Russen fahren auf Schweizer Käse ab. Die Spezialität aus heimischer Kuhmilch gilt in Moskau als Delikatesse. Entsprechend hoch sind die Preise. Entsprechend lukrativ ist der Export für Schweizer Firmen.
Seit Ausbruch des Ukraine-Krieges hat sich diese Ausgangslage dramatisch verändert. Emmi, der grösste Milchverarbeiter der Schweiz, hat nach Kriegsbeginn weiter nach Russland geliefert. Es handle sich schliesslich um ein Grundnahrungsmittel, hiess es. Dafür kassierten die Innerschweizer zünftige Kritik.
Die hatte Wirkung. Emmi hat sich umentschieden, wie Recherchen von Blick zeigen. Ab dem 24. März setze Emmi die Lieferungen nach Russland gänzlich aus, heisst es vonseiten des Unternehmens auf Anfrage.
Die Russen müssen definitiv auf originalen Schweizer Käse verzichten. Das tut ihnen wohl mehr weh als Emmi selber. «Emmi hat ein sehr geringes Volumen Käse aus der Schweiz nach Russland exportiert», sagt Emmi-Sprecherin Simone Burgener zu Blick. Konkret: Die Exporte in Putins Reich machen nur 0,1 Prozent des Gesamtumsatzes von 3,9 Milliarden Franken im 2021 aus. Sprich: Es handelt sich ungefähr um ein 4-Millionen-Geschäft mit Russland. Dennoch hat der Entscheid von Emmi eine wichtige symbolische Bedeutung.
«Krieg ist weiter eskaliert»
Der Grund für den Boykott: «Der Krieg in der Ukraine ist in den letzten Wochen weiter eskaliert, und das Leid der Menschen hat eine neue Stufe erreicht», sagt Burgener. «Wir verurteilen die militärische Aggression Russlands weiterhin mit aller Klarheit und haben uns entschlossen, unsere Lieferungen nach Russland gänzlich auszusetzen.»
Das könnte Sie auch interessieren
Nicht nur Emmi legt das Russland-Geschäft auf Eis. Auch die Züger Frischkäse AG aus Oberbüren SG hat ihre Käselieferungen nach Russland eingestellt. Bereits kurz nach Ausbruch des Ukraine-Krieges, wie Verkaufsleiter Christoph Scherrer (50) zu Blick sagt. Pro Woche hat vor dem Krieg ein Lastwagen mit Mozzarella die Ostschweiz in Richtung Russland verlassen. «Das war ein schöner Markt. Zum Glück haben wir aber noch viele andere Kunden», so Scherrer weiter. Die Firma steht trotz des Krieges auf starken Beinen.
«Ein Zeichen gegen den Krieg setzen»
Züger hat vor allem Mozzarella-Kugeln für Salate nach Russland geliefert. Seit 2014 war die St. Galler Firma mit den Russen im Geschäft. «Nun wollten wir ein Zeichen gegen den Krieg setzen und haben die Beziehungen abgebrochen», sagt Scherrer.
Es geht auch ums Geld. Man habe schon immer Vorabkasse verlangt in Russland. «Früher haben wir unser Geld in 4 Tagen erhalten. Zuletzt dauerte der Überweisungsprozess 14 Tage.» Nicht zuletzt deshalb habe man nun die Handbremse gezogen.
27 Jahre in den Aufbau investiert
Auch die Firma Margot, der grösste Schweizer Käse-Exporteur, fährt das Russlandgeschäft runter. Der Hersteller ist vor allem für seinen Gruyère bekannt. «Die Umstände haben uns dazu gezwungen. Wir hatten keine andere Wahl», sagt Firmenchef Anthony Margot. Er ist enttäuscht. «27 Jahre haben wir in den Aufbau des Geschäftes in Russland investiert. Nun macht der krieg alles kaputt.»