Es ist ein Graben, der die Basis und das Management trennen. Ein grosser Graben. Das räumt jetzt auch SBB-Personalchef Markus Jordi (58) ein. In einem internen Interview übt sich der oberste Personaler bei den Bähnlern in Selbstkritik. «Die Distanz zwischen den Mitarbeitenden und der SBB-Leitung ist spürbar», sagt er. Die Zeitungen des Medienverbunds «CH Media» berichten heute darüber.
Die Distanz wurde in letzter Zeit sogar noch grösser, räumt Jordi ein. «In den letzten Jahren haben wir sehr schnell sehr viel verändert», sagt er. «Verständlich, dass man kaum noch nachvollziehen kann, weshalb und in welchem Tempo wir Dinge ändern und anpacken.» Die Einführung von Grossprojekten müsse auf Anhieb gelingen.
Kulturwandel angekündigt
Das war in der Vergangenheit nicht so. Die Einführung der neuen Software zur Planung von Personal und Rollmaterial war ein Desaster. Gleiches gilt für die Umstrukturierung des Bereichs Personenverkehr (BLICK berichtete). Und am augenfälligsten sind die Wackelkompositionen von Bombardier. Sie kommen mit Jahren Verspätung, haben massenhaft Störungen, fallen aus. Darunter leiden Personal und Reisende.
Jordi verspricht nun Besserung. «Wir müssen die Organisation verschnaufen lassen», sagt er. Als Konsequenz verspricht er der Belegschaft einen Kulturwandel. Ihm persönlich sei es wichtig, «dass wir besser auf unsere Mitarbeitenden hören, uns auch kritischen Stimmen stellen und einen guten Austausch pflegen.»
Jordi als möglicher Meyer-Erbe
Auf Schönrederei will er verzichten. «Wenn etwas nicht gut läuft, müssen wir dazu stehen und verständlich erklären, wie wir die Dinge angehen. Punkt. Schluss.»
Jordis Stimme hat Gewicht. Der Solothurner Jurist und Personalfachmann ist seit über zehn Jahren in der Konzernleitung. Davor war er HR-Chef bei der Bâloise. Seiner Erfahrung wegen gilt er als möglicher Nachfolger von Andreas Meyer. Trotz seines Alters von 58 Jahren. Meyer wird «spätestens Ende 2020» abtreten. (ise)