Auf einen Blick
- Aktie von Weight Watchers steigt um 48 Prozent
- Der Diäten-Spezialist will eigene Abnehmspritze anbieten
- Oprah Winfrey verliess den Konzern im März nach neun Jahren
In Zeiten von modernen Abnehm-Apps gilt die Kult-Marke Weight Watchers als verstaubt. Entsprechend haben die Anlegerinnen und Anleger in den letzten Jahren den 1963 gegründeten Diät-Spezialisten an der Börse abgestraft. Die Aktie büsste seit Jahresbeginn 90 Prozent seines Werts ein und fristete ein Dasein als sogenannter Pennystock, weil der Titel weniger als einen Dollar kostete – bis am Dienstag. An diesem Tag legte die Aktie von Weight Watchers einen Kurssprung von 48 Prozent hin, wodurch sie wieder über die Ein-Dollar-Marke kletterte. Am Mittwoch legte sie vorbörslich gar um 56 Prozent auf 1,86 Dollar zu.
Der Auslöser der aktuellen Kursexplosion: Das US-Unternehmen teilte am Dienstag mit, dass es künftig ein günstiges Schlankheitsmittel anbieten werde. Konkret geht es um eine individuell angepasste Version der Abnehmspritze Wegovy vom dänischen Pharma-Überflieger Novo Nordisk.
CEO-Wechsel im letzten Monat
Der grosse Hype um die Fett-weg-Medikamente hat dazu geführt, dass es bei Mitteln wie Wegovy oder das Konkurrenz-Produkt Zepbound von US-Pharmariese Eli Lilly Engpässe in den USA gibt. Weight Watchers will nun diese Lücke mit einer eigenen Alternative füllen – zu einem bezahlbaren Preis. Das billigste Angebot soll nämlich 129 Dollar kosten. Zum Vergleich: Der Preis für die Wegovy-Höchstdosis beträgt in den USA 1350 Dollar.
Mit der eigenen Wegovy-Version will Weight Watchers den Mitgliedern den Zugang zu einem preisgünstigen Abnehmmedikament gewähren, wie Interims-CEO Tara Comonte betonte. Erst vor wenigen Tagen hat sie den Chefposten übernommen, nachdem Vorgängerin Simo Sistani Ende September ihren sofortigen Rücktritt verkündet hatte. Denn trotz des derzeitigen Börsenhöhenflugs steckt Weight Watchers eigentlich in der Krise.
Weight Watchers verlor im März prominentes Werbegesicht
In den Hochzeiten war die Aktie des Diäten-Anbieters über 100 Dollar wert. Das war 2018. Damals war die Fernsehmoderatorin Oprah Winfrey (70) das Werbegesicht von Weight Watchers. Sie verkörperte die simple Methode des Unternehmens: Die Kunden stellen sich ihre Diäten persönlich anhand eines Punktesystems für Lebensmittel zusammen und tauschen sich in Gruppentreffen über ihre Erfahrungen aus. Die TV-Legende hatte laut eigenen Angaben auf diese Weise 40 Pfund (etwa 18 Kilogramm) abgespeckt. Zahlreiche Amerikanerinnen und Amerikaner wollten es Winfrey gleichtun. Die Folge: Weight Watchers erlebte ein Mitglieder-Hoch.
Doch der Boom hielt nicht an. Das Unternehmen verlor wieder an Popularität. Das Konzept der Marke kann nicht mit modernen Apps mithalten, urteilen viele Experten. Und im März 2024 ist auch Winfrey als Botschafterin abgesprungen – nach neun Jahren Engagement für Weight Watchers. Sie hat ihren Verwaltungsratsposten geräumt und ihre Aktienanteile an das Museum für Afro-Amerikanische Geschichte und Kultur gespendet.
Die Zukunft von Weight Watchers bleibt als ungewiss. Denn mit den Abnehmmittel von Novo Nordisk und Eli Lily hat der Konzern weitere Konkurrenten, die das ursprüngliche Geschäftsmodell bedrohen – trotz eigener Spritze gegen Fettleibigkeit.