Die Ostschweizer fahren nach Konstanz, die Basler nach Weil am Rhein, Lörrach oder Mülhausen: Die Hochpreisinsel Schweiz treibt Konsumentinnen und Konsumenten seit Jahren ins grenznahe Ausland, um ihre Einkäufe zu erledigen. Die Corona-Krise setzte diesem Trend letztes Jahr ein jähes Ende. Für die Schweizer Detailhändler war es ein kleiner Lichtblick in der Krise: Läden aus der Region liefen den grossen Einkaufszentren ennet der Grenze plötzlich den Rang ab.
Damit ist nun aber bereits wieder Schluss, wie neue Zahlen belegen: Gemäss Daten der Bezahldienstleister SIX und Worldline geben die Schweizer seit Ende Juni wieder gleich viel Geld für Shopping im benachbarten Ausland aus wie vor der Krise. Das berichtet der «Tages-Anzeiger». Es sind im Schnitt 2 Millionen Franken täglich, die dem Schweizer Detailhandel entgehen und in die deutschen, französischen oder italienischen Kassen fliessen.
Kartenzahlungen verfälschen die Daten
Allerdings: Die Zahlen erfassen nur Kartenzahlungen, keine Bargeldeinkäufe. Und weil das Plastikgeld spätestens seit der Pandemie einen regelrechten Boom erlebt, könnte dies die Daten verfälschen. Will heissen: Schweizerinnen und Schweizer bezahlen im benachbarten Ausland womöglich häufiger mit der Karte als vor der Krise – was die Zahlen nach oben treibt.
So oder so gilt: Die von der Corona-Krise sowieso schon arg gebeutelten Detailhändler ächzen unter der Rückkehr des Einkaufstourismus. Gerade Geschäfte in Grenznähe sind betroffen, etwa jene in Kreuzlingen TG. Der Verband der Schweizer Detailhändler – die Swiss Retail Federation – hat daher jüngst gemeinsam mit dem Schweizerischen Gewerbeverband die Kampagne «Shopp Schwiiz» lanciert. Diese will die Leute dazu bewegen, auch nach der Corona-Krise möglichst lokal einzukaufen statt im grenznahen Ausland. (sfa)