Koffer packte und nach Mussomeli zog. Da renoviert er bis heute sein 1-Euro-Haus. Sein Ziel: eine Gemeinschaftsküche aufzubauen.
27 Hausbesichtigungen für das richtige Objekt
«Als ich vom 1-Euro-Angebot hörte, dachte ich, das ist zu gut, um wahr zu sein», erzählt McCubbin. Tatsächlich verstecken sich hinter den vermeintlichen Schnäppchen oft üppige Kosten. Fast jedes 1-Euro-Haus ist alt und baufällig.
McCubbin hat sich insgesamt 27 Häuser angeschaut, um sein Traumobjekt zu finden. Die Auswahl nur übers Internet zu treffen und ohne Besichtigung zu kaufen, davon rate er ab. «Die meisten Häuser an guter Lage und mit Meerblick sind in einem erbärmlichen Zustand», weiss McCubbin. Diese Häuser zu renovieren, kostet rasch mehrere 100'000 Franken und kann das eigene Budget sprengen.
«Richtig gespenstig» im neuen 1-Euro-Haus
Der Auswanderer hat sich für ein Gebäude mitten in der Altstadt entschieden. «In gutem Zustand», wie er sagt. Aber alt und muffig. Die letzte Besitzerin starb vor 15 Jahren. Seither stand das Haus leer. Geräumt hatte es nie jemand. «Es sah aus, als ob die Frau erst gestern gestorben wäre», sagt der Koch.
Rund 20'000 Franken budgetiert McCubbin für den Umbau. Wegen der Corona-Pandemie kann er mit der Renovation erst jetzt richtig loslegen. Als Erstes will der Koch den alten Holzofen wieder auf Vordermann bringen.
«Ich bereue nichts»
Die wenigen Menschen, die noch in Mussomeli leben, sind McCubbin rasch ans Herz gewachsen. «Als ich das Haus kaufte, hatten sie vor Freude Tränen in den Augen», erzählt er. Die Gemeinde erhofft sich von den Zuzügern aus dem Ausland, dass sie der Stadt neues Leben einhauchen. Deshalb musste sich McCubbin verpflichten, sein 1-Euro-Haus innerhalb von drei Jahren wieder aufzupeppen.
Kein Problem für den Auswanderer, wie er sagt. McCubbin hat vor, für lange Zeit in Mussomeli zu bleiben. Obwohl er niemanden im Ort kannte und schlecht Italienisch spricht, folgt er dem Ruf seines Herzens: «Ich bereue nichts. Für mich ist es der richtige Schritt.»