Travis und Nyah sind für die Migros kreativ
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Laufendes Brot, singende Dinos:Travis und Nyah sind für die Migros kreativ

Das sind die Kinder aus dem Weihnachtsspot der Migros
«Man könnte auch Klopapier rot anmalen und mit Kugeln verzieren»

Nyah (8) und Travis (9) gehören zu den kindlichen Kreativköpfen hinter dem neusten Weihnachtswerbespot der Migros. Mit ihrer unbekümmerten und endlos kreativen Art zeigen sie, weshalb der Spot trotz wenig Weihnachtlichem genau ins Schwarze trifft.
Publiziert: 03.12.2022 um 01:51 Uhr
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Aktualisiert: 04.12.2022 um 10:05 Uhr
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Ein Geist, ein König und ganz viel Weihnachtsfantasie: Der neue Weihnachtsspot der Migros hebt sich von Werbeclips vergangener Jahre ab.
Foto: Screenshot Migros
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Der Weihnachtsspot der Migros ist dieses Jahr völlig anders als in den Vorjahren. Keine tränenreiche Geschichte, keine süssen Wichtel, Eulen oder Drohnen, kein fürsorgliches Motto. Nein, dieses Jahr will ein Geist zu einer Weihnachtsparty. Da kommen Hexen, Monster, Regenbogenschwerter, ein gehendes Brot und sogar eine Dinosaurier-Band vor. Ganz nach dem Motto: Lassen wir uns von Kindern verzaubern.

Hauptfiguren im seltsam-witzigen Werbefilm sind dieses Mal die Personen hinter der Story. Insgesamt haben 48 Kinder von vier bis elf Jahren bei der Entstehung mitgemacht. Blick trifft in den Büros der Zürcher Produktionsfirma Rosas N Co zwei der kleinen Kreativköpfe, die auch im Werbespot zu sehen sind: Nyah (8) aus Basel und Travis (9) aus Suhr AG.

Wilde Weihnachtsgeschichte

Während des Gesprächs malen sie auf einem Blatt ihre Kreationen. Travis' Idee war das Regenbogenschwert, mit dem man ein Hirn herzaubern kann. «Ich wünsche mir auch so eins, das wäre gut, um Mathi-Aufgaben zu lösen», meint der kecke Junge.

Nyah zeichnet den Geist, gut Deutsch: das Gespenst. Ihre Idee war aber eigentlich die Hexe in der Badewanne. «Hexen stinken, und im Bad blubbert es wie in einem Hexentrank», begründet sie ihren Einfall. Ebenfalls auf ihr Kreativkonto gehen die Clowntricks des Gespenstes, mit denen es die anderen Partygänger amüsiert und schliesslich Anschluss findet. Ganz akzeptiert wird es, als es eine Weihnachtsmütze erhält. Eine Idee von Travis. Und eine der wenigen Referenzen an Weihnachten.

Im Verlauf des Gesprächs wird nicht ganz klar, ob die Kinder wirklich wussten, dass sie eine Weihnachtsgeschichte kreieren sollen. Das schien auch gar nicht so zentral. Geachtet wurde auf grösstmögliche Kreativität, hält Claudia Mai (46) von der gleichnamigen Castingfirma fest. Nyah sah den Einsatz als weiteren Auftrag – sie hat schon bei zahlreichen Fotoshootings und sogar in Filmen mitgemacht.

Zufrieden mit dem fertigen Spot

Travis schildert, dass er anhand von fünf Stichwörtern eine Geschichte erfinden sollte: «Dafür habe ich mich auf meinen grünen Froschstuhl gesetzt. Dann wurde ich zum Casting eingeladen. Als ich allein meine Geschichte erzählte, bekam ich einen Eistee. Jemand hat für mich die leere Eisteepackung weggeworfen. Das war ein gutes Zeichen.»

Das war es in der Tat. Nyah und Travis erhielten zusätzlich zum Auftritt im Spot auch Sprechrollen. Mit dem fertigen Migros-Spot sind sie zufrieden, obwohl ihre ursprünglich vorgetragenen Geschichten teils ganz anders waren. «Die Produzenten haben die Geschichte aus allen Kinderideen zusammengesetzt», weiss Nyah. Würden sie im Nachhinein etwas am Video ändern? «Ich hätte mir gewünscht, dass das Monster und die Hexe und das Grosi am Ende bei der Party auch dabei sind», meint Travis, «alle sollen mitmachen dürfen.» Nyah hätte sich gewünscht, dass das Grosi zur Hexe in die Badewanne steigt. Warum, bleibt ihr Geheimnis.

Die Familie ist trotz Geistern und Hexen zentral

Die Kinder signalisieren damit jedenfalls, dass Inklusion auch für sie das zentrale Weihnachtsthema ist. Sie betonen, dass sie Weihnachten «mit der ganzen Familie» verbringen wollen. Solchen, die an Weihnachten allein sein müssen, würde Travis ein Haustier kaufen, «vielleicht einen Goldfisch». Nyah würde für alle, die nicht zur Weihnachtsparty dürfen, eine eigene Party organisieren.

Ansonsten sieht idealtypische Weihnachten bei beiden Kindern recht klassisch aus. Sie wünschen sich Lego, SuperZings oder im Fall von Nyah «einen Roboter, der malen und Hausaufgaben lösen kann». Natürlich ist auch der Adventskalender wichtig, ebenso das Weihnachtsessen. Nyah wünscht sich Spaghetti. Allgemein ist Weihnachten für beide die schönste Zeit des Jahres, zumal auch ihre Geburtstage in den Winter fallen. Schön seien aber auch Ostern, der Valentinstag oder Halloween. Hauptsache, ein Fest.

«Klopapier rot anmalen»

Dass Halloween erwähnt wird, wird all jene auf den Plan rufen, für die der Werbespot mehr mit Gruseligem als mit Weihnachten zu tun hat. Wen kümmerts? Die Kindergeschichte zeigt, dass es ums Zusammensein geht, «auch ums Geben», wie Travis betont. Sie freuen sich selbst aufs Dekorieren, auf den Schnee, aufs Chlaussäckli. Wie das Fest aber letztlich gestaltet ist, muss überhaupt keinen klaren Vorgaben folgen.

Als alternative Weihnachtsdekoration, meint Travis, könnte man «Klopapier rot anmalen und mit Kugeln und Glocken verzieren, das sieht sicher gut aus». Nyah hätte am liebsten eine riesige Kugelbahn quer durchs Haus, «die Kugeln könnten im Vorbeifahren Glocken zum Läuten bringen».

Während sich das Gespräch noch um die Reaktionen von Mitschülerinnen und -schülern auf den Spot dreht und Nyah nicht mehr sicher ist, ob sie für ihre Rolle in Dollar oder Franken bezahlt worden ist, hat Travis aus den Farbstiften bereits eine Kugelbahn gebastelt. Nyah ist sofort beim Spiel dabei. Die Kinder hält nichts mehr auf den Stühlen, sie verwandeln den Interviewraum in einen Spielplatz.

Das ist auch o.k. Das Treffen mit Blick ist genauso erfrischend, unvorhersehbar, fantasievoll und irgendwie auch rührend wie der Werbespot. In dieser krisengeplagten Zeit eine willkommene Abwechslung. Wie heisst es im Grönemeyer-Lied? «Die Welt gehört in Kinderhände – der Trübsal ein Ende.» Das hat die Migros richtig erkannt.

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