Auf einen Blick
- Preiskampf in der Schweiz: Discounter und Billiglinien prägen den Markt
- Migros und Coop lancierten M-Budget und Prix Garantie als Abwehr gegen Aldi und Lidl
- Aldi eröffnete 2005 die ersten vier Filialen in der Schweiz
Heute dreht sich beim täglichen Einkauf alles um den Preis, den Tiefpreis. Diesen Eindruck vermitteln Werbeprospekte der Discounter. Und PR-Reportagen in den Kundenzeitschriften von Coop und Migros zum Jubiläum ihrer Billiglinien oder Tiefpreis-Offensiven. Der Preiskampf ist allerdings kein neues Phänomen in der Schweiz. Lanciert wurde dieser bereits vor rund 30 Jahren.
Media Markt und Fielmann: Diese Deutschen waren die Vorboten für den Preiskampf, der Ende der 1990er-Jahre in der Schweiz härter wurde. «Brillen zu scharfen Preisen», titelte Blick im August 1996 zu den drei ersten Filialen des Optik-Discounters hierzulande. Zwei Jahre zuvor «eröffnete die Media-Markt-Kette den Preiskampf», wie es hiess, mit zwei Mega-Filialen auf Schweizer Boden.
Dutti roch schon früh den Aldi-Braten
Wer sonst, wenn nicht die Migros von Preisbrecher Gottlieb Duttweiler (1888–1962), erkannte frühzeitig, dass sich immer mehr Konsumentinnen und Konsumenten an ihrem Portemonnaie orientierten. Sie lancierte 1996 die Tiefpreislinie M-Budget und setzte damit ein erstes Zeichen. Denn es war nur eine Frage der Zeit, bis die deutschen Harddiscounter Aldi und Lidl sich aufmachen würden, die Hochpreisinsel zu stürmen. Und die beiden marktbeherrschenden orangen Riesen zu Preissenkungen zu zwingen. Was dann prompt eintrat.
Migros-Rivale Coop schaffte es gerade noch rechtzeitig, die eigene Billigpreislinie Prix Garantie im Januar 2005 zu lancieren. «Was ist denn da Loosli?», titelte Blick vor 20 Jahren. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion führte der damalige Coop-Chef Hansueli Loosli (69) die neue, pinke Tiefpreislinie ein. «Wir gingen am Samstagabend, es war der 8. Januar 2005, in sämtliche 900 Coop-Filialen und beklebten 150 bestehende Artikel des täglichen Bedarfs mit einem pinken Prix-Garantie-Kleber», erzählt Loosli in der aktuellen Ausgabe der «Coop Zeitung». Er selbst beklebte eifrig Teigwaren, Mineralwasser und Co.
Günstig, aber nicht so billig wie in Deutschland
Dann war der Tag da: Am 27. Oktober 2005 gingen die ersten vier Aldi-Filialen auf Schweizer Boden auf. «Ich bin der erste Kunde», sagte Franz Däschle (66) damals zu Blick. Wie er waren viele Kunden zufrieden, aber nicht glücklich: Man kauft günstig ein, aber bei weitem nicht so billig wie in Deutschland.
Aldi ist schon gut ein Jahr in der Schweiz, Lidl steht vor der Tür (Markteintritt 2009): Da kommts zum Denner-Knall. Im Januar 2007 verkauft Chef Philippe Gaydoul (53) das Unternehmen an die Migros. Er wusste, dass sein Discounter im Alleingang den beiden Deutschen auf Dauer nicht gewachsen wäre.
Denner-Mutter Migros muss neben ihrer M-Budget-Billiglinie heute nun auch in die Tiefpreis-Offensive. Ziel: verlorene Marktanteile von Aldi und Lidl zurückholen. Und Coop will die eigene Billiglinie mit inzwischen 1500 Prix-Garantie-Produkten weiter ausbauen: um den Discountern «Paroli zu bieten».