Auf einen Blick
- Edelweiss wächst mit neuen Airbus A350
- Bernd Bauer strebt Umsatz-Milliarde an
- Umsatz 2023: 830 Millionen Franken
Edelweiss gehört im deutschen Mutterhaus Lufthansa zu den Vorzeigefluggesellschaften. Der Schweizer Ferienflieger gewinnt kontinuierlich an Flughöhe. Demnächst können Fluggäste den topmodernen Flugzeugtyp Airbus A350 buchen, der ab Mitte Mai 2025 entlegene Reiseziele bedient. Hinter dem Erfolg steht Bernd Bauer (59). Er ist erst der dritte CEO in der bald 30-jährigen Edelweiss-Historie. Sein Erfolgshunger ist noch nicht gestillt.
Blick: Herr Bauer, Edelweiss hat ein Rekordresultat eingeflogen, der Umsatz kletterte im Jahr 2023 auf 830 Millionen Franken. Was liegt da noch drin?
Bernd Bauer: Wir peilen mittelfristig die Umsatz-Milliarde an. Gemeinsam mit unserer Schwesterairline Swiss bieten wir heute rund 200 Ziele ab der Schweiz an. Das ist enorm. Aber wir wollen weiterwachsen und weitere Reiseziele anbieten.
Mit der Einflottung des neuen Airbus A350 steht der nächste Wachstumsschritt bevor. Wohin geht die Reise?
Die Flugzeuge sind umweltfreundlicher, sie sind nur halb so laut wie die A340. Sie stossen 25 Prozent weniger CO2 aus und verbrauchen 25 Prozent weniger Treibstoff. Und vergessen Sie nicht: Mit den A350 haben wir eine deutlich grössere Reichweite.
Was heisst das in Bezug auf neue Feriendestinationen?
Zuletzt haben wir vor allem nach Nordamerika expandiert, weil das relativ nahe ist und dank Partnerschaften mit Air Canada und United Airlines interessante Anschlussflüge möglich sind. Mit dem A350 sind weiter entfernte Ziele wieder denkbar.
Wo hat es noch Lücken im Strecken-Angebot?
Wir flogen früher schon nach Ho-Chi-Minh-City, Rio de Janeiro, Buenos Aires oder San Diego, doch mit dem A340 konnten diese Ziele nicht wirtschaftlich bedient werden. Die sind nun wieder im Bereich des Möglichen. Viele Passagiere wünschen sich Ziele etwa in Süd- und Mittelamerika, im südlichen Afrika oder in Südostasien. Wir werden sorgfältig evaluieren, was am meisten Sinn macht.
Geopolitische Konflikte zwingen aber oft zu Umwegen.
Die Lufträume werden in der Tat immer enger. In Vorderasien oder in Zentralafrika gibt es Konflikte, die sich auf die Luftraumnutzung auswirken. Wir müssen effizient zu unseren Zielen fliegen können. Denn jeder Umweg kostet Geld. Die zusätzlich benötigten Treibstoffkosten verteuern die Preise.
Bernd Bauer (59) ist seit zehn Jahren CEO der Edelweiss und seit 2022 auch von deren deutschen Schwestergesellschaft Discover Airlines. Der ursprünglich aus Tübingen (D) stammende Manager startete seine Airline-Karriere 1994 bei der Crossair, zunächst in Freiburg, ab 1997 in Basel. Ab 2002 war er bei der Swiss, bis er im September 2014 den langjährigen Edelweiss-CEO Karl Kistler (71) ablöste. In seiner Jugend absolvierte Bauer eine Ausbildung zum Ski- und Snowboard-Instruktor. Bauer wohnt mit seiner Familie im Raum Zürich.
Bernd Bauer (59) ist seit zehn Jahren CEO der Edelweiss und seit 2022 auch von deren deutschen Schwestergesellschaft Discover Airlines. Der ursprünglich aus Tübingen (D) stammende Manager startete seine Airline-Karriere 1994 bei der Crossair, zunächst in Freiburg, ab 1997 in Basel. Ab 2002 war er bei der Swiss, bis er im September 2014 den langjährigen Edelweiss-CEO Karl Kistler (71) ablöste. In seiner Jugend absolvierte Bauer eine Ausbildung zum Ski- und Snowboard-Instruktor. Bauer wohnt mit seiner Familie im Raum Zürich.
Aber es gibt auch hausinterne Probleme. Edelweiss-Passagiere, die bei Verspätungen oder Annullationen über mangelnde Kommunikation klagen. Wie gehen Sie damit um?
Jeder hat das Recht auf zeitnahe Information. Warum schaffen wir es nicht immer? Weil uns teils die Kontaktdaten der Passagiere nicht vorliegen – diese sind oft bei Reiseveranstaltern und Reisebüros. Dadurch dauert die Kommunikation vereinzelt leider etwas länger.
Was sagen Sie zur Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit Ihrer Airline?
Wir haben im laufenden Jahr eine Abflugquote von 99,4 Prozent. Es wurden also nur 0,6 Prozent aller Flüge annulliert. Die Abflugs-Pünktlichkeitswerte haben wir auf 65 Prozent verbessert. Das hat Luft nach oben. Wobei die Verspätungen in der Regel dem gesamten System der Luftfahrt geschuldet sind. Damit meine ich auch Engpässe an Flughäfen, bei der Flugsicherung oder bei Bodendienstleistern.
Der weltweite Pilotenmangel beschäftigt Sie nicht?
Nein. Wir sind ein attraktiver Arbeitgeber. Wir bieten als eine von nur wenigen Fluggesellschaften das MFF-Modell an. Das steht für «Mixed Fleet Flying» und bedeutet, dass Piloten und Kabinenpersonal abwechslungsweise auf Kurz- und auf Langstrecken eingesetzt werden. Das bietet Abwechslung und Planbarkeit. Gerade bei der jüngeren Generation sind unsere Pilotenjobs sehr gefragt.
Apropos Arbeitgeber, auch Ihnen scheint es bei der Edelweiss zu gefallen. Fliegen Sie beim Ferienflieger in den Ruhestand?
Das touristische Umfeld und meine aktuelle Rolle gefallen mir. Ich will mein Know-how im Ferienreisegeschäft weiterhin bei Edelweiss und in der Lufthansa-Gruppe einbringen.
Sie hatten gar keine Ambitionen auf den Swiss-Chefsessel?
Mir gefällt die Rolle bei Edelweiss. Das touristische Umfeld passt zu mir.
Weil Sie auch die deutsche Discover, eine «Kopie» von Edelweiss in Deutschland, leiten?
Ich habe sehr viel Abwechslung. Grundsätzlich teile ich meine Arbeitszeit zwischen beiden Airlines, also die Zeit in Zürich und Frankfurt, etwa 50:50 auf. Manchmal etwas mehr hier oder mehr dort.
Bei Discover gab es jüngst einen Arbeitskampf. Seit 1. Juli fliegen Edelweiss-Cockpitcrews ohne GAV. Rechnen Sie mit Streiks auf die Herbstferien hin oder darüber hinaus, wenn es keine Einigung gibt?
Im Gegenteil. Wir haben uns bei den grossen Themen mit dem Verband gefunden. Jetzt sind wir am Ausarbeiten der Verträge. Ziel ist, noch dieses Jahr Unterschriften unter die Dokumente – rückwirkend per 1. Juli 2024 – zu setzen.
Mehr Lohn und bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Waren die Forderungen tatsächlich so überrissen, dass sie für Edelweiss finanziell nicht tragbar sind, wie es hiess?
Pilotenverband und Airline verfolgen die gleichen Interessen: die Zufriedenheit der Crews. Sie trägt dazu bei, dass auch unsere Kunden zufrieden sind. Das muss aber vereinbar sein mit den wirtschaftlichen Interessen des Unternehmens. Da regeln wir jetzt noch die letzten Details.
Mehr zu den Airlines
Sprechen wir noch über das Herbstgeschäft. Welche Ziele sind bei Schweizerinnen und Schweizern besonders gefragt?
Auf der Kurzstrecke in dieser Reihenfolge: Heraklion, Hurghada, Larnaca, Ibiza, Teneriffa, Las Palmas, Kos und Rhodos. Klassische Ziele. Auf der Langstrecke der Dauerbrenner Malediven, gefolgt von der Dominikanischen Republik, Mauritius, Cancun, Tampa und Las Vegas.
Las Vegas wird im Frühjahr 2025 das erste Ziel sein, das mit A350 bedient wird. Ist das schon buchbar?
Ja, es gibt bereits Nachfrage dafür. Bis Ende 2025 sollten vier A350 eingeflottet sein. Ab 2026 gibt es dann unser neues Kabinenprodukt mit der brandneuen Premium Economy. Wir hätten diese gern früher angeboten.
Aber?
Es gibt Lieferengpässe beim Kabinenmaterial. Sobald die neue Premium Economy vorliegt, bieten wir dann mehr Platz dank einer 2-3-2-Bestuhlung sowie ein neues Servicekonzept. Die Sitze werden vergleichbar sein mit jenen in der Premium Economy von Swiss.
Die Premium-Nachfrage steigt. Verlangen Sie auch Premium-Preise?
Wir haben unsere Preisstrukturen nicht gross geändert in letzter Zeit. Unsere Kosten steigen, aber das legen wir nicht 1:1 auf unsere Gäste um. Wir merken aber, dass viele Gäste bereit wären, etwas mehr für den Komfort der Premium Economy zu zahlen. Deshalb werden auch wir diese Klasse ab 2026 in den neuen A350 anbieten.