Von Geistersiedlungen war die Rede. Von nigelnagelneuen Überbauungen, die praktisch leer standen, vor allem in ländlichen Regionen. Hinter Zehntausenden Türen brannte kein einziges Licht. Der Kühlschrank war ausgeschaltet, nur die Backofenuhr leuchtete leicht.
Das Problem: Es wurden mehr Mietwohnungen gebaut als nachgefragt. Viele Bauprojekte lagen in Regionen, wo die Nachfrage ohnehin schon gering war. Also gab es ein Zückerli für die Mieter: Die Preise purzelten, Neu-Mieter konnten zum Teil sogar einige Monate ohne Miete logieren.
Aber jetzt konstatiert das Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) eine «Kehrtwende im Mietwohnungsmarkt», «bedingt durch die Pandemie». Die Zeitungen von «CH Media» berichten heute ebenfalls über das Thema.
Alle Mietpreissegmente betroffen
Die Preise steigen im Schnitt wieder. Der Markt habe sich in allen Regionen verknappt – mit zwei Ausnahmen: dem Tessin und der Ostschweiz. Das BWO schreibt sogar, dass sich der Markt «deutlich» verknappt habe.
«Diese Nachfrage war wohl weniger durch die Hauptwohnsitze als durch zusätzliche Wohnmöglichkeiten für bestehende Haushalte getrieben», heisst es in der Studie. In Zürich herrsche wieder ein Niveau wie 2015. In der Zentralschweiz zeige sich vor allem eine hohe Nachfrage in Zug.
«Von der Verknappung waren alle Mietpreissegmente betroffen», heisst es weiter. Aber: Das untere Preissegment weise immer noch schweizweit «einen Nachfrageüberhang» auf.
Wunsch nach mehr Wohnraum
Die Folge: «Im Zuge der Verknappung sind auch die Mieten bei Neuvermietungen erstmals seit längerem wieder in den meisten Regionen und schweizweit angestiegen», schreibt das BWO.
Hintergrund dieser Entwicklung ist der in der Pandemie gewachsene Wunsch nach mehr Wohnraum zum gleichen Preis und das Verlangen nach einer Zweitwohnung. Eine Corona-Flucht. In der Studie heisst es, bestehende Haushalte hätten zusätzliche Wohnmöglichkeiten gesucht und so die Nachfrage in die Höhe getrieben.
Es seien kaum Feuerwehrleute oder Pflegefachkräfte gewesen, die sich eine Zweitwohnung geleistet hätten, sagt Christoph Enzler vom BWO zu den Zeitungen von «CH Media». Er tippt eher auf Gutverdiener, die ihre Arbeit daheim im Homeoffice erledigen konnten, denen es in den vorhandenen vier Wänden aber zu eng wurde.
«Eher beunruhigend» sei die Entwicklung, so Enzler. Sie vollzog sich sehr schnell. Und vieles deutete auf die umgekehrte Richtung. Enzler: «Was passiert dann erst, wenn die Wirtschaft wieder boomt?»