Das ist die Zukunft von Globus
«Es stehen harte Entscheidungen an»

Vittorio Radice ist Europa-Chef des neuen Globus-Eigentümers. Der Italiener kennt sich aus in der Welt der Warenhäuser und spricht offen über die Probleme der Schweizer Globus-Gruppe.
Publiziert: 09.02.2020 um 12:59 Uhr
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Globus: Von der Migros für über 1 Milliarde Franken verkauft.
Foto: keystone-sda.ch
Marc Iseli

Die Globus-Standorte in St. Gallen stehen ganz oben auf der Streichliste von Vittorio Radice (62). Der Italiener ist eine Instanz in der Warenhaus-Welt, lebt in Mailand und steuert das Europageschäft des neuen Globus-Besitzers. Über die Situation im Ostschweizer Kanton sagt er: «Da sind wir an drei Standorten präsent. Das ist sicher nicht sinnvoll.»

Die Aussage macht Radice im Interview mit der «Sonntagszeitung». Dort erzählt er auch, wie viel der neue Besitzer investieren will, warum die Warenhäuser am Sonntag geöffnet sein sollen und eine Starbucks-Filiale in Bern keinen Platz hat.

Mindestens 150 Millionen Franken will der neue Besitzer in die Hand nehmen, um die Globus-Gruppe umzurüsten. Weitere 150 Millionen Franken sollen die grossen Luxusmarken einschiessen. Marken wie Louis Vuitton, Gucci, Dior.

Globus als Treffpunkt am Sonntag

Die Vision: Globus soll zum Luxus-Basar reifen. «Warenhäuser sollten wie Marktplätze sein, auf denen man sich trifft, redet und im besten Fall etwas kauft», sagt Radice. «Und wann treffen sich die Menschen am liebsten? Gegen Abend oder eben am Sonntag.»

Deshalb sollen die Läden am Sonntag offen sein. Kein einfaches Unterfangen in der Schweiz. Und sicherlich eines, das auf gewerkschaftlichen Widerstand stossen wird.

Sonntagsarbeit ist grundsätzlich bewilligungspflichtig. Im Detailhandel haben Bund und Kantone in der Vergangenheit nur an Bahnhöfen, Flughäfen und Tankstellen dauerhafte Ausnahmen gewährt.

«Keine Expertise in der Herstellung von Kleidern»

Die Idee von Radice bleibt davon unberührt. Jedes Globus-Haus soll der «Nummer-eins-Treffpunkt» sein, ist er überzeugt. «Wir brauchen dafür grosse Läden, nicht kleine. Es stehen also harte Entscheidungen an.»

Eine genaue Liste der Standorte, die wegfallen werden, ist noch nicht gemacht. Aber eben: St. Gallen rangiert weit oben. Gewisse Eigenmarken passen auch nicht mehr ins Konzept. «Wir haben keine Expertise in der Herstellung von Kleidern», sagt Radice. «Es wird nur punktuell Globus-Marken geben, dann werden diese aber klar positioniert.»

Und was bedeutet das unterm Strich für die Zahl der Beschäftigten? Wie viele Mitarbeitende werden entlassen? Radice: «Es ist noch zu früh, das zu sagen. Aber möglicherweise sind es gar nicht viele.» Und: «Ein Teil der Globus-Mitarbeiter wird aber nicht mehr bei uns angestellt sein, sondern zum Beispiel direkt in den Shops der grossen Marken oder bei einem unserer Shop-in-Shop-Partner.» (ise)

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