Abwarten und Tee trinken – derzeit sicher ein guter Rat für alle, die wegen des Coronavirus im Lockdown sind. Wenn es um die Finanzierung der eigenen vier Wände geht, ist jedoch Handeln angesagt.
Letzte Woche liess die Corona-Krise die Hypothekarzinsen kurzzeitig in die Höhe schnellen. Und Branchenkenner sind sich einig: Es bleibt turbulent im Markt. «Es ist schwer vorhersehbar, wohin sich das Ganze entwickeln wird», sagt etwa Michael Bader, Hypothekarexperte von Financescout24.
Banken erhöhen Risikoaufschläge
Ein reines Abwarten, wie die Zinsen sich entwickeln, ist aktuell keine gute Strategie: Denn Anbieter verknappen ihr Angebot und Homeoffice-Verordnungen verlängern die Bearbeitungsdauer.
«Um eine Kapazitätsüberlastung zu verhindern, sehen wir bei einigen wenigen Anbietern sogar temporäre Preiserhöhungen», sagt Stefan Heitmann (43), CEO des Hyothekarspezialisten Moneypark. Der Anstieg wird vor allem auf Risikoaufschläge zurückzuführen sein, die die Anbieter aufgrund der Unsicherheiten einführen werden.
Zurückhaltung bei Hypothekenvergabe
Dazu kommt ein weiterer Punkt: Durch das Engagement der Banken in der Gewährung von Notkrediten an die Unternehmungen dürfte die wichtigste Anbietergruppe im Hypothekargeschäft ihre Aktivitäten, insbesondere bei Neufinanzierungen, stark zurückfahren.
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Welche Auswirkungen dies auf die Entwicklung der Marktanteile und die Margen im Hypothekargeschäft hat, bleibt abzuwarten. «Wir erwarten kurzfristig einen leichten Anstieg der Hypozinsen, bevor sie sich wieder etwas erholen und auf heutigem Niveau oder leicht höher einpendeln dürften», sagt Heitmann.
«Zins-Zunami» ist noch nicht zu Ende
Hypothekarexperte Bader von FinanceScout24 meint: «Dieser Zins-Tsunami ist noch nicht zu Ende. Ich gehe davon aus, dass trotz zwischenzeitlicher, kleinerer Schwankungen mittelfristig mit einem etwas höheren Zinsniveau zu rechnen ist, insbesondere, solange die Covid-19-Situation und die damit verbundenen Folgen für die Wirtschaft noch nicht absehbar sind.»
Was bedeutet das für die Kunden, die jetzt noch möglichst gute Konditionen ergattern wollen? «Wer in den nächsten Monaten seine Hypothek verlängern muss oder eine neue Liegenschaft kauft, sollte sich frühzeitiger um Finanzierungsofferten bemühen», so Heitmann.
Entwicklung beobachten
Festhypotheken können bis zu zwei Jahre vor Ablauf verlängert werden. «Viele Kunden wissen das gar nicht, weil es die Banken nicht offensiv kommunizieren», so Heitmann. Derzeit habe man noch gute Aussichten auf attraktive Konditionen.
Auch wenn sich die durchschnittlichen Hypothekarzinsen leicht erhöhen, seien durch einen breiten Anbietervergleich noch gute Hypothekarangebote auf dem Markt zu finden. Es lohne sich derzeit umso mehr, die Entwicklung der Zinsen eng zu beobachten.