Mit Games hält man die Kundinnen und Kunden bei der Stange. Das hat auch Netflix bemerkt. Neben Filmen und Fernsehserien stellt der US-amerikanische Streaming-Gigant seit zwei Jahren seinen Abonnentinnen und Abonnenten auch Handygames zur Verfügung.
Am 14. Dezember werden drei Schwergewichte dazustossen: die drei frisch aufmöblierten Spieleklassiker «GTA 3», «GTA Vice City» und «GTA San Andreas». Pünktlich für den Hype, der rund zwei Dekaden nach der Erstveröffentlichung der Games um den sechsten Teil der «Grand Theft Auto»-Serie herrscht.
Koloss der Unterhaltungsindustrie
Dem Gaming-Markt geht es blendend. Der Koloss der Unterhaltungsbranche generiert mittlerweile beinahe dreimal so viel Umsatz wie die Film- und Musikindustrie zusammen. 2022 lag er bei rund 351 Milliarden Dollar. Fast drei Viertel davon kamen aus Handyspielen.
Hollywood ist derweil gebeutelt durch eine Übersättigung im Streaming-Geschäft, eine Pandemie, durch die bei vielen Produktionen das Budget explodierte, sowie gleich zwei Streiks. Dazu fallen die grossen Studios dieses Jahr mit ihren Blockbustern allesamt auf die Nase: Von den Filmen, die 2023 über 200 Millionen Dollar kosteten, warf gerade mal einer, die Marvel-Fortsetzung «Guardians of the Galaxy 3», überhaupt Profit ab.
Derweil investieren Tech-Unternehmen im Gaming-Sektor erfolgreich ein Mehrfaches davon. Riese Microsoft ist etwa in den letzten Zügen der grössten Tech-Übernahme der Geschichte. Für rund 69 Milliarden Dollar kauft der Konzern den Spielentwickler Activision Blizzard.
«GTA VI» ist das teuerste Spiel aller Zeiten
Das US-Spieleunternehmen Take Two Interactive, zu dem «GTA»-Entwickler Rockstar Games gehört, ist dagegen mit in diesem Jahr rund 5,4 Milliarden Dollar Umsatz ein eher kleiner Fisch unter den Grossen. Trotzdem investiert das Studio kräftig in sein Steckenpferd «Grand Theft Auto». Schätzungen zufolge soll die Entwicklung des sechsten Teils zwischen ein und zwei Milliarden US-Dollar gekostet haben. Es wäre das teuerste Spiel aller Zeiten.
Bereits der fünfte Teil zahlte sich für Take Two und Rockstar aus: Er ist bis heute das am zweitmeisten verkaufte Spiel aller Zeiten. Nur «Minecraft» der Microsoft-Tochter Mojang setzte bisher mehr Kopien ab. Aus dem Online-Mehrspielermodus von «GTA 5» bastelte Rockstar zudem eine Gelddruckmaschine par excellence. Dank des Verkaufs virtueller Währungen sowie GTA+-Abonnements spülte «GTA Online» alleine im letzten Jahr – wohlgemerkt zehn Jahre nach der Veröffentlichung – eine halbe Milliarde US-Dollar in die Kassen.
Ein weiterer Goldesel kündigt sich an
Durch die astronomischen Entwicklungskosten ging die Angst um, dass auch die Spielerinnen und Spieler für den neuen «GTA»-Teil etwas tiefer als gewohnt in die Tasche greifen müssten. Denn gemäss Take-Two-CEO Harry Strauss Zelnick (66) sollen sich die Verkaufspreise für Games zukünftig nach der Anzahl möglichen Spielstunden richten. «Nach diesen Massstäben sind unsere Preise immer noch sehr niedrig, weil wir viele Stunden der Beschäftigung bieten», sagte Strauss Zelnick Anfang November bei der Präsentation der Quartalszahlen.
Insider widersprechen zwar dem Gerücht einer Preiserhöhung. Dennoch werden es sich Rockstar und Take Two nicht nehmen lassen, «GTA VI» zum neuen Goldesel zu machen. Bereits im letzten Geschäftsbericht teilte Take Two mit, dass ab April 2024 eine «neue Phase des Wachstums» starten soll. Mit «GTA VI» und anderen «bahnbrechenden Titeln» will das Unternehmen in den nachfolgenden zwölf Monaten über acht Milliarden US-Dollar einnehmen. Gegenüber heute eine Umsatzsteigerung um beinahe 50 Prozent.