Erstmals seit 10 Jahren steigt der Tabakkonsum wieder an
Im Homeoffice wird mehr geraucht

Zehn Jahre lang sanken die Verkaufszahlen für Tabak – bis heute. Corona bracht die Wende, sowohl beim Verkauf als auch beim Konsum. Im Homeoffice greift man schneller und vermehrt zur Zigarette.
Publiziert: 24.01.2022 um 09:14 Uhr
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Vor zwanzig Jahren wurden in der Schweiz fast 15 Milliarden Zigaretten pro Jahr verkauft.
Foto: Keystone

Seit zehn Jahren nehmen die Verkäufe von Tabakwaren kontinuierlich ab – bis auf ein Rekordtief von weniger als neun Milliarden Stück im Jahr 2019. Im Jahr 2020 aber sind die Verkaufszahlen plötzlich um vier Prozent angestiegen. Während und nach dem Lockdown wurde wieder mehr geraucht, und auch im Homeoffice greift man offentsichtlich schneller zur Pausenzigarette als im Büro. So hat der Tabakkonsum allgemein wieder zugenommen.

Das zeigt auch eine Befragung unter Jugendlichen im Kanton Aargau. Rund ein Drittel von ihnen konsumiere jede Woche Tabakprodukte. Stress und Verunsicherung in der Corona-Pandemie könnten die Gründe sein, wie Sucht Schweiz dazu sagt. «Solche Faktoren erhöhen den Nikotinkonsum, speziell bei jüngeren Menschen», sagt Markus Meury von Sucht Schweiz gegenüber CH Media.

Das ist von Interesse, insbesondere in Bezug auf die kommende Abstimmung vom 13. Februar. Dann entscheiden die Schweizerinnen und Schweizer über die Initiative «Kinder und Jugendliche ohne Tabakwerbung». Dabei soll Reklame überall dort verboten werden, wo Kinder und Jugendliche diese sehen könnte.

Fast 50 Prozent weniger regelmässige Raucher

Die Gegner der Vorlage argumentieren unter anderem damit, dass das Rauchen unter Jugendlichen in den letzten Jahren ohnehin an Popularität verloren habe. Die bisherige Präventionspolitik der Schweiz habe sich bewährt. Die Zahl der regelmässig Rauchenden unter den 15-Jährigen sei in den letzten acht Jahren um 49,7 Prozent gesunken.

Tatsächlich wurden Zigaretten in den vergangenen Jahren unbeliebter. Sowohl bei Jugendlichen als auch bei Erwachsenen. Seit rund fünfzehn Jahren nimmt der Tabakkonsum ab. Er ist von 33 Prozent (15- bis 65-Jährige) im Jahr 2001 auf 27,1 Prozent im Jahr 2017 zurückgegangen (Bevölkerung ab 15 Jahren), schreibt CH Media.

Vor zwanzig Jahren wurden in der Schweiz fast 15 Milliarden Zigaretten pro Jahr verkauft. Er sank bis 2019 auf weniger als neun Milliarden Stück. Dann kam der Lockdown und die Verkaufszahlen sind im Jahr 2020 plötzlich um 4 Prozent angestiegen. Mit ein Grund war das Verbot des Einkaufstourismus in dieser Zeit.

Jetzt wird wieder mehr geraucht

Nun gibt es Anzeichen, dass nicht nur der Verkauf, sondern auch der Konsum zugenommen hat, und die Bevölkerung tatsächlich zum ersten Mal seit Jahren wieder mehr raucht. Im Interview mit CH Media Zeitung sagt Denner-Chef Mario Irminger: «Der Tabakmarkt ist schwierig, aber in der Corona-Zeit ist er gewachsen. Im Homeoffice wird mehr geraucht, da mehr Möglichkeiten bestehen. In der Pause steht man auf dem Balkon und raucht. Das führte zu steigender Nachfrage nach Tabakprodukten.»

Auch Coop verkauft mehr Rauchwaren. Eine Sprecherin sagt auf Anfrage: «Wir haben in den vergangenen beiden Jahren eine erhöhte Nachfrage nach Tabakwaren verzeichnet.» Tabak zum selber Zigaretten drehen sei besonders beliebt. Denner-Chef Irminger geht davon aus, dass der Trend anhält, weil auch nach der Pandemie mehr von zu Hause aus gearbeitet werde, sagt er gegenüber der Zeitung. (cny)

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