Monatelang blieb die Frühlingsware beim Schweizer Warenhaus Manor wegen dem Corona-Lockdown in den geschlossenen Läden liegen. Die Massnahmen, die Manor einführen musste, kosteten das Unternehmen Millionen. Im Onlineshop nimmt Manor grosse Ausbauschritte wie neue Sortimentskategorien und einen Online-Marktplatz vor. Dafür sollen Lieferanten aufkommen.
Jérôme Gilg (44), Geschäftsführer von Manor wendet sich in einer Mail an die 300 grössten von total 1600 Partnern. «Wir erwarten, dass Sie als Partner einen kleinen Beitrag von 10'000 Franken leisten», fordert er. «Wir werden Ihre Bereitschaft, als echter Partner einen Beitrag zu leisten, genau beobachten.» Nach freiwilliger Spende tönt das nicht, finden Lieferanten, die BLICK angefragt hat. Sie möchten anonym bleiben.
Lieferanten sollen für den Schaden aufkommen
Es sei nicht die erste Forderung, die Manor den Lieferanten setzt. Bereits im Vorfeld sollte die Ware, die nicht verkauft werden konnte, kostenlos zurückgenommen werden. Ausserdem sollten sie sich finanziell am Ausverkauf beteiligen.
Jetzt sollen sie auch noch 10'000 Franken zahlen. Dieser Wunsch bringt viele Unternehmen zur Weissglut. «Wir sehen keinen Mehrwert darin, als Kleinstunternehmen einem Riesenkonzern mit starken Aktionären im Rücken Geld ohne Gegenleistung zu überweisen», sagt ein betroffener Lieferant. Zumal der Beitrag nur mittelfristig die Zusammenarbeit sichere. «Die Rendite wird – wenn wir allen Forderungen nachkommen – nahe Null sein und wohl einigen Lieferanten das Genick brechen», sagt ein Lieferant.
Manor ist mit seinen Lieferanten im steten Austausch über Entwicklungsprojekte und jammerte rund Hundert von ihnen an einer kürzlichen Konferenz vor, wie gross der finanzielle Schaden des Lockdowns auf das Warenhaus ist.
Spende oder Drohung?
«Auf dieser Basis haben sich die meisten bereit erklärt, sich finanziell an den hohen Ausgaben für die COVID-19-Sicherheitsmassnahmen sowie für nicht verkaufbare oder stark rabattierte Ware zu beteiligen», sagt Mediensprecher Fabian Hildbrand. «Wir zählen hier auf die Bereitschaft zu solidarischer Unterstützung – gezwungen wird selbstverständlich niemand», sagt er. Für zukünftige Projekte würde man aber schauen, wer in der Krise geholfen hat, sagt Hildbrand zu BLICK.
Kleine Lieferanten fassen die Formulierung als Drohung auf. Sie befürchten, dass wenn sie den Betrag nicht zahlen, die Partnerschaft beendet wird.
«Wir können unsere Partner nicht zwingen und wenn jemand nicht zahlt, heisst es nicht, dass er keine Aufträge mehr von Manor bekommt. Wenn diese Schreiben als Drohung interpretiert wurde, tut uns das sehr leid», sagt der Manor-Sprecher.