Wird die Swisscom zum Gemischtwarenladen? Nachdem der Konzern bereits angekündigt hat, in Zukunft Versicherungen zu verkaufen, geht er nun auch ins Modegeschäft. Zum 25-jährigen Jubiläum der Aufteilung der Post-, Telefon- und Telegrafenbetriebe (PTT) in die Schweizerische Post und Swisscom präsentiert der Telekom-Riese eine Kleiderkollektion. Der Name des Labels: 079. Wie die Handy-Vorwahl.
Als erstes Modestück gibt es seit Ende November eine Daunenjacke zu kaufen – für 690 Franken! Immerhin wird das teure Stück in der Schweiz hergestellt. Auch beworben wird die edle Kleidung wie ein Luxuslabel: Zahlreiche Schweizer Promiente liessen sich im silberfarbenen Gewand ablichten. So etwa Tennisspieler Dominic Stricker (21), Schauspielerin Ella Rumpf (28) oder Rapper Stress (46).
Limitierte Stückzahl
Ursprünglich war die lKleidung bloss für Swisscom-Mitarbeitende gedacht, teilt das Unternehmen auf Anfrage von Blick mit. Man sei aber auch in der Öffentlichkeit auf Interesse gestossen. «Daraus entstand später zusammen mit dem Schweizer Kreativdirektor Beda Achermann die Idee einer besonderen Kampagne», schreibt die Swisscom. Sie setze auf Wertschöpfung in der Schweiz und soll Erfolgsgeschichten von jungen Schweizerinnen und Schweizern erzählen.
Der Daunenmantel, eingefärbt in Fehraltdorf ZH und geschneidert in Widnau SG, ist auf 79 Stück limitiert. Gemäss Swisscom seien die Grössen S und XL bereits ausverkauft. Bei dem einen Kleidungsstück soll es aber nicht bleiben: «Nach der limitierten Silber-Daunenjacke, folgt im März 2024 eine Aktion im Kontext Fussball und im Frühling eine Kleinkollektion der Schweizer Modemacherinnen von Ottolinger, die Appenzeller Tradition feiert.»
Im Sommer komme dann eine Herbst- und Winterkollektion mit Hoodies, Pullovern, Leggins, Parkas und T-Shirts. «Was genau produziert wird, überlässt 079 weitgehend den Designern», schreibt die Swisscom. Wie viel die Imagekampagne kostet, will sie nicht beantworten. Sie stellt jedoch klar, dass das Unternehmen daran nichts verdiene.
Kleiderbusiness wird kritisch beäugt
Von Politikern wird das Vorhaben kritisch beäugt. Der grosse Aufschrei bleibt aber aus. «Trotz staatlicher Anteile ist die Swisscom ein börsenkotiertes Unternehmen», sagt SVP-Nationalrat Christian Imark (41). «Kleider verkaufen gehört zwar nicht zum Grundauftrag, aber zu viele Fesseln sind auch nicht gut.» Ein Risiko für den Steuerzahler sieht der Politiker – anders als bei gewissen Übernahmestrategien in der Vergangenheit – nicht. Auch die Post würde neben ihrem Kerngeschäft allerhand weitere Produkte verkaufen.
Dennoch stellt sich die Frage, ob die Swisscom mit ihrer Kampagne das hiesige Modegewerbe konkurrenziert. «Sie nutzt ihre Stellung als Grundversorgerin aus», sagt Imark. Andere Händler hätten währenddessen mit der schweren wirtschaftlichen Situation und einem Kundenschwund zu kämpfen. Das müsse kritisch beobachtet werden.
Auch SP-Nationalrat David Roth (38), wie Imark Mitglied der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Nationalrats, ist über die Aktion amüsiert. Er sieht aber kein Problem. «Ausgelagerte Unternehmen müssen im freien Markt selbst entscheiden, ob sie mit dem Verkauf von Klamotten das richtige Signal aussenden», sagt Roth. «Und offenbar hat die Swisscom eingefleischte Fans, die Kleidungsstücke für 700 Franken kaufen.» Solange keine Quersubventionierung aus der Grundversorgung stattfindet, sei es daher ihr gutes Recht, solche Marketingkampagnen zu machen.