Sie ist ein dicker Fisch im Netz der deutschen Fahnder. Verhüllt wie der Berliner Reichstag vom verstorbenen Künstler Christo liegt die Dilbar im Hamburger Hafen, Dock Elbe 17, an der Kette.
156 Meter lang, 24 Meter breit – die 2016 ausgelieferte Dilbar ist die grösste Motoryacht der Welt nach Bruttotonnage, wie es auf der Firmenwebseite heisst. Ein dicker Fisch auch, weil die Superyacht 500 Millionen Euro (509 Millionen Franken) kostet. Ein mit weissen Plachen bedecktes Gerüst versteckt dieses Reichen-Spielzeug im Herzen Hamburgs.
Bislang konnten die deutschen Fahnder nicht zuschlagen. Doch seitdem die Ermittler des Bundeskriminalamts und die Steuerbehörden Nordrhein-Westfalens rausbekommen haben, wem dieses Schiff tatsächlich gehört, ist Schluss mit lustig.
Spuren in die Schweiz zur CS
Laut der Süddeutschen Zeitung heisst die Eigentümerin der Superyacht Gulbahor Ismailova. Sie sei die Schwester des Oligarchen Alischer Usmanow. Ismailova steht laut der deutschen Zeitung und anderen Medien des Nachbarlands seit Freitag auf der EU-Sanktionsliste. Dasselbe gelte für Ismailovas Schwester Saodat Narzieva.
Die 56-jährige Gynäkologin sei laut den von der Süddeutschen Zeitung veröffentlichten «Suisse Secrets» zwischenzeitlich wirtschaftlich Berechtigte von bis zu 27 Konten bei der Grossbank Credit Suisse gewesen. Allein auf diesen Konten sollen Vermögenswerte von 2,1 Milliarden Dollar gelegen haben (Stand April 2011). Die Usmanow-Schwester habe zur Rechercheplattform OCCRP gesagt, sie wisse nicht, warum ihr Name als Konteneigentümerin auftauche.
Deutschland jubelt über Fahndungserfolg
Die Deutschen feiern jedenfalls ihren Fahndungserfolg. Der Druck ist gross, denn Frankreich und Italien legten in den letzten Wochen in ihren Häfen praktisch im Tagesrhythmus eine Oligarchen-Yacht trocken.
In Deutschland ist der Oligarchen-Reichtum bei Alischer Usmanow am sichtbarsten. Er gilt als einer der reichsten Russen, besitzt TV-Stationen, Zeitungen, ist in der Eisenproduktion tätig – und hält Vermögen in Deutschland. Laut Süddeutscher Zeitung kommt er auf 36 Offshore-Firmen und 90 Geldwäschereiverdachtsmeldungen allein in Deutschland.
Dilbar, die Yacht mit zwei Heli-Plattformen und Swimmingpool, ist übrigens der Name von Usmanows Mutter. Die Yacht ging 2016 in der norddeutschen Lürssen-Werft vom Stapel. Nun wird sie im Hamburger Hafen bleiben – wer weiss, wie lange noch. (uro)