Laut EU-Erdbeobachtungsprogramm Copernicus fiel in Europa im Jahr 2022 eine Fläche der Grösse Montenegros Waldbränden zum Opfer. So viel gebrannt hat es auf dem Kontinent erst einmal seit Messbeginn. Auch diesen Sommer dürfte sich der Rauch nicht von Europas Himmel verziehen.
Denn der diesjährige Frühling war vor allem auf der Iberischen Halbinsel und in Teilen Italiens von extremen Dürren und Hitzeperioden geprägt. Die gute Nachricht: Andere Teile Europas – etwa die Alpenregion – verzeichneten entgegen dem Trend der vergangenen Jahre wieder mehr Niederschlag.
Gerade für Touristinnen und Touristen wirken die Bilder grosser Brandherden oft verunsichernd. Doch meist sind die Brände auf wenige, besonders trockene Ortschaften beschränkt und können mit guter Planung umgangen werden. Wer einen Waldbrand während der Sommerferien ganz ausschliessen möchte, dem bieten sich Regionen mit besonders tiefem Waldbrand-Risiko an. Blick hat die Übersicht:
Die Hochrisiko-Regionen
Kommt es zu Waldbränden, sticht ein Land im europäischen Vergleich deutlich heraus: Portugal. Dort gehören Waldbrände in gewissen Teilen des Landes zum gewohnten sommerlichen Erscheinungsbild. Schaut man sich die Statistik seit 2006 an, brannte im beliebten Ferienland seit 2006 jährlich jeweils mehr als ein Prozent der Fläche des Landes ab, nämlich 97'000 Hektar. Als besonders riskant stuft das Europäische Waldbrandinformationssystem (EFFIS) die nördliche und zentrale Region des Landes ein. Immerhin: Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren blieb das Land von grösseren Bränden bisher verschont. Die Behörden haben ihre Bemühungen, Brände frühzeitig zu erkennen, deutlich intensiviert.
Spanien hingegen hat auch dieses Jahr mit Bränden zu kämpfen. Laut EFFIS hat das Land den jährlichen Durchschnitt bereits jetzt beinahe erreicht. Die Regierung hat deswegen kurzerhand beschlossen, den jährlichen Präventionsplan eineinhalb Monate früher als geplant umzusetzen. Als besonders riskant gelten nebst der autonomen Gemeinschaft Madrid die beliebte Ferienregion Valencia, die balearischen Inseln mit Mallorca, Menorca, Ibiza und Formentera sowie Galicien. Auf Blick-Anfrage teilt eine Copernicus-Sprecherin zudem mit, das Waldbrand-Risiko sei momentan im Südwesten Spaniens höher als in anderen Jahren.
In Frankreich machen extreme Dürren den Behörden zu schaffen – in 28 der 96 Departements – vor allem in südlichen – wird bis Ende Jahr mit Wasserknappheit gerechnet. Besonders in der Provence ist das Waldbrand-Risiko dementsprechend erheblich. Im Rest des Landes wird die generelle Waldbrandgefahr – je nach Region – als mässig bis niedrig eingestuft. Zum ersten Mal hat der staatliche Wetterdienst dieses Jahr ein Online-Tool publiziert, das täglich die Waldbrandgefahr in jedem Departement beurteilt.
Auch in Italien könnte es in einigen Regionen brenzlig werden. Am höchsten ist das Risiko generell in Kampanien. Reisende in der Region Neapel sollten dementsprechend auf der Hut sein. In den nächsten Wochen dürfte aber in ganz Süditalien das Waldbrand-Risiko deutlich zunehmen.
Nach Portugal sind Griechenland und Zypern die europäischen Länder, die in den vergangenen Jahren am meisten mit Waldbränden zu kämpfen hatten. In Griechenland ist das Risiko in den Regionen um Athen, auf den Inseln in der Nördlichen und Südlichen Ägäis, sowie auf Kreta hoch. Die Griechen haben mithilfe der EU aber vorgesorgt: Im Juli und August sind 180 zusätzliche Feuerwehrleute aus fünf Ländern im Einsatz. Zwar hatte es bis vor wenigen Wochen immer wieder stark geregnet, doch für nächste Woche ist eine Hitzewelle angekündigt. Auf Zypern gelten vor allem die Regionen Kyrenia und Limassol als riskant. In der Türkei ist das Risiko vor allem in der Mittelmeer-Region erheblich.
Die Tiefrisiko-Regionen
Wer das Risiko von Waldbränden minimieren will, dem bleiben eine Reihe von Destinationen, die ein tiefes Waldbrand-Risiko haben. Wanderferien sind dabei Trumpf. Gemäss EFFIS ist hierzulande das Brandrisiko vergleichsweise tief. Aber nicht nur: Den ganzen Alpenraum – das schliesst Österreich sowie den Norden Italiens und Sloweniens ein – stufen die Klima-Experten als Tiefrisiko-Region ein.
In den Wäldern Skandinaviens ist das Risiko eines Waldbrandes tiefer – vor allem in den nördlichen Regionen. Aber Vorsicht ist in Skandinavien selbst in diesem Jahr geboten: Denn im Gegensatz zu den kühlen, nassen Sommern im Norden Europas durchgehen Länder wie Schweden, Norwegen und Dänemark dieses Jahr längere Trockenperioden. Die Behörden der drei Länder kämpfen dementsprechend bereits gegen kleinere Waldbrände. Das Beispiel Skandinavien zeigt: Auch in risikoarmen Regionen sollten sich Touristen vor Abreise über potenzielle Brände informieren.
Ebenfalls als generell tief wird die Waldbrandgefahr in Teilen Irlands – vor allem im Südosten des Landes und um die Hauptstadt Dublin – eingestuft. Selbst Irland ist dieser Tage aber von Waldbränden betroffen, wenn auch indirekt. So gelangte Rauch von kanadischen Waldbränden über den Atlantik bis nach Irland und Grossbritannien.
Lust auf Türkei-Ferien, aber abseits der touristischen Trampelpfade des Mittelmeers? Dann bietet sich die Region rund ums Schwarze Meer an. Zusätzlicher Vorteil: Die Waldbrandgefahr gilt als generell tief.
Das sagen die Reisebüros
Auf Anfrage von Blick wagen sich die Reisebüros bei Empfehlungen an Destinationen nicht auf die Äste hinaus. Tui Suisse sei es «bewusst, dass in gewissen Regionen Südeuropas im Sommer grundsätzlich ein höheres Risiko für Waldbrände besteht», sagt eine Sprecherin. Auch Hotelplan weist darauf hin, dass grundsätzlich überall ein Risiko für Waldbrände bestehe. «Auch bei uns in der Schweiz.» Bei Kuoni orientiere man sich bei der Bewertung von Waldbränden an Hinweisen und Empfehlungen von Behörden sowie der Meteorologie.
Sorgen müssen sich die Kunden von Reisebüros auch im Notfall nicht machen. Rät das Aussendepartement wegen Waldbränden von Reisen ins Gebiet ab oder schliesst der Flughafen seine Tore, kann die Pauschalreise bei Hotelplan entweder umgebucht oder kostenlos annulliert werden. Bei Kuoni suche man bei bereits gebuchten Reisen «kulant nach Alternativen» oder unterstütze Reisende bei Umbuchungen vor Ort.