Paukenschlag in der Schweizer Einrichtungsbranche: Depot kann Mitarbeiterlöhne und Rechnungen nicht mehr bezahlen. Die Dekokette hat im Kanton Thurgau am 30. Januar Insolvenz angemeldet. Das zuständige Amt für Betreibungs- und Konkurswesen bestätigt die Blick-Informationen.
Gestern Nachmittag haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Aus erfahren. Die Bestürzung ist gross. «Wir sind alle überrascht», sagt eine Verkäuferin der Filiale im Zürcher Hauptbahnhof zu Blick. «Es ist furchtbar. Aber wir müssen jetzt nach vorne schauen», macht sie sich und ihren Kolleginnen Mut. Die Läden haben nur noch Freitagabend geöffnet. Es dürfte ein intensiver, letzter Arbeitstag werden. Immer wieder schauen Kundinnen oder Verkäuferinnen aus anderen Läden vorbei und trösten die Betroffenen.
Alle Filialen schliessen per sofort
«Trotz umfassender Bemühungen zur Stabilisierung der finanziellen Situation konnte keine tragfähige Lösung gefunden werden, um den Geschäftsbetrieb langfristig aufrechtzuerhalten», lässt die Depot-Eigentümerin auf Anfrage ausrichten. Die Verhandlungen mit Geldgebern hätten nicht gefruchtet.
Wie geht es nun weiter? Ein Konkursverfahren dauert rund ein Jahr. «Grosse Konkursverfahren wie das vorliegende dauern oftmals länger», heisst es beim Konkursamt des Kantons Thurgau. «Die genaue Anzahl der Mitarbeiter ist nicht bekannt, da die konkursamtliche Einvernahme noch aussteht», sagt Vize-Amtsleiter Hansjörg Högger. Klar ist aber: «Bei einem Konkurs werden sämtliche Mitarbeiter per sofort freigestellt.» Und: Alle Filialen schliessen per sofort.
Depot ist eine der grösseren Einrichtungs- und Dekoketten im deutschsprachigen Raum und gehört der Gries Deco Company (GDC). Wegen drohender Zahlungsunfähigkeit hatte das Unternehmen mit Sitz in Deutschland im Juli 2024 Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt. Es kam zu Schliessungen in Österreich und Deutschland. Ziel ist es nach Firmenangaben, bis spätestens Mitte 2025 wieder in den Regelbetrieb übergehen zu können. Inzwischen betreibt Depot noch 285 Läden im deutschsprachigen Raum.
Mitarbeiter von 34 Filialen in der Schweiz zittern
In der Schweiz unterhält Depot 34 Filialen. Beliefert werden diese aus einem Lager in Deutschland. Was passiert nun mit den knapp 300 Mitarbeitenden in der Schweiz? Sollte das Konsultationsverfahren keine weiteren Verbesserungen bringen, stünde eine Massenentlassung an. Dazu wird es wohl kommen. «Wir arbeiten nun an der geordneten Abwicklung», so die Pressestelle. «Die Lohnzahlungen für den Monat Januar konnten noch sichergestellt werden.»
Der Druck in der Branche ist immens. Das ist zum einen die Billig-Konkurrenz aus China. Der Online-Marktplatz Temu etwa versorgt die Schweizer Konsumwelt mit Billigdeko – weit günstiger als die Artikel bei Depot zu haben sind. Gleichzeitig machen sich die österreichischen XXXLutz-Läden und Mömax breit. Der Konkurrenzdruck macht auch der Migros zu schaffen, die einen Käufer für ihre Micasa-Möbelhäuser sucht.
Wann gibt es einen Sozialplan? Was gilt für ältere Angestellte? Die wichtigsten Fragen und Antworten hat der Beobachter.
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Apropos Migros: Depot ist seit Jahren auf Schlingerkurs. 2009 verkaufte die Familie Gries eine Beteiligung an Depot an die Migros. Diese stockte dann auf, baute die Kette aus. Zehn Jahre später im 2019 zog die Migros bei Depot die Reissleine und verkaufte die Kette wieder an die Familie Gries.
Bei Depot bleiben ab Samstag die Läden unten – zumindest in der Schweiz.