Auf einen Blick
Mails beantworten, Social Media checken, Spiele zocken: Darauf wollen wir auch in den Ferien nicht verzichten. Wenn du vor Ort nicht allein auf Wifi-Verbindungen in Hotels oder Restaurants angewiesen sein willst, musst du dir Gedanken über ein Roaming-Abo machen.
Daten- oder Anrufpakete beim bestehenden Anbieter zuzukaufen, ist normalerweise aber teuer und sollte die letzte Option sein. Wie vorgehen, um keine bösen Überraschungen zu erleben? Blick hat hierzu Tipps für verschiedene Bedürfnis-Szenarien beim Telekom-Experten Walter Salchli (39), Gründer der Vergleichsplattform alao.ch, eingeholt.
Zwei Wochen Ferien in Europa oder Nordamerika
In diesen Feriengebieten ist Roaming nicht mehr teuer, weshalb herkömmlich verfügbare Abos ausreichen. Seit dem Inkrafttreten des revidierten Fernmeldegesetzes im Januar 2021 bieten Schweizer Anbieter wie Swisscom, Sunrise und Salt – direkt oder über ihre Tochtergesellschaften Wingo, Yallo und andere – Tarifpläne mit unbegrenzten Anrufen und Daten in der Schweiz für weniger als 25 Franken an, bei denen inzwischen oft Roaming in Europa und Nordamerika enthalten ist. «Ab 25 Franken Abo-Kosten müssten mindestens 3 GB Roaming inkludiert sein, sonst ist das Abo nicht gut», sagt Salchli. Prüfe also, was dein aktuelles Abo genau beinhaltet. Brauchst du ein neues, besser geeignetes Abo? Suche nicht nur vor der Reise, sondern vor allem dann, wenn die besten Angebote auf dem Markt sind. «Das ist jeweils in den ‹Black-Monaten› April, September und November», so Salchli. Dann gibt es Rabatte von bis zu 78 Prozent auf neuen Abos inklusive Roaming in Europa und anderen Zielen. Wichtig: Die meisten Abos laufen für 24 Monate. In den meisten Fällen darf ein Wechsel aber schon nach 18 Monaten vereinbart werden.
Zwei Wochen Ferien ausserhalb von Europa und Nordamerika
Hier ist eine eSIM besonders nützlich. Über Online-Anbieter wie Airalo oder Holafly lassen sich Datenpakete in variabler Grösse für eine variable Anzahl Tage buchen. Beispielsweise finden Dubai-Reisende bei Airalo für lediglich 7 US-Dollar ein Datenpaket à 2 GB, gültig für eine Dauer von 15 Tagen. Die eSIM lässt sich per QR-Code auf dem eigenen Handy aktivieren. Der Nachteil: Da es sich nicht um klassische Abos handelt, verfällt das nicht genutzte Guthaben nach Ablauf der Frist. Prüfe auch, ob es besondere Angebote am Zielort gibt. In Dubai beispielsweise erhält jeder Tourist über 18 Jahre bei der Einreise eine «Tourism SIM», die für 24 Stunden gratis 1 GB Roaming-Daten zur Verfügung stellt.
Zweimonatiger Aufenthalt ausserhalb von Europa und Nordamerika
Für längere Aufenthalte ausserhalb Europas ist eine lokale SIM-Karte die beste Option, da eSIMs möglicherweise nicht die gleiche Flexibilität oder Kosteneffizienz bieten. Länder wie Kuba und verschiedene afrikanische Länder haben jedoch hohe Roaming-Kosten, weil es in diesen Märkten an Wettbewerb fehlt. Das ermöglicht es lokalen Betreibern, hohe Preise festzusetzen. Dennoch lohnt sich auch dort der Kauf von SIM-Karten. Denn Wifi-Verbindungen sind oft unsicher. «Roaming ist im Allgemeinen sicherer als öffentliche Wifi-Netze, die leicht gehackt werden können», hält Salchli fest. Er empfiehlt, Roaming für sensible Aktivitäten wie Bankgeschäfte zu verwenden, während Wifi für weniger kritische Freizeitaktivitäten geeignet sei.
Einwöchige Kreuzfahrt im Mittelmeer
Wenn dein Kind mitten auf hoher See ein Video schaut, kann das Tausende Franken kosten. Merke: Verwende niemals Roaming-Daten auf Kreuzfahrtschiffen, da diese sich über Satellit verbinden könnten, was nicht in den Roaming-Plänen enthalten ist und zu sehr hohen Rechnungen führt. Hier ist es notwendig, die – oft teuren – von den Reedereien angebotenen Datenpakete zu kaufen. Oder zumindest das Roaming zu deaktivieren.
Im Zweifelsfall Obergrenze festlegen
«Wer nur Messenger-Dienste verwendet und gelegentlich surft, kommt mit einem Datenpaket von 3 Gigabyte gut durch zwei Wochen Ferien», zieht Salchli ein Fazit. Ob man temporäre Lösungen wie eSIM verwendet oder doch gleich sein ganzes Abo ändert, muss jeder für sich anhand von Reiseziel und Datenbedürfnis abklären und entscheiden.
Salchli weist darauf hin, dass Telekom-Anbieter weiterhin stark von «Wechselfaulen» profitieren: «Nur fünf Prozent der Abonnenten wechseln im Jahr den Anbieter.» Wer Angst vor Roamingkosten hat und dennoch nicht wechseln will, sollte wissen: Gesetzlich müssen alle Schweizer Anbieter ermöglichen, die Kosten für Roaming bis zu einem vom Benutzer gewünschten Maximum zu beschränken.