Das müssen Sie beachten
Warum beim Kauf von Occasionsautos Vorsicht geboten ist

Im Frühling schnellen die Käufe von Occasionsautos in die Höhe. Das Angebot an Gebrauchtwagen war jedoch kaum je kleiner. Für Käufer ist daher umso mehr Vorsicht geboten. Was Sie beim Kauf beachten müssen.
Publiziert: 24.04.2022 um 15:27 Uhr
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Occasionsautos sind sehr gefragt. Wer kein böses Wunder erleben will, muss beim Kauf einiges beachten.
Foto: Keystone
Martin Schmidt

Wer ein neues Auto braucht, muss derzeit viel Geduld mitbringen. Die Lieferfrist vieler Neuwagen kann je nach Modell zwischen vier und zwölf Monaten betragen. Für Kaufinteressenten, die dringend einen neuen Wagen benötigen, ist das oft zu lang. Viele suchen deswegen nach einem Occasionsfahrzeug. Doch der Kauf einer guten Occasion scheint schwieriger denn je.

In normalen Zeiten stehen auf dem Onlineportal Autoscout24 rund 190'000 Occasionsautos zum Verkauf. Zurzeit sind es jedoch bloss 130'000 Fahrzeuge. Dass deutlich weniger Gebrauchtwagen angeboten werden, hängt auch mit dem Ukraine-Krieg zusammen. Viele Autohersteller mussten die Produktion von Neuwagen aufgrund der fehlenden Kabelbäume aus der Ukraine deutlich drosseln.

Die fehlenden Neuwagen lassen Nachfrage und Preise bei Occasionen durch die Decke schiessen. Gute Neuwagen gehen deswegen immer öfter unter der Hand weg. Wer beim Occasionsauto keine böse Überraschung erleben will, muss deswegen einiges beachten.

Hat der Wagen Unfallschäden?

Beim Occasionskauf zählt auch der erste Eindruck: Wer eine Occasion kauft, sollte das Äussere besonders penibel prüfen. Dabei können bereits diverse Mängel entdeckt werden. Hat der Wagen Rostspuren, Kratzer, Beulen oder sonstige Unfallspuren? Wurde der Lack ausgebessert? Funktionieren Lichter, Türschlösser, Kofferraumdeckel oder Fensterheber? Wie sehen die Dichtungen an Motorhaube, Kofferraum oder Türen aus? Wichtig ist auch ein Blick in die Motorhaube und unter das Auto. Dabei sollte man Kabel und Schläuche prüfen sowie nach Rostspuren und Rinnsalen Ausschau halten.

Zwingend eine Probefahrt machen

Ist eine Probefahrt nicht möglich, sollten die Alarmglocken schrillen. Bei der Probefahrt sollte man besonders auf verdächtige Geräusche achten. Ist ein Vibrieren oder Schlagen zu hören? Startet der Wagen ohne Probleme, und läuft er auch sauber im Leerlauf? Während der Fahrt gilt Schaltung, Lenkverhalten und Bremsen erhöhtes Augenmerk. Mit einem kurzzeitigen Loslassen des Lenkrads zeigt sich, ob der Wagen schön in der Spur bleibt. Zwingend austesten sollte man die Handbremse. Am Ende der Probefahrt sollte zudem die Temperatur des Motors und des Kühlwassers geprüft werden.

Aber auch im Wageninneren gibt es einiges zu kontrollieren. Funktionieren Heizung und Musikanlage? Riecht der Wagen merkwürdig? Funktionieren die Gurten?

Vorsicht vor versteckten Kosten

Wer eine Occasion kauft, sollte ganz besonders auf versteckte Kosten achten. Das gilt auch, wenn das Auto erst kürzlich einer Motorfahrzeugkontrolle unterzogen wurde. Die MFK garantiert nur die Mindestanforderungen punkto Verkehrssicherheit. Doch wenn die Reifen bereits stark abgefahren sind, muss schon bald für Ersatz gesorgt werden. Bei Occasionen sollte man sich zudem über typische Probleme des jeweiligen Modells informieren. Ist es ein Modell, bei dem der Turbolader oft nach mehreren Jahren ausgetauscht werden muss? Wie gut ist die Kupplung in Schuss? Was für grössere Reparaturen könnten in naher Zukunft anfallen?

Geiz ist nicht immer geil

Der Preis sollte immer ins Verhältnis zu gefahrenen Kilometern und Alter gesetzt werden. Bei einem hohen Kilometerstand droht ein früherer Ersatz von Teilen. Ist der Kilometerstand verdächtig tief, könnte der Wagen hingegen Standschäden haben. Auch ein Blick ins Servicebuch lohnt sich: Stimmen die Kilometer mit jenen auf dem Tacho überein? Hat der Besitzer den Wagen wie vom Hersteller vorgegeben unterhalten und zum Service gebracht? Sind die Einträge plausibel?

Privatkauf oder Garage?

Wer die Occasion von einem privaten Anbieter kaufen will, kann auf den ersten Blick oft Geld sparen. Dabei verzichtet man jedoch auf Sachmängelhaftung und Rückgabemöglichkeit. In diesem Fall empfiehlt es sich, bei der Besichtigung besonders genau hinzuschauen. Beim Händler kostet die Occasion meist deutlich mehr. Dafür bekommt man aber eine professionelle Beratung sowie eine gesetzliche Gewährleistungspflicht von mindestens zwölf Monaten. In dieser Zeit haftet der Verkäufer für sämtliche Mängel, die das Auto zum Kaufzeitpunkt hatte.

Der ideale Kaufzeitpunkt

Wer dringend ein neues Auto benötigt, hat kaum die Möglichkeit, auf den idealen Zeitpunkt zu warten. Hat ein Käufer jedoch etwas Zeit, lohnt sich ein Kauf im Herbst. Vor dem Winter liegen die Preise für Occasionen erfahrungsgemäss am tiefsten, im Frühling am höchsten. Aufgrund der hohen Nachfrage sind sie innerhalb von 12 Monaten im Schnitt um rund zehn Prozent angestiegen. Bei beliebten Modellen, etwa bei VW Golf oder Fiat 500, ging es sogar um 20 Prozent nach oben, wie Autoscout24 für Blick nachgerechnet hat.

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