Gerade während den Festtagen stellen sich viele Eltern und Grosseltern die bange Frage: Wie gefährlich sind Kinder in Sachen Corona-Infektion? Sind sie gar dafür verantwortlich, dass nach den diversen Familienfeiern im Lande die Infektionszahlen im Januar erneut explodieren?
Infektiologe Christoph Berger (58) vom Kinderspital Zürich (Kispi) gibt Entwarnung. Es würden nicht mehr Kinder an Corona erkranken als Erwachsene, auch wenn es manchmal so aussehe. Und ganz wichtig: Kinder stecken auch nicht häufiger Erwachsene an als zu Beginn der Pandemie. Im Gegenteil.
«Bei vielen erkrankten Kindern finden wir eine erwachsene Person, von der die Infektion ausgegangen ist», sagt Berger zu BLICK. Konkret: Meist gehe die Infektion von einem Familienmitglied, einer Lehrerin oder einer anderen erwachsenen Person aus, weiss der Infektiologe.
Gefahr geht von Erwachsenen aus
Das Problem: Gerade vor Weihnachten finden die Viren leichte Beute. In übervollen Warenhäusern, im öffentlichen Verkehr, in Beizen oder bei kleinen Feiern im privaten Kreis. Für Berger ist klar: «Jetzt brauchts einen Lockdown. Und wir müssen das Homeoffice weiter forcieren.» Denn: «Wenn weniger Viren zirkulieren, dann geht auch die Ansteckungsrate bei Kindern zurück.»
Von erneuten Schulschliessungen hält der Experte vom Kispi allerdings nichts. In der Schulklasse gebe es kaum Übertragungen unter den Kindern. «Klar, es kommt manchmal auch vor, dass ein Kind ein anderes ansteckt.» Das sei aber eine Ausnahme. «Meistens sind es Erwachsene, die Kinder mit Covid-19 anstecken.»
Keine höhere Ansteckungsrate
Auch beim Krankheitsverlauf erkennt Berger Unterschiede. «Kinder müssen nur ganz selten wegen Covid-19 ins Spital eingewiesen werden», sagt er. «Sie haben meistens nur Fieber, Kopfschmerzen, Halsschmerzen oder fühlen sich schlapp», sagt er. Diese Symptome könne man ambulant behandeln.
Eine Maskenpflicht für Kinder unter 12 Jahren ist laut Berger nicht nötig. Kinder seien in diesem Alter noch gar nicht fähig, korrekt mit der Schutzmaske umzugehen. «Primär müssen wir die Zahl der Infektionen unter den Erwachsenen senken», sagt er. Dann helfe man auch den Jüngsten.
Auslastung im Kinderspital überschaubar
Im Zürcher Kinderspital liegen auch Kinder, die an einer Corona-Infektion leiden. Das sind laut Berger aber meist nur Begleiterscheinungen. «Die meisten Kinder sind wegen einer anderen Krankheit eingeliefert worden», sagt er.
Ein Beispiel: «Wir haben ein Kind bei uns, das sich mit heissem Wasser verbrüht hat. Weil es erkältet war, haben wir einen Test gemacht. Und der war dann positiv», sagt Berger.
Auch im Kinderspital ist das Thema Überlastung des Personals omnipräsent. «Wir haben viel zu tun», sagt der Infektiologe. Wenn dann auch noch Angestellte ausfallen, weil sie sich in Isolation oder Quarantäne befinden, dann stösst auch das Kispi an seine Grenzen.