Inmitten der Streiks bei Boeing hat der angeschlagene US-Flugzeugbauer angekündigt, in den kommenden Monaten etwa zehn Prozent seiner weltweiten Stellen zu streichen – also rund 17'000 Jobs. Die Verkleinerung der Belegschaft soll zur Überwindung der gegenwärtigen finanziellen Probleme des Unternehmens beitragen, wie Boeing am Freitag mitteilte. Demnach sorgt insbesondere der gegenwärtige Streik von mehr als 33'000 Boeing-Beschäftigten für einen Absturz der Unternehmensergebnisse im dritten Quartal.
Der Konzern sieht einen Abschreibungsbedarf von fünf Milliarden Dollar, wie er am Freitag nach US-Börsenschluss mitteilte. Boeing gab vorläufige Eckdaten zum dritten Quartal bekannt. So dürfte der Umsatz bei 17,8 Milliarden Dollar liegen, das ist fast eine Milliarde weniger als bisher von Experten erwartet wurde. Der Verlust je Aktie soll bei knapp 10 Dollar liegen. Zudem dürfte Boeing operativ 1,3 Milliarden Dollar verbrannt haben.
Stellenabbau soll auch Führungsebene betreffen
Im nachbörslichen Geschäft sackte der Aktienkurs von Boeing zunächst um 1,5 Prozent ab. Aus dem regulären Handel gegangen waren die Papiere noch 3 Prozent höher.
Boeing-Chef Kelly Ortberg (64) erklärte, das Unternehmen müsse seine «Beschäftigtenzahlen neu festlegen, um sie mit unserer finanziellen Realität in Einklang zu bringen». Der weltweite Stellenabbau soll demnach auch die Führungsebene betreffen. Boeing gab am Freitag überdies die Verschiebung der Auslieferung seiner neuen Grossraummaschine 777X von 2025 auf das darauffolgende Jahr bekannt. Die Produktion der Frachtmaschine 767 werde 2027 eingestellt.
Streik setzt dem Unternehmen zu
Der Streik bei Boeing in der Region Pacific Northwest rund um die US-Metropole Seattle hatte Mitte September begonnen. Wegen der Arbeitsniederlegungen kam die Montage der Boeing-Maschinen 737 Max und 777 praktisch zum Erliegen.
Am Dienstag setzte Boeing die Gespräche mit der Gewerkschaft IAM aus und nahm sein Tarifangebot zurück. Die Arbeitnehmer stellten «unverhandelbare Forderungen, die weit über das hinausgehen, was akzeptiert werden kann», erklärte der Konzern.
Die Gewerkschaft hatte zuvor ein erneut verbessertes Angebot des Unternehmens abgelehnt, das unter anderem 30 Prozent mehr Lohn, höhere Prämienzahlungen sowie Verbesserungen bei den Pensionsbeiträgen vorsah. Die IAM will für die Belegschaft 40 Prozent mehr Geld und die Wiedereinführung von Pensionssystemen erstreiten.
Boeing ist jedoch nicht nur wegen des Streiks finanziell angeschlagen. Schon vor dem Arbeitskampf hatte der Flugzeugbauer zahlreiche Probleme, die auch die Sicherheit seiner Maschinen betraf.