In der Schweiz haben sich Stand 18. Februar knapp vier Prozent der Bevölkerung mindestens zum ersten Mal gegen Corona impfen lassen. In Grossbritannien sind es 15 Millionen Personen, knapp 25 Prozent der Bevölkerung. Das britische Impfprogramm sieht nach einer Erfolgsgeschichte aus. Weltweit haben nur die beiden kleinen Länder Israel und die vereinigten Arabischen Emirate anteilsmässig mehr geimpft.
Ein wichtiger Grund für den Erfolg ist die Risikokapitalunternehmerin Kate Bingham (55). Sie leitete bis Dezember ehrenamtlich die britische Impf-Taskforce. Sie schloss früh Impfverträge ab und sicherte Grossbritannien insgesamt 400 Millionen Impfdosen. In Grossbritannien wird sie bereits wie ein Star gefeiert.
Schneller als die Schweiz
Dank Bingham hatte Grossbritannien als erstes Land einen Impfvertrag mit Biontech/Pfizer. «Wir haben das gemacht, weil wir schnell und flink waren», sagt Bingham im Parlamentsausschuss, wie der «Spiegel» berichtet. Sie hätten zu allen westlichen Impf-Unternehmen Kontakt gehabt. Und waren deshalb schneller als beispielsweise die EU und die Schweiz.
Eigentlich ist Bingham keine Expertin für Impfstoffe, sie investiert in vielversprechende medizinische Technologien. Doch ihr 30-jährige Erfahrung im Privatsektor half ihr, die besten Impfstoff-Kandidaten herauszusuchen.
«Richtige Entscheidung»
In den ersten Wochen arbeiteten sie und die Taskforce rund um die Uhr und am Wochenende, um den Kandidaten für die schnelle Zulassung zu finden. Dazu beschleunigte sie auch den Entscheidungsprozess. «Wir hatten nur eine Chance, richtig zu liegen, und keine Zeit», so Bingham.
Bingham schlug auch aus, am europäischen Impfstoff-Programm teilzunehmen. «Wir hatten das Gefühl, dass die Bedingungen zu eng waren und wir schneller hätten handeln können, wenn wir unabhängig vorgehen. Im Nachhinein glaube ich, dass es die richtige Entscheidung war», sagt Bingham im Parlament. (lui)