Corona-Ausbrüche auf Mallorca
Ganze Hotelanlagen unter Quarantäne

Stehen die Ferien auf dem Spiel, weil in Spanien, Portugal und Co. die Corona-Zahlen wieder steigen und die Delta-Variante für Unbehagen sorgt? Blick hat die Übersicht.
Publiziert: 03.07.2021 um 01:34 Uhr
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Aktualisiert: 05.07.2021 um 08:52 Uhr
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Hunderte Schüler haben sich auf Mallorca mit Corona angesteckt.
Foto: AFP
Patrik Berger

Tausende Schweizer schlagen dieser Tage die Hände über dem Kopf zusammen. Sie waren so nahe dran an den verdienten Sommerferien am Meer. Und jetzt das! Die Infektionszahlen steigen in südlichen Gefilden wieder – in Spanien etwa, wo sich vor allem junge Menschen anstecken. Allein auf Mallorca infizierten sich Hunderte Schüler, wie der deutsche «Spiegel» schreibt. Eine neue Welle kurz vor der Hauptsaison – das wäre wohl auf Jahre hinaus der Todesstoss für den Tourismus.

Der Grund für den Anstieg der Infektionszahlen waren für einmal nicht Touristen, sondern Hunderte Schüler, die auf der Insel ihren Schulabschluss feiern wollten. Endlich wieder gemeinsam Party machen, etwa bei einem Konzert in einer Stierkampfarena, stand auf dem Programm. Eine schlechte Idee, wie sich nun zeigt. Die Reise wurde zum Superspreader-Event. Mindestens 1924 Schüler und Begleitpersonen haben sich angesteckt.

Feiern in der Quarantäne

Mit Folgen. Die Jugendlichen verbringen ihre Quarantäne nun in einem bescheidenen Hotel auf der Insel. Auch dort halten sie sich laut «Spiegel» nicht an die Regeln. Statt sich schön brav ins Zimmer zurückzuziehen, seilen sie sich mit Bettlaken zu Zimmernachbarn ab – und machen weiter Party! Schlagzeilen, die die Tourismusbranche gerade gar nicht gebrauchen kann.

Der Superspreader-Event auf Mallorca ist Teil einer tristen Trendumkehr. Denn seit Ende April war die Zahl der Infektionen in Spanien Tag für Tag gesunken. Die Spanier konnten stolz sein, den schlimmsten Teil der Pandemie hatten sie hinter sich – trotz Lockerungen und offener Schulen. Doch seit vergangener Woche steigen die Corona-Zahlen wieder. Inzwischen liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bei rund 70. Das weckt längst vergessene Ängste.

Junge können Ältere anstecken

Und es könnte dramatische Folgen haben. Epidemiologen fürchten, dass die Infektionen zum Teil auf die Älteren übergreifen, die noch nicht alle vollständig geimpft sind. Viele 60- bis 69-Jährige warten auf ihre zweite Impfung, die Behörden hatten sie vorrangig mit dem Vakzin von Astrazeneca versorgt, das mit einem Abstand von drei Monaten verimpft wird. In gewissen Gebieten werden die Zweitimpfungen nun vorgezogen.

Die spanische Regierung zieht nun die Schrauben an. So müssen nicht geimpfte Touristen aus Grossbritannien, wo sich Delta stark ausbreitet, vor der Einreise einen PCR-Test vorlegen. Das gilt für Reisende, die in Gruppen ab 20 Personen kommen. «Wenn jemand vorhat, auf die Balearen zu reisen, um sich danebenzubenehmen und die Gesundheit und Wirtschaft der Balearen aufs Spiel zu setzen, soll er zu Hause bleiben», sagt Regionalregierungschefin Francina Armengol (49).

Ausgangssperre in Portugal

Ähnlich kritisch präsentiert sich die Lage in Portugal. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen steigt dort auf den höchsten Wert seit Februar. Die Regierung führt deshalb in besonders betroffenen Städten wieder eine nächtliche Ausgangssperre ein – auch in Lissabon. Arbeiten müssen die Menschen schon bald von zu Hause aus.

Auch diese Verschlechterung kommt für die Tourismusbranche im dümmsten Moment: Viele Schweizer haben ihre Sommerferien in Portugal gebucht, weil das Land lange Zeit als sicher galt.

«Aktuell hat die Schweiz Portugal oder auch Spanien nicht als Hochrisikogebiete eingestuft, aus diesem Grund sind Reisen nach Portugal und Spanien weiterhin möglich», sagt Sprecherin von Tui Suisse, Milica Vujcic. Die Delta-Variante sei noch nicht spürbar.

Im Gegenteil: «Wir haben seit einigen Wochen eine erhöhte Nachfrage für kurzfristige Sommerferien.» Annullationen und Umbuchungen seien derzeit gebührenfrei möglich. Zudem hat der Reiseanbieter noch ein paar Plätze an alternativen Destinationen frei. «Vor allem auf den griechischen Inseln und in der Südtürkei.»

Italien und Frankreich entspannt

In Italien hingegen hat sich die Lage entspannt. Die Infektionszahlen sind zuletzt gesunken. Noch immer gilt zwar offiziell der Notstand, alle Regionen sind aber als «weisse» Zonen eingestuft. Heisst konkret: Bis auf das Einhalten eines Mindestabstands und das Tragen einer Maske in Innenräumen gelten kaum noch Beschränkungen. Nur Einreisende aus Grossbritannien müssen für fünf Tage in Quarantäne.

Entspannt zeigt sich die Lage derzeit auch im beliebtesten Ferienland der Schweizer: Frankreich. Geschäfte, Restaurants und Museen sind geöffnet, die nächtliche Ausgangssperre aufgehoben. Die Schweiz ist in Frankreich auf der sogenannten grünen Liste, die Einreise ist also problemlos möglich.

Gut sieht es auch in Griechenland aus. Bisher sind dort nur wenige Fälle der Delta-Variante entdeckt worden. Experten gehen aber von einer beträchtlichen Dunkelziffer aus, weil die Viren kaum sequenziert werden. Die Inzidenzen in Griechenland sind derzeit relativ tief. Deshalb ist nicht mit einer schnellen Ausbreitung der Delta-Variante zu rechnen. Kurz: Ferien auf Kreta, Rhodos oder Kos sollten in den Sommermonaten problemlos möglich sein.

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