Ihr Treffen mit der Familie ist ein kleines Stück näher gerückt – und trotzdem noch zwei Wochen entfernt. Mindestens. Als Blick Warisa (42) und Heinz Schär (55) am Montag erreicht, sitzt das Ehepaar aus Diessbach bei Büren BE gerade auf der Terrasse seines Hotelzimmers in Thailand. Vor ihnen zwei gekühlte Biere, hinter ihnen der türkisblaue Pool.
«Endlich», sagen die Schärs. Die Vorbereitungen für die Reise in die «Sandbox» – zu Deutsch «Sandkasten» – auf der thailändischen Ferieninsel Phuket waren mühsam und zeitraubend. Denn die Einreiseregeln sind strikt. Mehrere Wochen kämpften sie sich durch aufwendigen Papierkram – von der Bürokratiehölle ins Ferienparadies. Jetzt müssen sie in der Sandbox zwei Wochen ausharren.
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Traumstrände ohne Menschenseele
Vergangenen Samstag: Am Flughafen in Phuket geht alles reibungslos. Nur 40 Minuten nach der Landung sind die Dokumente kontrolliert, ist der PCR-Test gemacht, sitzen die beiden im Taxi Richtung Hotel. «Alles war top organisiert. Davon kann sich die Schweiz eine Scheibe abschneiden», sagt Heinz Schär.
Trotzdem: Das aufwendige Einreiseprozedere tun sich viele gar nicht erst an, wie ein Augenschein in Phuket zeigt. Dort läuft der Tourismus noch immer auf Sparflamme. Die meisten Restaurants und Unterkünfte sind geschlossen. «Selbst unser Hotel ist nicht mal zu 50 Prozent belegt», so das Ehepaar.
Das Luxuszimmer, in dem sie seit dem Wochenende leben, können sie sich aufgrund der massiven Rabatte leisten, mit denen die Betreiber momentan um sich werfen. So sollen die Ausfälle aus über einem Jahr Lockdown mindestens teilweise abgefedert werden.
Fast zehn Millionen Besucher verzeichnet die Insel in normalen Jahren. Die Abwesenheit der Touristenmassen wird am Strand noch sichtbarer. Der ist normalerweise voll. Nun haben Schärs den Strand für sich alleine. «Das haben wir noch nie erlebt.»
Corona-Situation verschärft sich
Sorgenfrei können sie die zweiwöchige Inselquarantäne nicht geniessen. Am Wochenende war die Anzahl der täglich gemeldeten Neuinfektionen in Thailand erstmals fünfstellig. Bisher galten die verschärften Massnahmen nur für Bangkok und umliegende Regionen. Jetzt sind auch Teile des Südens vom Lockdown betroffen. Inlandflüge in diese Provinzen hat die Regierung kurzerhand verboten.
Schärs befürchten nun, dass die Flugverbote bald auch die Heimat ihrer Familie im Norden betreffen. Dann fiele das Wiedersehen mit Warisa Schärs Tochter (12) und Sohn (10) aus erster Ehe ins Wasser. «Das wäre eine herbe Enttäuschung», sagt Heinz Schär. Seit eineinhalb Jahren haben sie die Kinder nicht gesehen, die momentan bei den Grosseltern leben.
Umso vorsichtiger werden sich die beiden in den nächsten Wochen verhalten. Sie wollen jedes Risiko einer Infektion ausschliessen. «Schliesslich sind wir für die Familie da. Und nicht für den Strand», sagt Heinz Schär.