Es scheint wie ein Tod auf Raten: Das Schweizer Traditionshaus Vögele Shoes aus Uznach SG befindet sich seit diesem Freitag in der definitiven Nachlassstundung. Das entsprechende Dokument des Kreisgerichts See-Gaster liegt Blick vor. Damit haben die Eigentümer vier weitere Monate Zeit, das Unternehmen zu sanieren oder die Liquidation voranzutreiben. Eine Rettung der völlig in Schieflage geratenen Firma kommt einer Mammutaufgabe gleich.
Das Kreisgericht hat der Karl Vögele AG bereits vor vier Monaten die provisorische Nachlassstundung gewährt. Seither ist es zu einer Massenentlassung gekommen. 235 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden auf die Strasse gesetzt und 51 Geschäfte dichtgemacht, wie das Unternehmen gegenüber Blick bestätigt.
Führungsetage will gesundschrumpfen
Von einst 200 Filialen sind gerade mal noch 28 übrig – in vergangenen Wochen haben mehr und mehr Läden ihre Türen für immer geschlossen. Sind bald schon alle Läden zu? Christian Müller, Verwaltungsratspräsident der Karl Vögele AG, verneint gegenüber Blick: «Wir wollen Vögele Shoes bis zum Frühjahr 2023 auf eine unternehmerisch und ökonomisch nachhaltige Basis stellen, wenngleich in deutlich kleinerem Format.»
Ab dann soll es in den bestehenden Filialen mit einem attraktiven Sortiment und dem richtigen Marketing wieder vorwärtsgehen. «Das übergeordnete Ziel ist, die Umsätze weiter zu stabilisieren», sagt Müller.
«Individuelle Lösungen für betroffenes Personal»
Wie viele Filialen bis dahin aller Voraussicht noch übrig sind, hänge von der Entwicklung und den laufenden Gesprächen mit den Vermietern ab und könne «noch punktuell ändern», so Müller. Das Ziel sei aber nicht ein Abbau, sondern die Konsolidierung des Unternehmens – «und mittelfristig sogar punktueller Aufbau. Dafür brauchen wir die notwendige Zeit im Rahmen des offiziellen Nachlassverfahrens, das unser der Staat zur Verfügung stellt.»
Die deutsche cm.shoes GmbH und der Münchner Finanzinvestor GA Europe haben Vögele Shoes Mitte letzten Jahres übernommen. Damals galt es, die 116 Schuh-Shops finanziell zu stabilisieren – und damit so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten, wie es hiess.
Beim Personal wuchs die Hoffnung, dass das Traditionshaus aus den Turbulenzen heraus kommt. Seither sind viele von ihnen den Job los, darunter auch viele ältere Angestellte, die sich um ihre Zukunft sorgen, wie Blick aus Mitarbeiterkreisen erfahrt. «Wir erfüllen selbstverständlich sämtliche im Zusammenhang mit dem Nachlassverfahren geltenden rechtlichen und sozialen Anforderungen. Wir schauen mit den Betroffenen nach individuellen Lösungen», sagt Müller zu den Entlassungen.
Ist es am 13. Februar 2023 vorbei?
Wie es beim Traditionshaus überhaupt so weit kommen konnte? Müller nennt die nicht planbare, komplexe Marktlage im Nachgang zur Pandemie und die geopolitische Situation und deren Folgen für unsere Kunden. Doch das Traditionshaus hatte bereits in den Jahren davor viel von seiner einstigen Strahlkraft verloren.
Während der Nachlassstundung kann die Firma nicht betrieben werden und das operative Geschäft darf weiterlaufen. Sie läuft bis am 13. Februar 2023. Bis dahin muss die Sanierung glücken, sonst wird Vögele Shoes endgültig aus den Latschen kippen.