Cüpli, Provision und teure Plastikbehälter
So funktioniert das Tupperware-System

Tupperware hat massive finanzielle Probleme. Der Hersteller von luftdicht verschliessbaren Plastikbehältern kämpft ums Überleben. Das liegt auch am in die Jahre gekommenen Verkaufssystem.
Publiziert: 11.04.2023 um 18:09 Uhr
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Aktualisiert: 13.04.2023 um 16:07 Uhr
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Schüsseln, Raffeln und Becher: Tupperware stellt allerlei Küchengeräte aus Plastik her.
Foto: imago images

In 80 Prozent der Schweizer Haushalte steht mindestens ein Produkt von Tupperware im Chuchichäschtli. Die bunten Küchenartikel aus Plastik sind seit 60 Jahren Kult. Und doch steckt das US-Unternehmen in groben Schwierigkeiten. Die Aktien sind regelrecht abgestürzt, nachdem die US-Firma vor akuten Geldnöten gewarnt hatte. Die verzweifelte Suche nach Investoren läuft auf Hochtouren.

Die Tupperware-Partys sind legendär. Die einst geniale, heute etwas verstaubt wirkende Idee: Ein Dutzend Hausfrauen sitzen bei einer Verkäuferin – Party Managerin genannt – zu Hause bei Cüpli, einer Bowle, Chips und Salzstängeli. Da shoppt es sich gemütlicher. Die Gastgeberin präsentiert ihre Produkte. Die Damen schlagen zu. Vor allem bei den zahlreichen Aktionen. Und ganz wichtig: Sie haben den Plausch und lernen im Idealfall neue Freundinnen kennen.

20 Prozent des Umsatzes als Verdienst

Die Party Managerin – Männer gibt es unter den gut 1000 Anbietern in der Schweiz nur vereinzelt – verdient 20 Prozent des Umsatzes. Wenn sie sich bewährt, heisst gut verkauft, sind es sogar 25 Prozent. Pro Abend sollen mehrere Hundert Franken drinliegen. Für Berufstätige, die auf einen Zustupf angewiesen sind oder für Hausfrauen.

Dumm nur: Tupperware hat den Online-Zug verpennt. Das rächt sich nun. Die Partys kommen mehr und mehr aus der Mode. Spätestens seit Corona bestellen die Kundinnen lieber vom heimischen Küchentisch aus. Auf der Schweizer Homepage kann man auch heute noch nichts bestellen, dafür auf Online-Shops wie Galaxus, allerdings nur ein reduziertes Sortiment. Da geht einiges an Umsatz verloren.

Die Konkurrenz schläft nicht

Ein weiterer Grund für den drohenden Untergang von Tupperware: Heute kann man in jedem Laden ähnliche Plastik-Produkte kaufen. Bunt sind auch sie. Lebensmittel lassen sich ebenfalls luftdicht verpacken. Nur sind die Kopien ein Vielfaches billiger als das Original. Ein Beispiel: Ein flacher Behälter mit Deckel aus Plastik zur Aufbewahrung von Lebensmitteln kostet im Tupperware-Katalog 29 Franken. Bei der Migros findet man eine ähnliche Box für 7.95 Franken.

Das System hat durchaus Vorteile für Verkäuferinnen und Verkäufer: Keine Investitionen in Infrastruktur und Marketing. Ihre einzige Aufgabe: Begeisterung zu teilen und zum Kauf anregen.

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