Wenn es einen Bereich gibt, wo die untergegangene Credit Suisse wirklich Spitze war, dann ist dies das Firmenkundengeschäft. Unzählige Unternehmen vertrauten auf die Dienstleistungen der Bank, fanden dort auch für komplizierte Geschäfte verlässliche Partner.
Stellt sich nun die Frage, wer dieses Geschäft erben kann, denn der UBS wird es kaum gelingen, alle Kunden der CS zu übernehmen. Zu gross ist die Skepsis gegenüber dem neuen Riesen. Wer bislang auf beiden Grossbanken setzte, wird sich nach einer neuen Bank umschauen.
Dabei kommen schnell einmal die grösseren Kantonalbanken sowie Auslandsbanken ins Spiel. Eine Bank geht dabei oft vergessen: die Raiffeisen-Gruppe. Auch wenn CEO Heinz Huber (58) anlässlich der Präsentation der Halbjahreszahlen eher zurückhaltend reagierte, ist für den Firmenkundenleiter Roger Reist (47) klar: «Das Ende der CS ist eine Chance für Raiffeisen.»
Nationales Filialnetz
Vor allem um ins Geschäft mit dem Schweizer Mittelstand zu kommen: «Wir können viele der CS-Dienstleistungen für KMU auch anbieten.» Der Vorteil von Raiffeisen gegenüber der inländischen Konkurrenz: Die Bank ist an 788 Standorten in der ganzen Schweiz präsent. «Wir sind ein nationaler Player mit intimen Kenntnissen der lokalen Wirtschaft», so Reist.
Auch vor den Auslandsbanken fürchtet sich Reist nicht: «Die kommen und gehen, diese Volatilität schätzen Schweiz KMU nicht so sehr.» Denn dadurch fehlt oft die Basis für den langjährigen Aufbau von Vertrauen. Wie der Fall CS gezeigt hat, ist Vertrauen die wichtigste Währung der Banken – und für jede erfolgreiche Geschäftsbeziehung.