Auch die Deutsche Bahn pries die Doppelstock-Fernverkehrsverzüge, die sie bei Hersteller Bombardier vor sieben Jahren bestellte, als umweltfreundliches, effizientes Platzwunder an. Doch seit die Züge auf dem deutschen Schienennetz unterwegs sind, bereiten sie viele Probleme.
Weil sie unter anderem anfangs stark schwankten, haben sie in Deutschland den Übernamen «Wackel-Dackel». In der Schweiz wiederum sind die neuen FV Dosto von Bombardier, die die SBB einsetzen, als «Pannenzüge» oder «Schüttelzüge» in der Kritik.
Während die SBB weiter auf Verbesserungen hofft und sich nach und nach neue Doppelstöcker ausliefern lässt, hat die Deutsche Bahn (DB) die Nase voll. Sie hat die Abnahme von weiteren 25 neuen Zügen von Bombardier verweigert, schreibt die «Süddeutsche Zeitung» am Dienstag.
Grund seien die technischen Mängel der bereits ausgelieferten 17 Züge. Die letzten Monate machen sie auf den Hauptachsen Deutschlands Schlagzeilen, zum Beispiel weil das Betriebssystem der Züge regelmässig zusammenbrach. Jede vierte Zug kommt mit Verspätung an.
Nulltoleranz bei Pannen
Die Deutsche Bahn prüft laut der Zeitung Schadenersatzforderungen für die Bestellung im Wert von 400 Millionen Euro (umgerechnet 428 Millionen Franken). Wegen hoher Passagierzahlen hätten sie eigentlich der Bahn bei ihren Kapazitätsproblemen helfen sollen. Neu wolle die DB nur noch Züge, die einwandfrei funktionierten, auf die Schiene bringen.
In der Schweiz lieferte Bombardier bisher 27 FV-Dosto-Züge an die SBB aus. Bis im Sommer 2021 soll gemäss Bombardier die ganze Flotte von 62 Zügen auf die Schiene kommen.
Wegen der Pannenanfälligkeit können die Züge noch nicht wie geplant auf der Paradestrecke St. Gallen–Genf eingesetzt werden. Immerhin hat sich vergangenes Jahr die durchschnittliche Strecke zwischen zwei Pannen von 1385 km auf 6348 Kilometer verbessert. (gnc)