«Muss jeder selber wissen, ob er sich das antun will»
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Mühsame Einreise nach Thailand:«Muss jeder selber wissen, ob er sich das antun will»

Ehepaar Heinz und Warisa Schär im Planungsstress
Für ihre Thailand-Ferien gehen sie durch die Bürokratie-Hölle

Heinz und Warisa Schär wollen weg aus der Schweiz. Nach Thailand. Der Weg dorthin ist aber steinig und lang. Einreisen darf nur, wer zahlreiche Bestimmungen erfüllt. Schärs erzählen von ihren Erfahrungen.
Publiziert: 17.07.2021 um 10:18 Uhr
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Aktualisiert: 18.07.2021 um 15:10 Uhr
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Heinz und Warisa Schär sind des Regenwetters überdrüssig.
Foto: Levin Stamm
Levin Stamm

Dauerregen in Diessbach bei Büren BE. Heinz Schär (55) schaut aus dem Fenster, draussen die Gartenlounge. Durchnässt, unaufgeräumt. «Seit Wochen habe ich sie nicht benutzt», sagt er. Das Hundewetter schlägt ihm aufs Gemüt, sagt Schär als er Blick am vergangenen Donnerstag bei sich zu Hause empfängt.

Auf seinem Esstisch stapeln sich die Papiere, Dokumente und Umschläge mit Zertifikaten. «Wer mag schon komplizierten Bürokram?», fragt er. Aber der Papierkrieg ist die Eintrittskarte nach Thailand. Nach Sonne, hohen Temperaturen, Traumstränden – und vor allem seiner Familie, die er endlich wieder in die Arme schliessen will.

Kinder über ein Jahr nicht gesehen

Warisa (42) setzt sich zu ihrem Ehemann an den Tisch und überfliegt die zahllosen Dokumente. Mit Familie meinen die beiden unter anderem Warisas Tochter (12) und Sohn (10) aus erster Ehe. Seit Ausbruch der Corona-Krise hat sie ihre Kinder nicht mehr gesehen, die seither bei den Grosseltern untergekommen sind.

Die lange Zeit der Trennung soll ein Ende nehmen. Bald fliegen Schärs in die «Sandbox» – zu Deutsch «Sandkasten» – auf die thailändischen Ferieninsel Phuket. Hinter dem Namen versteckt sich der erste Versuch von Ministerpräsident Prayut Chan-o-cha (67) und seiner Regierung, Thailand nach mehr als 15 Monaten für den Tourismus wieder zu öffnen.

Die Abschottung war gesundheitspolitisch lange ein Erfolg – zeitweise blieb das Land 100 Tage ohne lokale Infektion. Für die schwer vom Tourismus abhängige Wirtschaft war sie aber ein Desaster.

Nun wurde der öffentliche Druck zu gross. Am 1. Juli 2021 landeten erste Thailand-Fans wieder im Ferienparadies – ausgerechnet als in der Hauptstadt Bangkok die Corona-Zahlen bedenklich in die Höhe schossen.

Zahlreiche PCR-Tests – trotz Impfung

Einfach offen sind die Grenzen ins Ferienparadies damit aber noch lange nicht, wie die Schärs schmerzlich erfahren mussten. «Eine Bürokratiehölle», weiss Heinz. Mehrere Wochen kämpfen sie sich durch zahllose Internet-Recherchen, Telefone und E-Mails – dazwischen stundenlanges Warten. Wie viel Stunden sie dafür investiert haben, wissen sie nicht.

Die Erfahrung hat Schär eines gelehrt: «Die Zeit der Spontanreisen ist vorbei!» Immerhin: Jetzt sind die Dokumente bereit. Heinz Schär breitet sie auf dem Tisch aus und erklärt geduldig eines nach dem anderen.

  • Eine Versicherungsbestätigung, die mindestens 100'000 Franken deckt. «Die muss auf Englisch übersetzt sein.»
  • Eine Buchungsbestätigung eines von der Regierung als coronasicher zertifizierten Hotels (SHA+) für mindestens zwei Wochen. «Buchen darfst du nur auf SHABA, einer Online-Plattform der Tourismusbehörde.»
  • Ein Formular für die Beantragung des von der Regierung ausgestellten Eintrittszertifikates. «Davon gibt es elf verschieden Varianten.»
  • Flugtickets von Zürich nach Phuket. «Du musst vom Ausland aus auf die Insel fliegen – in Bangkok umsteigen ist verboten.»
  • Die Bestätigung dreier vorbezahlter PCR-Tests – pro Person. «Für den ersten, sechsten und dreizehnten Tag nach Ankunft. Kosten dafür: insgesamt 480 Franken!»

Test-Lawine und Dauerüberwachung

Die Test-Lawine erstaunt besonders. Heinz' und Warisas Impfnachweis bestätigt: Sie sind bereits seit Längerem doppelt geimpft. Trotzdem werden sie sich für die Thailand-Reise insgesamt sechsmal testen lassen. Davon zweimal freiwillig – direkt vor und nach dem Rückflug in die Schweiz. «Wir wollen jedes Risiko ausschliessen, dass wir das Virus in irgendeiner Form verbreiten», sagt Schär.

Seine Tipps für die Thailand-Reise

Extrem strenge Einreisevorschriften, dafür ist die beliebte Feriendestination Thailand seit Corona bekannt. Thailandkenner Heinz Schär (55) aus Diessbach bei Büren BE rät:

  • Genug früh mit der Planung beginnen: «Wem die thailändischen Gegebenheiten nicht geläufig sind, sollte mindestens drei Wochen Vorlaufzeit einplanen.»
  • Als Informationsquelle nicht nur die Webseiten der thailändischen Botschaften nutzen: «Dort sind die Angaben oft nicht aktuell. Zusätzlich empfehle ich die Webseiten der Tourism Authority of Thailand oder von Royal Vacation.»
  • Professionelle Unterstützung bei der Planung holen: «Leuten, die nicht sehr internetaffin sind und nicht gut Englisch sprechen, empfehle ich, sich von Reiseveranstaltern helfen zu lassen.»

Extrem strenge Einreisevorschriften, dafür ist die beliebte Feriendestination Thailand seit Corona bekannt. Thailandkenner Heinz Schär (55) aus Diessbach bei Büren BE rät:

  • Genug früh mit der Planung beginnen: «Wem die thailändischen Gegebenheiten nicht geläufig sind, sollte mindestens drei Wochen Vorlaufzeit einplanen.»
  • Als Informationsquelle nicht nur die Webseiten der thailändischen Botschaften nutzen: «Dort sind die Angaben oft nicht aktuell. Zusätzlich empfehle ich die Webseiten der Tourism Authority of Thailand oder von Royal Vacation.»
  • Professionelle Unterstützung bei der Planung holen: «Leuten, die nicht sehr internetaffin sind und nicht gut Englisch sprechen, empfehle ich, sich von Reiseveranstaltern helfen zu lassen.»

Eine weitere Massnahme der Regierung: die totale Überwachung. Heinz Schär packt sein Smartphone aus und zeigt die Tracking-App, die er im Vorfeld heruntergeladen hat. Sie wird seinen Standort zu jeder Zeit seines Aufenthaltes auf Phuket an die thailändischen Behörden weiterleiten. «Das wäre in der Schweiz unvorstellbar», sagt Heinz. Die Insel, also die Sandbox verlassen, dürfen er und Warisa nach zwei Wochen. Erst dann können sie zur Familie im Norden des Landes reisen.

Alles für die Familie

Blick begleitet Schärs ins Testzentrum des Berner Einkaufszentrums Welle 7. Der PCR-Test ist die letzte Hürde vor dem Abflug. Warum tun sie sich diese Tortur an? «Wir wollen nicht einfach ein bisschen in die Ferien entspannen gehen, sondern zur Familie», stellen sie klar.

Phukets Sandbox gebe ihnen die Möglichkeit, die Quarantäne «erträglich zu gestalten.» Die Alternative in Bangkok: 15 Tage Hotel-Isolation in gefängnisähnlichen Verhältnissen. Heinz sagt sogar: «Wäre uns nach normalen Ferien im Sinn, würden wir nicht nach Phuket reisen. Die Tourismusorte sind noch immer beinahe ausgestorben.»

Plötzlich ein Schreckensmoment: Warisas Test-Termin ist nicht im System zu finden. Beim Ehepaar macht sich Nervosität breit. Fällt die Reise doch ins Wasser? Nein. Wenig später ist alles geregelt, ihr Geburtsdatum war falsch aufgetragen. Aufatmen. «Das zeigt, wie minuziös du alles vorbereiten musst», meint Heinz.

Minuten später sind die Spucktests gemacht. Die letzte Pflicht ist erfüllt. Jetzt beginnt die Vorfreude. Auf Sonne, hohe Temperaturen, Traumstrände – und vor allem Familie. Heute Samstag geht es los.

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