Erste Firmen und Kantone legen Löhne offen
Jetzt gehts dem grössten Schweizer Tabu an den Kragen

Der Schweizer spricht nicht gerne über seinen Verdienst. Nun kommen erste Firmen mit der totalen Lohntransparenz. Auch Kantone ziehen nach. Weiss bald jeder, was seine Arbeitskollegin verdient?
Publiziert: 06.02.2022 um 18:29 Uhr
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Aktualisiert: 07.02.2022 um 07:59 Uhr
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Schweizer Angestellte reden nur höchst ungern ihren Lohn.
Foto: imago

Wissen Sie, was Ihre langjährige Büro-Kollegin verdient? Eben. Es gibt kaum ein Thema, bei dem der Schweizer sofort abblockt. Man spricht noch lieber über sein Liebesleben als über seinen Lohn. Auch wenn es natürlich jeden fürchterlich wunder nimmt, wie viel die anderen Ende Monat auf dem Konto haben.

Doch nun kommt Bewegung in die Sache. Das Lohn-Tabu in der Schweiz ist am Bröckeln. Nach dem Vorbild von Schweden wagt sich erstmals eine Firma mit 1000 Angestellten, sämtliche Gehälter offenzulegen. Es handelt sich um die Familie Wiesner Gastronomie aus Dübendorf ZH, die 34 Restaurants betreibt. Dazu gehören mehrere Ketten wie das Nooch Asian Kitchen.

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«Wir zahlen faire Löhne»

«Wir haben nichts zu verheimlichen – das gilt auch für uns als Inhaber», erklärt Co-Chef Manuel Wiesner gegenüber der «NZZ am Sonntag». Denn: «Wir sind überzeugt, dass wir für unsere Branche faire Löhne zahlen.» Der Chef geht mit gutem Beispiel voran. Auch das eigene Salär von 245'000 Franken hat Wiesner gegenüber der Belegschaft transparent gemacht.

Personalexperte Jörg Buckmann bezeichnet die Offensive in der «NZZ am Sonntag» als «mutig und selbstbewusst». Das heutige Tabu bei den Löhnen werde ohnehin auf breiter Front fallen. «Eine fortschrittliche Firma kann es sich künftig immer weniger leisten, diese Angaben zu verstecken.»

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Kanton Bern zieht mit

Tatsächlich beginnen immer mehr Arbeitgeber, zumindest in den Stelleninseraten das künftige Salär zu deklarieren – was in vielen anderen Ländern längst üblich ist. Seit letzter Woche gibt auch der Kanton Bern bei den freien Stellen das Lohnband bekannt. Man wolle so ein Lohnpoker bei den Bewerbungen verhindern, heisst es zur Begründung. (pbe)

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