Die Krise spitzt sich zu
Boeing braucht dringend 25 Milliarden Dollar

Der Flugzeugbau-Gigant befindet sich im freien Fall und muss Banken um Kredite anpumpen. Gelingt es, das Steuer herumzureissen, oder kommt es zum Crash?
Publiziert: 16.10.2024 um 13:31 Uhr
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Aktualisiert: 16.10.2024 um 13:34 Uhr
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Die Mitarbeitenden streiken, Airline-Kunden sind verunsichert, Rating-Agenturen stufen herab: Bei Boeing ist der Teufel los.
Foto: AFP

Auf einen Blick

  • Boeing wegen hoher Verluste und Streiks im freien Fall
  • Streik kostete bislang 3 Milliarden Dollar und stoppte Produktion
  • Boeing plant Kreditaufnahme von 10 Milliarden Dollar
  • Verlust von 355 Millionen Dollar im ersten Quartal 2024
  • Kreditrating von Boeing knapp über Ramsch-Niveau
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Boeing, eines der mächtigsten Industrieunternehmen der USA und nebst Airbus der dominante Flugzeugbauer der Welt, befindet sich im freien Fall. Es fehlt an Bestellungen, während die Produktion durch einen anhaltenden Streik ihrer Mitarbeitenden in der «International Association of Machinists and Aerospace Workers» lahmgelegt ist. Dazu ist das Image wegen jahrelang andauernden Betriebs- und Sicherheitsproblemen arg angekratzt.

Boeing meldete für das erste Quartal 2024 einen Verlust von 355 Millionen Dollar, da der Umsatz um 7,5 Prozent auf 16,57 Milliarden Dollar zurückging. In den letzten fünf Jahren hat das Unternehmen rund 24 Milliarden Dollar an Verlusten angehäuft.

Jetzt ergreift das Unternehmen aus Everett nahe Seattle die Flucht nach vorn. Am Dienstag kündigte Boeing an, 10 Milliarden Dollar von einem Bankenkonsortium leihen zu wollen. Dazu gibt es separat Pläne, 25 Milliarden Dollar durch den Verkauf von Aktien und Anleihen zu beschaffen.

Streik lähmt das Unternehmen

Die Arbeitsniederlegung in den Boeing-Werken im Nordwesten der USA, die vor einem Monat begann, hat die Montage von Flugzeugen des Typs B737 Max und B777 lahmgelegt. Das allein hat den Konzern rund 3 Milliarden Dollar gekostet.

Die Verhandlungen mit der Gewerkschaft kommen trotzdem nicht vom Fleck. Boeing verweist auf «unverhandelbare Forderungen», die Gewerkschaften aus seit 2008 ausbleibende Lohnerhöhungen. Boeing hat inzwischen bereits den Abbau von 17'000 Stellen angekündigt.

Ob das reicht? Dank des Duopols mit Airbus ist Boeing zwar weiterhin eine Macht im Flugzeugbau. Airbus kann Kunden, die von Boeing abspringen, nicht oder nicht innerhalb vernünftiger Zeitfenster bedienen.

Doch es gibt noch grosse Hürden, um das Vertrauen von Aufsichtsbehörden und Kunden zurückzugewinnen. Dazu stehen grosse Bussen und Vergleichszahlungen an. Offenbar haben auch die Kreditrating-Agenturen wenig Vertrauen in einen schnellen Turnaround bei Boeing: Das Kreditrating von Boeing ist aktuell auf der niedrigsten Investment-Grade-Stufe, knapp über dem Status der «Ramsch-Anleihe». Eine Herabstufung auf Ramsch-Niveau sei auch nicht ausgeschlossen, warnen die Ratingagenturen. 

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