Nachdem letzte Woche bekannt wurde, dass die Lufthansa für rund 210 Millionen Euro Teile der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin kaufen möchte, will die Swiss-Muttergesellschaft nun auch für die italienische National-Airline Alitalia Millionen ausgeben. Laut der italienischen Zeitung «Corriere della Sera» soll Lufthansa um die 500 Millionen Euro bieten.
Bekäme die deutsche Airline-Gruppe den Zuschlag, würde sie ihre Marktmacht deutlich ausbauen. Abbauen will die Lufthanasa bei Alitalia offenbar 6000 Arbeitsplätze – um den Flugbetrieb zu erhalten. Ausserdem würden Kurz- und Mittelstreckenflüge gestrichen. Die Lufthansa äusserte sich nicht zu ihrem Angebot. Die Bieterfrist für die insolvente Airline endet Montagabend.
Gespräche könnten auf März vertagt werden
Womöglich könnten sich die Verhandlungen über die Zukunft von Alitalia in die Länge ziehen. Laut der «Corriere della Sera» könnte die italienische Regierung Gespräche bis nach den italienischen Wahlen im März vertagen. Die Regierung suche nach Lösungen, um möglichst wenige Jobs zu gefährden. Dazu zählt auch die Aufnahme von Krediten.
Die Alitalia steckt bereits seit Jahren in der Krise, musste vergangenen Mai Insolvenz anmelden, nachdem die Angestellten gemeinsam mit den Gewerkschaften ein Spar- und Reformprogramm abgelehnt hatte.
Rom will nun verhindern, dass das Unternehmen mit über 11'000 Mitarbeitern zerschlagen wird. Damit die Flugzeuge abheben können, hat das italienische Kabinett vergangenen Freitag beschlossen, den Brückenkredit von diesem November bis September 2018 zu verlängern. Der Verkaufsprozess soll bis Ende April 2018 abgeschlossen sein.
Doch ob der 500-Millionen-Kauf zustande kommt, ist ungewiss. Denn mit der Übernahme würde sich die Lufthansa noch mehr Marktanteile sichern. Und bereits im Falle Air Berlin erwarte man eine vertiefte kartellrechtliche Überprüfung der EU-Kommission, wie der Luftverkehrsberater Gerald Wissel der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. (maz)