Die Ruhe im Auge des Sturms
Doch es drohen Hindernisse bei der Hypothekenvergabe

Wer eine Hypothek hat, kann wohl in dieser Krise ruhig bleiben: Die Minuszinsphase dürfte in die Verlängerung gehen. Doch es drohen Probleme.
Publiziert: 08.05.2020 um 23:13 Uhr
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Aktualisiert: 19.05.2020 um 16:30 Uhr
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Die Zinsen für Hypothekarkredite bleiben tief.
Foto: Keystone
Marc Forster («Cash.ch»)

Eine in diesen aufgeregten Zeiten häufige Frage lautet: «Gehen die Hypothekarzinsen auf Null?». Sie kann mit grosser Sicherheit mit einem «Nein» beantwortet werden. Die Coronakrise hat die Zinsen für Eigenheimkredite im März sogar ansteigen lassen.
Bei Festhypotheken mit zehn Jahren Laufzeit ereignete sich ein Anstieg um 0,25 Prozentpunkte, was kein geringer Wert ist. Im grösseren Zusammenhang fiel aber auch dieser Anstieg moderat aus. Das gesamte Niveau war Ende März so noch wie zwölf Monate davor.

Im April kam es dann bereits wieder zu einer Absenkung des Zinsniveaus – auch dies ein moderater Schritt. Hypotheken sind nach wie vor sehr billig zu haben.

Trend zugunsten der Hypothekarnehmer

Das Vergleichsportal Valuu führt die günstigste 10-Jahres-Festhypothek mit 0,70 Prozent, 5-Jahres-Kredite mit 0,55 Prozent und die günstigste Liborhypothek mit 0,54 Prozent Zins an.
Die Faktoren, welche die Hypothekarzinsen in der Schweiz beeinflussen, entwickeln sich im Grunde genommen zugunsten der Hypothekarnehmer.

Die Rendite der zehnjährigen Bundesobligation hat sich von einem Zwischenhoch bei -0,252 Prozent Anfang April wieder auf ein Niveau um –0,51 zurückbewegt. Der «Eidgenoss» ist einer der Haupttreiber der Hypozinsen in der Schweiz.

Wenig Luft bei den Leitzinsen

Auch die Leitzinsen der Notenbanken dürften sich bis auf weiteres wenig ändern. Die Krisen-Stützmassnahmen treiben die Staatsverschuldung nochmals nach oben – auch das wird kaum zu höheren Zinsen führen: Hochverschuldete Länder wie Frankreich, Italien oder Spanien haben genug Einfluss bei der Europäischen Zentralbank, einen solchen Schritt zu verhindern. Und damit dürfte auch die Minuszinsphase in der Schweiz in eine unbestimmte Verlängerung gehen.

Sollten allerdings die Kreditausfallrisiken wegen der aufziehenden Rezession einmal anders bewertet werden, könnte dies auch den Hypothekenmarkt beeinflussen, sagt Florian Schubiger vom Beratungsportal Hypotheke.ch. «Davon sind wir aber noch ein gutes Stück entfernt.»

Banken anderweitig beschäftigt

Ein Hindernis hat der Hypothekenberater und Finanzplaner allerdings an anderer Stelle beobachtet: «Hypothekarabteilungen vieler Banken sind mit den Bürgschaftskrediten des Bundes für Unternehmen im Moment anderweitig beschäftigt.» Dies behindere die Hypothekenvergabe und habe auch zu einem ganz leichten Anstieg der Zinsen geführt. Insgesamt sei der Effekt auf die Zinsen aber unerheblich.

Wer schon eine Hypothek habe, besitze dank der über die Jahre deutlich gestiegenen Immobilienpreise ein Sicherheitspolster, sagt Schubiger. Generell sieht er die Aussichten sowohl im Immobilienmarkt als auch bei der Hypothekarzinsentwicklung als relativ stabil an, trotz der Unsicherheiten der anrollenden Krise.

Grösserer Verhandlungsspielraum

Auch andere Beobachter des Immobiliensektors sehen noch keine Marktabschwächung. «Ein weiterhin stabiles Angebot in Kombination mit einer sinkenden Nachfrage vergrössert allerdings den Verhandlungsspielraum für die Käuferschaft», schreibt das Hypothekenportal Moneypark in einer soeben veröffentlichten Studie.

Preisrutsche am Immobilienmarkt dürften sich dann abzeichnen, wenn die Rezession länger andauern sollte und die Zahl der Arbeitslosen sich stark erhöht.

Trotz des ungewissen Ausgangs der Coronakrise hat sich der Schweizer Immobilenmarkt bisher als krisenfest erwiesen. Unter Experten herrscht die Meinung vor, dass er sich von allen konjunkturellen Grössen als einer der robustesten erweisen dürfte.

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