Kampf um jede Arbeitsstunde
Blocher-Töchter kassieren mehr als ihre 2693 Büezer zusammen

Die Gewerkschaft Syna hat den Kollektivarbeitsvertrag mit Ems-Chemie gekündigt, nachdem sie vergeblich versucht hatte, von einer 43- zu einer 42-Stundenwoche zurückzukehren. Was ihren Frust nährte: Ems könnte sich eine Reduktion der Arbeitszeit problemlos leisten.
Publiziert: 01.10.2023 um 10:17 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2023 um 15:21 Uhr
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Die Jüngste der Blocher-Schwestern: Rahel Blocher (46).
Foto: ZVG
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Thomas SchlittlerWirtschaftsredaktor

Im Jahr 2005 kündigte Ems-Chemie an, 40 Millionen Franken in neue Fabrikanlagen zu investieren. Die Angestellten hatten dazu ihren Beitrag zu leisten: Ihre Wochenarbeitszeit wurde von 42 auf 43 Stunden erhöht, bei gleichem Lohn.

Angesichts des internationalen Konkurrenzdrucks und der hohen Produktionskosten hierzulande segnete die Gewerkschaft Syna, langjährige Sozialpartnerin, die Anpassungen ab – befristet auf zwei Jahre.

Gewerkschaft löst Kollektivarbeitsvertrag auf

Doch 2023 arbeiten die Ems-Mitarbeitenden noch immer 43 Stunden die Woche. Jetzt will Syna dies nicht mehr länger mittragen. Vor zwei Wochen teilte die Gewerkschaft mit, dass man den Kollektivarbeitsvertrag mit Ems-Chemie per Ende 2023 aufgelöst habe. «Bis heute konnten wir trotz vielfacher Verhandlungsversuche nicht erreichen, dass wieder auf den Normalzustand einer 42-Stunden-Woche zurückgekehrt wird», so die Begründung.

Was den Frust der Angestelltenvertreter nährte: Ems könnte sich eine Reduktion der Arbeitszeit locker leisten. Die Mitarbeitenden bescheren den Eigentümern des Konzerns Jahr für Jahr einen Millionen-Segen.

Mehr Dividenden als alle Angestellten zusammen verdient haben

Für das Geschäftsjahr 2022 erhielten die Aktionäre Dividenden in Höhe von 468 Millionen Franken. Alleine für die Hauptaktionärinnen Magdalena Martullo-Blocher (54), Miriam Baumann-Blocher (48) und Rahel Blocher (46) gab es im August 332 Millionen Franken.

Zum Vergleich: Der Personalaufwand für sämtliche 2693 Ems-Mitarbeitenden betrug 2022 rund 246 Millionen Franken.

Wäre es angesichts dieser Verteilung nicht möglich, dem Personal bei der Arbeitszeit entgegenzukommen?

Ems-Chemie äussert sich dazu folgendermassen: «Für die Ems-Mitarbeitenden im Kollektivarbeitsvertrag ändert sich nichts, weil dieser mit den anderen Sozialpartnern weiterbesteht.» Das Unternehmen hält jedoch fest, dass bei den von der Syna ins Feld geführten 43 Stunden pro Woche die gesetzlichen Mittags- und Kurzpausen mit eingerechnet seien. Zudem sei bereits 2006 auf ein Gleitzeitmodell umgestellt worden. «Die Arbeitszeit ist in der Region durchaus üblich», so die Firma.

Die Ems-Verantwortlichen scheinen es also in Kauf zu nehmen, dass die langjährige Sozialpartnerschaft mit der Gewerkschaft Syna in drei Monaten zu Ende geht.

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