Für Kinder und Jugendliche ist das Maskentragen ab 12 Jahren, gegebenenfalls ab 6 Jahren zumutbar – darüber sind sich Schweizer Kinderärzte einig. Ihr Berufsverband schreibt aktuell in einem Communiqué sogar, dass aus atemphysiologischer Sicht chirurgische Stoff-Masken bereits für Zweijährige sicher sind. Dabei berufen sich die Ärzte auf Studien und internationale Erfahrungswerte.
Deutlich weniger wissenschaftliche Erkenntnisse gibt es dagegen, wenn es um die sprachliche Entwicklung geht. Gerade deshalb drängt sich die Frage auf: Hat das Maskentragen negative Einflüsse auf das Sprechenlernen bei Kindern, weil ein Teil der Mimik verdeckt wird?
«Ich will es nicht schönreden»
Aktuelle Studien dazu gibt es nicht. «So schnell sind solche Effekte im Spracherwerb nicht messbar», sagt Anja Blechschmidt (52), Professorin für Kommunikationspartizipation und Sprachtherapie an der Pädagogischen Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz. Die momentane Maskenpflicht ist eine überwindbare Hürde. Daher malt die Wissenschaftlerin den Teufel auch nicht an die Wand. Im Gegenteil: «Ich will es nicht schönreden. Aber ich gehe nicht davon aus, dass uns wegen Corona bald eine ganze Generation mit Sprachstörungen droht.»
Wie kommt sie zu dieser Annahme? «Grundsätzlich wissen wir aus der Forschung, dass viele Faktoren einen Einfluss auf den Spracherwerb haben», so Blechschmidt. «Neben der Mimik sind das die Gestik, die Lautstärke, der Singsang der Stimme oder Gefühls- und Betonungs-Elemente.»
Wenn die Mimik fehlt, konzentrieren sich die Kinder laut der Professorin verstärkt auf die anderen Parameter. «Dadurch kompensieren sie das Defizit. Das sehen wir daran, dass auch sehbehinderte und blinde Kinder gut sprechen lernen.»
Für sie ist klar, «dass wegen der Pandemie Lehr- und Bezugspersonen erst recht mit Begeisterung kommunizieren müssen.» Was in der sprachlichen Erziehung bekannt ist, wird durch die Maskenpflicht doppelt wichtig: «Wir müssen auf unsere Stimme achten, tief in den Bauch atmen und so genügend Volumen erreichen.» Auch der Augenkontakt dürfe dabei nicht vergessen werden. Die Augen sind ein wichtiger Teil der Mimik. Diese Regeln gelten bereits für sehr kleine Kinder ab dem Säuglingsalter.
Transparente Masken für Menschen mit Hörbehinderung
Ein Bereich, der Blechschmidt dagegen mehr Sorgen bereitet, sind Menschen mit einer Beeinträchtigung. «Sie dürfen wir nicht vergessen!», betont sie. «Gerade für Personen mit einer Hörbehinderung ist Lippenlesen enorm wichtig.» Deshalb sei es wichtig, aktiv zu überlegen, wo man auf die Maske verzichten kann. Und wo allenfalls eine Plexiglas-Scheibe oder ein Gesichts-Visier ausreiche. Zudem gibt es auch transparente medizinische Masken (siehe Box).
Ihr Rezept für eine gute Kommunikation trotz Maske lautet zusammengefasst: «Langsam und deutlich Sprechen, den Augenkontakt suchen und sich immer versichern, dass das Gegenüber die Botschaft verstanden hat.» Damit sollte auch die etwas umständliche Kommunikation während der Pandemie klappen.
Schutzmasken sind Pflicht: In Läden, im öffentlichen Verkehr und an Schulen. Sie bieten einen guten Schutz gegen Corona, doch haben auch einen entscheidenden Nachteil. Die Mimik des Gegenübers ist nicht mehr komplett sichtbar. Das ist gerade für Kinder, die eine Sprache lernen, und für Menschen mit einer Hörbehinderung ein Problem. Eine Lösung sind Gesichtsvisiere, die aber weniger Schutz bieten. Doch nun kommt bald die sichere Transparente Atemschutzmaske. Diese wurde von der ETH-Lausanne zusammen mit der Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) entwickelt und soll im Frühjahr 2021 auf den Markt kommen.
Schutzmasken sind Pflicht: In Läden, im öffentlichen Verkehr und an Schulen. Sie bieten einen guten Schutz gegen Corona, doch haben auch einen entscheidenden Nachteil. Die Mimik des Gegenübers ist nicht mehr komplett sichtbar. Das ist gerade für Kinder, die eine Sprache lernen, und für Menschen mit einer Hörbehinderung ein Problem. Eine Lösung sind Gesichtsvisiere, die aber weniger Schutz bieten. Doch nun kommt bald die sichere Transparente Atemschutzmaske. Diese wurde von der ETH-Lausanne zusammen mit der Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) entwickelt und soll im Frühjahr 2021 auf den Markt kommen.