Die Stadt Zürich hat mit ihren Abfallsäcken jahrelang zu viel Geld eingestrichen – und die Gebühren deshalb per Anfang 2023 gesenkt. Der Gebührenanteil der neu blauen statt weissen Züri-Säcke sank per 1. Januar um 25 Prozent.
Der Kaufpreis im Detailhandel setzt sich aus der Gebühr, den Kosten für die Produktion der Säcke, den Beschaffungskosten sowie dem Aufschlag des Detailhandels zusammen. Nicht alle Detailhändler geben die Gebührensenkung aber gleichwertig an die Kundschaft weiter, wie Inside Paradeplatz zuerst berichtete.
Am Mittwoch (4. Januar) präsentierte sich die Lage bei den Preisen wie folgt:
Züri-Sack | Migros 2023 | Coop 2023 | Aldi 2023 | Gebührenanteil (2023) |
10 Liter (20 Säcke/Rolle) | - | - | 9.99 | 7.40 |
17 Liter (10 Säcke/Rolle) | 8.85 | 8.30 | 8.49 | 6.30 |
35 Liter (10 Säcke/Rolle) | 16.50 | 16.20 | 16.99 | 13.00 |
60 Liter (5 Säcke/Rolle) | 14.40 | 14.10 | 15.99 | 11.10 |
110 Liter (5 Säcke/Rolle) | 24.95 | 24.50 | 26.99 | 20.35 |
Demnach ist der Züri-Sack bei Coop am günstigsten. Coop hat laut Sprecherin Melanie Grüter «die Preissenkungen in vollem Umfang weitergegeben».
Nicht so Konkurrentin Migros, wo die Säcke merklich teuer sind. Das wird sich nun ändern, wie Migros auf Anfrage bekannt gibt. «Selbstverständlich sollen die Züri-Säcke nicht teurer sein als bei unseren Mitbewerbern und so werden wir die Preise per sofort anpassen und gleich viel verlangen», verspricht Migros-Sprecher Marcel Schlatter. Bereits am 5. Januar sollten die Preise angepasst sein.
Bei Aldi verhält es sich nicht anders. Die Medienstelle präzisiert: «Bei unseren aktuellen Preisen handelt es sich noch nicht um die definitiven Preise. In den kommenden Tagen sind weitere Preissenkungen für die Züri-Säcke vorgesehen.» Aldi wolle den Züri-Sack zum besten Preis am Markt anbieten.
Ein Blick auf die Preise des letzten Jahres zeigt, dass diese bei Migros und Coop identisch waren, bei Aldi ebenso – ausser bei den 60- und 110-Liter-Säcken, die dort leicht günstiger waren. Mit Preisabsprache hat dies nichts zu tun, wie Migros-Sprecher Schlatter festhält: «Wir haben die Preise per 1. Januar abgeschlagen, durften dabei aber selbstverständlich keine Absprache mit anderen Verkaufsstellen tätigen.» Nun werde dafür nachgebessert.
Kein einträgliches Geschäft
Die befragten Unternehmen geben zu Margen, Kostenstruktur und anderen umsatzrelevanten Zahlen im Zusammenhang mit dem Züri-Sack keine Details preis. Sie weisen aber darauf hin, dass die Logistik für das Anbieten unterschiedlicher Gebührensäcke pro Gemeinde kompliziert sei. Bei allen Gemeinden ausser der Stadt Zürich sind die Verkaufs- und Beschaffungspreise vorgegeben. Diese vorgegebenen Preise unterscheiden sich je nach Gemeinde.
«Grundsätzlich verdienen wir an den Gebührensäcken nichts», sagt Coop-Sprecherin Grüter. Die zahlreichen unterschiedlichen Gebührensäcke und Abläufe der Gemeinden verursachen ihr zufolge einen beträchtlichen administrativen sowie logistischen Aufwand und entsprechende Kosten. Mit der Marge könnten diese Kosten nicht gedeckt werden.
Nachtrag: Am 5. Januar verkündete Migros, dass die Preise angepasst sind. Diese sind nun identisch zu jenen von Coop: Fr. 8.30 (17-Liter-Säcke), 16.20 (35-Liter-Säcke), 14.10 (60-Liter-Säcke) und 24.50 (110-Liter-Säcke). Und auch Aldi Suisse hat die Preise bereits nachgebessert: Die ab sofort gültigen Preise lauten Fr. 7.99 (17-Liter-Säcke), 15.49 (35-Liter-Säcke), 13.49 (60-Liter-Säcke) und 23.49 (110-Liter-Säcke). Inzwischen hat auch Lidl Schweiz die Preise für den Züri-Sack kommuniziert. Diese liegen bei Fr. 7.99 (17-Liter-Säcke), 15.49 (35-Liter-Säcke) und 23.49 (110-Liter-Säcke). Sie sind damit identisch zu den Aldi-Preisen. Allerdings führt Lidl keine 10- und keine 60-Liter-Säcke.